CH-Schluss: Deutliches Minus – Finanzwerte unter Druck

CH-Schluss: Deutliches Minus – Finanzwerte unter Druck

Zürich – Die Schweizer Börse hat den Donnerstagshandel mit deutlichen Abgaben beschlossen und den dritten Tag in Folge verloren. Insbesondere die Finanzwerte kamen unter Druck, nachdem das niederländische EZB-Ratsmitglied Klaas Knot den Spielraum für weitere expansive Massnahmen als klein bezeichnete. Auch die US-Börsen notierten tiefer, nachdem die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe die Erwartungen verfehlten. Zudem äusserte sich Standard & Poor’s kritisch zu Griechenland und hält eine erneute Umschuldung für möglich. Die portugiesische Notenbank erwartet im laufenden Jahr eine tiefe Rezession.

Am Vormittag hatten bereits eingetrübte Wirtschaftsaussichten in der EU und eine enttäuschende italienische Anleihen-Auktion den Aktienmarkt gedrückt. Nach den Gewinnen der vergangenen Monate würden die Kurse derzeit richtiggehend abbröckeln, kommentierte ein Händler: «Niemand will sich derzeit am Markt exponieren.»

Der SMI schloss 1,19% tiefer auf 6’176,26 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) fiel um 1,30% auf 943,87 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 1,14% auf 5’661,16 Zähler.

Roche reagierte mit Abgaben von 1,8% auf die Anhebung des Kaufangebots für das US-Biotechunternehmen Illumina. Der Pharmakonzern bietet nun 51 USD statt zuvor 44,50 USD je Illumina-Aktie, was einer Kaufsumme von rund 6,5 Mrd USD entspricht. Die Erhöhung der Offerte sei von vielen Marktteilnehmern bereits «erwartet bzw. befürchtet» worden, heisst es in einem Analystenkommentar. Andere Beobachter sehen Illumina als eine gute Ergänzung für Roche. Die Illumina-Aktie konnte bis zum Handelsschluss in Europa um 4,2% auf 51,95 USD zulegen.

Aber auch die Titel der Branchenkollegin Novartis (-0,4%) schlossen tiefer. Die defensiven Nestlé verloren ebenfalls 0,8%. Die Titel hatten bereits am Vortag nach einem vorsichtigen Kommentar in einer UBS-Studie nachgegeben.

Durch die erneute Verunsicherung in Bezug auf die Eurokrise standen am Berichtstag insbesondere die Versicherungs- und Finanzwerte auf der Verliererseite. Grösster Verlierer ist am Schluss Swiss Life mit -4,4%. Auch Swiss Re (-1,9%), ZFS (-1,7%) und Bâloise (-0,8%) gaben ab.

Bei den Grossbanken verloren UBS 2,0% und CS 3,0%. Julius Bär standen 1,8% im Minus, obwohl die Analysten von Citigroup die Titel mit einem positiven Kommentar verteidigt hatten.

Auch die Uhrenwerte Swatch (-1,8%) und Richemont (-1,5%) verzeichneten Einbussen. Am Morgen hatten sie noch Unterstützung von einer Barclays-Studie zum Luxusgütersektor erhalten, in der beide Titel mit «Equalweight» bewertet wurden. Die Analysten bezeichneten die Konzerne darin als gut positioniert, um langfristig vom strukturellen Wachstum in den Emerging Markets zu profitieren.

Auch die meisten zyklischen Titel drehten im Handelsverlauf ins Minus. So gaben ABB 1,1% ab, während Adecco 2,0% verloren. Holcim schlossen 1,5% tiefer, nachdem die Titel bereits in den vergangenen Tagen abgegeben hatten.

Übernahmefantasien trieben im Tagesverlauf die Aktie von Nobel Biocare (+1,2%). Der Verwaltungsratspräsident des Dentalimplantateherstellers, Rolf Watter, hatte sich in einem Zeitungsinterview zu seinen Vorstellungen geäussert, ab welcher Angebotshöhen er über einen Verkauf des Unternehmens verhandeln würde. Die Aussagen würden einer Einladung gleichkommen, für Nobel Biocare mitzubieten, hiess es am Markt.

Ansonsten fanden sich noch Givaudan (+0,6%) und Syngenta (+0,5%) auf der Gewinnerliste.

Im breiten Markt meldete die Milchverarbeiterin Emmi (Aktien -0,9%) einen leichten Gewinnrückgang für 2011. Die Dividende bleibt unverändert. Die Zahlen lagen im Rahmen der Konsensschätzungen, allerdings hatte Emmi bereits im Februar erste Angaben zu seinen Gewinnzahlen abgegeben. Das Lagerlogistik-Unternehmen Kardex (Aktien +6,4%) schaffte es im vergangenen Jahr zurück in die Gewinnzone. Die Aktionäre müssen aber erneut auf eine Dividende verzichten.

Deutliche Abschläge verzeichnete Repower (PS, -3,8%), nachdem der Bündner Energiekonzern einen um 30% gesunkenen Jahresgewinn ausgewiesen hatte. Die Aktionäre erhalten eine niedrigere Dividende als im Vorjahr. (awp/mc/ps)

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