CH-Schluss: Erneut im Plus
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag erneut zugelegt, er musste gegen Handelsschluss allerdings einen Teil der Tagesgewinne im Sog sinkender US-Märkte preisgeben. Dank der deutlichen Avancen der defensiven Schwergewichte Roche, Novartis und Nestlé überflügelte der SMI die europäischen Hauptmärkte und konnte den fünften Tag in Folge Gewinne verbuchen. Die Stimmung bleibe weiterhin fragil, hiess es am Markt. So sei die Freude über die am Vortag von verschiedenen Notenbanken angekündigten Massnahmen zur Sicherung der Liquidität im Banken- und Finanzsystem bereits wieder verpufft.
Unterschiedlich fielen die Signale von der Konjunkturfront aus: So drückten negative Daten zur Produktion in China wie auch Äusserungen von EZB-Chef Mario Draghi auf die Stimmung, andererseits fiel der US-Einkaufsmanagerindex ISM deutlich positiver aus als erwartet.
Der Leitindex SMI schloss 0,52% im Plus bei 5’681,57 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,18% auf 854,82 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,35% auf 5’149,44 Stellen.
Im verunsicherten Börsenumfeld schlossen die Pharmatitel Roche (+1,6%) und Novartis (+1,2%) deutlich fester. Roche-CEO Severin Schwan zeigte sich am Donnerstag an einem Anlass in Basel äusserst zuversichtlich über die Zukunft der «personalisierten Medizin», bei denen Therapien mit begleitenden Diagnostik-Tests auf Patienten «massgeschneidert» werden. An der Spitze der SMI-Kursliste schlossen allerdings die Titel des Biotech-Unternehmens Actelion (+2,2%), das mitteilte, den Molekularbiologen Peter Gruss in den Verwaltungsrat zu wählen.
Zu den Tagesgewinnern gehörten aber auch einige zyklische Titel wie Holcim (+1,2%) oder Adecco (+0,9%), die im Vorfeld des US-Arbeitsmarktberichts vom Freitag zulegten. Unterstützung erhielten die Titel des Temporärstellenvermittlers aber auch von einer Aufstufung durch die ING auf «Buy» von «Hold». Die ING-Analysten wiesen unter anderem auf das defensive Profil von Adecco und die Ausrichtung auf den US-Markt hin.
Für SGS (+1,2% auf 1’557 CHF) revidierten die Analysten von Goldman Sachs ihre Gewinnschätzungen nach oben und zogen ihr Kursziel leicht auf 1’815 CHF nach. Auch die volatilen Swatch (+1,0%) konnten zulegen, während die Titel der Branchenkollegin Richemont (-0,7%) nachgaben.
Sehr uneinheitlich schlossen die Finanzwerte. Von den Bankentiteln konnten Julius Bär (+1,8%) deutlich zulegen, während die Grossbankenaktien CS (-1,5%) und UBS (-1,9%) zu den Tagesverlierern gehörten. Beide Titel hatten allerdings am Vortag nach der Geldspritze der Nationalbanken noch zu den stärksten Gewinnern gezählt.
Bei der UBS wurde am Donnerstag bekannt, dass der neue CEO Sergio Ermotti damit begonnen hat, seine Führungsmannschaft umzukrempeln. Unter anderem hat er per sofort die bisherige Risikochefin Maureen Miskovic, die erst zu Jahresbeginn von Lehman Brothers zur UBS stiess, durch Philip Lofts ersetzt. Die Rochade an der Führungsspitze wurde am Markt allerdings als neutral für die Aktienentwicklung eingestuft.
Unter den Versicherungstiteln zeigten sich ZFS (+1,4%) fester. Der Versicherer hatte sich im Rahmen des stattfindenden Investorentreffens zuversichtlich zur Dividendenpolitik geäussert. Analysten gehen davon aus, dass die Anleger mit einer Dividendenausschüttung auf Vorjahreshöhe rechnen können. Auch Swiss Re (+1,4%) zeigten sich solide.
Dagegen gehörten Swiss Life (-2,3%) zu den deutlichsten Verlierern im SMI/SLI, nachdem der ehemalige AWD-Besitzer und Swiss Life-Verwaltungsrat Carsten Maschmeyer einmal mehr wegen behaupteten Betrugsfällen bei AWD ins Gerede gekommen ist. Auch Bâloise (-0,2%) schlossen tiefer.
Im breiten Markt brachen Publigroupe (-8,8%) nach einer Gewinnwarnung und der Ankündigung einer weiteren Umstrukturierung des Bereichs Media Sales regelrecht ein. Analysten sprachen indes von einem Schritt in die richtige Richtung. Noch massivere Verluste mussten Meyer Burger (-9,1%) hinnehmen. Goldman Sachs revidierte seine Gewinnschätzungen und sein Kursziel für die Titel des Solarunternehmens drastisch nach unten.
Zu den Gewinnern zählten dagegen Tecan (+3,0%). In einem Interview mit AWP anlässlich des Investorentags stellte Tecan-CEO Thomas Bachmann für das kommende Jahr mehrere neue Produkte mit einem erheblichen Umsatzpotenzial sowie eine neue China/Strategie vor. (awp/mc/ps)