Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch den Handel erneut mit deutlichen Verlusten abgeschlossen und damit an die Talfahrt der vergangenen zwei Wochen angeknüpft. Das gestrige Plus erscheint nur noch als kleines Strohfeuer. Der SMI hatte zwar noch freundlich eröffnet und vorerst von den Kursaufschlägen an den US-Börsen vom Vortag profitiert. Bis zur Eröffnung der Handelsplätze in Übersee ging er dann aber wieder auf Talfahrt, denn auch in den USA gab es wieder kräftige Abgaben.
Belastet war die Stimmung an den europäischen Börsen von den Kurseinbrüchen französischer Banken, welche von höheren Kosten für Versicherungen gegen einen Kreditausfall französischer Staatsanleihen nach unten gedrückt wurden. Gerüchte um eine mögliche Abstufung der Bonität Frankreichs wurden am Abend von den Ratingagenturen dementiert. In Handelskreisen wurde zudem die Kurserholung vom Vortag in den USA für übertrieben gehalten.
Zum Schluss verlor der SMI 4,12% auf 4’791,96 Punkte. Dabei war die Volatilität weiterhin äusserst hoch. Zwischenzeitlich legte der Leitindex auf knapp über 5’100 Punkten zu. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 4,45% auf 722,28 Zähler ein und der breite Gesamtmarkt (SPI) 3,84% auf 4’395,38 Punkte.
Am Devisenmarkt hatte die Ausweitung der geldpolitischen Massnahmen der SNB für den Frankenkurs nur kurzfristig einen Rückgang zur Folge. Zum Handelsende sass der Franken aber wieder fest im Sattel und lag nicht weit von der Paritätsgrenze entfernt. Auch gegenüber dem US-Dollar bleiben der Franken sehr stark.
Unter den Blue Chips haben am Mittwoch der Nahrungsmittelkonzern Nestlé und der Personalvermittler Adecco ihre Zahlen präsentiert. Nestlé (-2,9%) profitierten über weite Strecken vom vorgelegten Ergebnis, brachen dann aber im negativen Gesamtmarkt ebenfalls ein. Analysten lobten vor allem die Angaben zum organischen Wachstum und den ermutigend Ausblick.
Adecco (-10,8%) hatte einen bedeutend schwierigeren Stand. Die Titel waren nach einem festeren Start tief in die Verlustzone gerutscht und schlossen den Tag am Ende der Tabelle ab. Aus dem Berufshandel war von Verkäufen aus dem angelsächsischen Raum zu hören. Angeblich kam die eher mässige Ergebnisqualität für das zweite Quartal gerade in diesen Breitengraden nicht sonderlich gut an.
Zu den grössten Verlierern gehörten auch noch weitere konjunktursensitive Titel. Lonza (-8,8%) litten zusätzlich unter einer drastischen Kurszielreduktion durch Deutsche Bank. Aber auch Holcim (-6,3%), Logitech (-6,0%), Swatch (-6,0%) oder Clariant (-5,4%) gehörten zur Schlussgruppe.
Eigentlich positive Nachrichten gab es für den Bankensektor. Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und Deutschland zur Beilegung des Steuerstreits haben ein erfolgreiches Ende gefunden und ein Abkommen wurde paraphiert. Das Abkommen soll nun in den nächsten Wochen von den beiden Regierungen unterzeichnet werden und ab 2013 in Kraft treten. Die Schweizerische Bankiervereinigung äusserte sich positiv zum Steuerabkommen. Für die Bankenwerte ging es trotzdem nach unten. Julius Bär verloren 5,5%, UBS 5,4% und Credit Suisse 3,5%.
Aus der zweiten Reihe hatten Vontobel Zahlen vorgelegt. Die Privatbank verzeichnete einen Neugeldzufluss von 3,4 Mrd CHF und konnte damit die Markterwartungen übertreffen. Die Titel schlossen den Handelstag unverändert ab. Kardex gingen nach anfänglichen Kursgewinnen ebenfalls unverändert aus dem Handel.
Massive Aufschläge waren in Swissmetal (+12,1%) zu sehen. Der Kupfer-Spezialprodukthersteller hatte sich mit der kreditgebenden Bank und dem Sachwalter geeinigt und kann die Produktion an den Schweizer Standorten Reconvilier und Dornach bald wieder aufnehmen.
Aufschläge von fast 10% gab es zudem für Newron (+9,9%), nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA einen Antrag zur Weiterentwicklung des Wirkstoffs NW-3509 in Schizophrenie genehmigt hat. (awp/mc/ps)