CH-Schluss: Erneut fest
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag mit klar festeren Kursen aus der Sitzung gegangen und hat damit an die Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage angeknüpft. Nach einem leicht negativen Start ist der SMI im Handelsverlauf mehr und mehr in die Gewinnzone vorgerückt, das Tageshoch bei 5’637 Punkten konnte allerdings nicht ganz gehalten werden. Getragen wurde die freundliche Stimmung von den gestiegenen Hoffnungen auf Fortschritte bei der politischen Bewältigung der Schuldenkrise in Europa. Am Nachmittag kam aus den USA noch etwas Schub, nachdem die US-BIP-Daten für das zweite Quartal nach oben revidiert wurden.
Die im deutschen Bundestag erreichte Zustimmung für die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF stellte keine Überraschung mehr dar und vermochte den Aktien keine neuen Impulse zu verleihen. Insgesamt sei die Stimmung an den Märkten weiterhin nervös, hiess es in Börsenkreisen. Derzeit seien zwar die Hoffnungen in politische Lösungswege aus der Krise wieder etwas gestiegen, es sei aber jederzeit wieder mit Enttäuschungen und entsprechenden Rückschlägen bei den Aktien zu rechnen.
Der SMI gewann 1,03% auf 5’608,6 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte 0,95% auf 839,3 Punkte zu und der Swiss Performance Index (SPI) 0,90% auf 5’080,92 Punkte.
Als klare Tagessieger gingen Nobel Biocare (+6,7%) und Clariant (+5,9%) hervor. Beide gehören allerdings zusammen mit Logitech (+1,3%) zu den drei im bisherigen Jahresverlauf am schlechtesten dastehenden Schweizer Bluechips. Nobel Biocare wurden von einem Kommentar der UBS getrieben. Die Bank hat die Einstufung der Aktie mit «Neutral» zwar bestätigt, angesichts der tiefen Bewertung von Nobel Biocare gegenüber Konkurrent Straumann (-0,9%) den Titel aber in die «Most Preferred List» aufgenommen.
Überdurchschnittlich gesucht waren zudem Holcim (+4,2%), Adecco (+3,8%) oder Swiss Re (+3,9%). Swiss Re-CEO Stefan Lippe hat sich in einem Interview zuversichtlich gezeigt, dank der Strategie-Änderung von Warren Buffet, mit einem Aktienrückkaufprogramm von Berkshire Hathaway, mehr und lukrative Neugeschäfte im Underwriting zeichnen zu können.
Auch Lonza (+3,1%) gehörten zum erweiterten Spitzenfeld. Das Unternehmen hat am Morgen Fortschritte bei der Übernahme der Arch Chemicals gemeldet; die französischen Behörden hatten dazu grünes Licht gegeben.
Guten Gewinn verzeichneten nebst Swiss Re weitere Finanzwerte wie Swiss Life (+3,4%), ZFS (+2,9%), CS (+3,4%) und UBS (+2,6%). Ein Analyst erklärte die freundliche Tendenz für Bankenaktien mit den Spekulationen auf eine Hebelung des Rettungsfonds EFSF: Eine ausreichende Liquidität sei gut für die Banken.
Über 2% verteuerten sich zudem Bâloise, Sonova, ABB oder Geberit.
Im breiten Mittelfeld landeten Julius Bär (+1,8%). In der Presse wurde erneut die Verwicklung der Bank in die derzeit schwelende US-Steueraffäre aufgenommen, was den Titel allerdings kaum belastete.
Auf der Verliererseite standen lediglich fünf Titel: Schindler (-1,8%) und Actelion (-0,6%) fielen dabei moderat zurück, Transocean (-5,3%) dann doch recht markant.
Stark unter Druck standen auch Swatch (-5,8%) und Richemont (-6,7%). Händler verwiesen auf eine Studie aus dem Hause Morgan Stanley. Die Analysten nahmen die Swatch-Titel mit «Underweight» auf und bewerteten sie als «least preferred stock» im Bereich Brands. Darunter dürften auch Richemont gelitten haben.
Im breiten Markt fielen International Minerals (IMZ) nach dem Jahresbericht 2010/11 um 0,9% zurück. Auffallend waren indes Ci Com (+21,5%) im Vorfeld der Halbjahreszahlen von Morgen Freitag. (awp/mc/ps)