Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag erneut mit klar tieferen Kursen aus der Sitzung gegangen. Zum sechsten Mal während der vergangenen sieben Wochen ergab sich damit ein klar negativer Wochensaldo. Nach schwachem Beginn erholte sich der SMI im Tagesverlauf leicht, unter anderem gestützt von guten Zahlen der Citigroup. Am späten Nachmittag liess der enttäuschende Index zum Konsumentenvertrauen der Uni Michigan die Kurse dann wieder purzeln. Klarer Tagesverlierer waren SGS nach enttäuschenden Halbjahreszahlen.
Die Stimmung vor dem Wochenende sei nach der nun acht Tage dauernden Talfahrt der Börsen und angesichts der weiterhin ungelösten Probleme um die Staatsschulden weiterhin negativ gewesen, hiess es in Marktkreisen. Ob sich dies mit der kommende Woche voll anlaufenden Berichtssaison zum ersten Semester ändern werde, bleibe abzuwarten.
Der SMI schloss 0,72% tiefer bei 5`938,05 Punkten, im Wochenvergleich ergab sich ein deutliches Minus von 3,5%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,87% auf 917,12 Punkte ein und der SPI 0,81% auf 5`450,53 Punkte.
SGS (-6,9%) beendeten den Handelstag mit markanten Abgaben und mit Abstand am Ende der Tabelle. Trotz des deutlichen Wachstums und positiver Effekte aus Akquisitionen blieb die Marge aber hinter den Erwartungen zurück. Analysten zeigten sich vom Ergebnis enttäuscht, wobei denn auch insbesondere die erzielten Margen kritisiert wurden. Der (relativ) optimistische Ausblick hat zudem angesichts der präsentierten Zahlen Fragen bei den Analysten aufgeworfen.
Von den Finanzaktien gaben Swiss Life (-2,4%) und UBS (-2,1%) am meisten ab. Barclays hat das Kursziel für UBS, CS (-1,5%) und Julius Bär (+1,3%) reduziert. Die britische Bank verweist dabei auf die jüngsten Währungsbewegungen und die geringere Kundenaktivität im Investment Banking und der Vermögensverwaltung. In der UBS-Affäre wurde zudem bekannt, dass gemäss Bundesgericht die Herausgabe der Kontendaten von 255 amerikanischen UBS-Kunden durch die FINMA an die USA rechtens war.
Auch CS standen etwas im Fokus. Die Bank ist ins Visier amerikanischer Behörden geraten, wobei es um eine branchenweite Untersuchung zu grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsdienstleistungen für US-Personen in der Vergangenheit ging. Auch in Deutschland gehen die Steuerermittlungen durch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weiter.
Weitere klare Verlierer waren Logitech (-2,6%), Geberit (-2,3%), Holcim (-2,2%) und Swiss Re (-2,0%).
Von den Luxusgüteraktien gaben Richemont (-1,4%) mehr ab als Swatch (-0,8%). Die Deutsche Bank hat ihre Schätzungen für Richemont und Swatch überarbeitet. Bei Richemont sieht die Bank dunkle Wolken aufziehen. Sie verweist auf die höhere Anfälligkeit bei einem konjunkturellen Einbruch und die Wechselkurse. Die Analysten senkten deshalb ihr Rating auf «Hold». Währungsaufwertungen würden bei Swatch hingegen das starke Wachstum nicht verderben, auch wenn kurzfristig etwas Gegenwind aufkommen könne.
Zu den wenigen Gewinnern gehörten nebst Julius Bär auch Transocean (+3,7%), Lonza (+0,3%) und Roche (+0,2%). Der Pharmakonzern hat mit dem Medikament Pertuzumab bei der Behandlung von Brustkrebs in einer Phase-III-Studie seine Ziele erreicht.
Im breiten Markt stürzten Temenos (-20,4%) nach einer Umsatzwarnung des Unternehmens in die Tiefe. Der Bankensoftwareanbieter hat die Umsatzprognose für das Jahr 2011 aufgrund des aktuell schwierigen Geschäftsumfelds gesenkt, wobei die Kommentare erstaunlich zurückhaltend geblieben sind.
Erneut stark unter Druck standen auch die krisengeplagten Swissmetal (-8,4%).
Ems (+1,1%) gehörten dagegen zu den Gewinnern. Das Unternehmen hat mit seinen Halbjahreszahlen die Markterwartungen getroffen, trotz kräftigem Gegenwind von der Währungsfront wurde der Umsatz gesteigert. Ems legte im Urteil der Analysten ein solides Ergebnis vor. (awp/mc/ps)