Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag erneut schwächer geschlossen. Nach einer markant tieferen Eröffnung hat der Markt die begonnene Erholung, die temporär in die Pluszone geführt hatte, im Verlauf des Nachmittags abgebrochen. Während besser als erwartete US-Arbeitsmarktdaten und eine festere Eröffnungsphase an der Wall Street noch gestützt und sich die Konjunkturängste etwas beruhigt hatten, drückten danach weitere Diskussionen um den EU-Krisenfonds und Spekulationen über eine mögliche Rating-Herabstufung der USA auf die Kurse, wie es unter Marktbeobachtern hiess.
Trotz einer technischen Erholung im Verlauf und den gemäss Marktbeobachtern als «Lebenszeichen» beurteilten US-Arbeitsmarktdaten würden die Anleger verunsichert bleiben. Die weitere Entwicklung des Aktienmarktes werde angesichts weiterhin zahlreicher Unsicherheiten zurückhaltend beurteilt, hiess es. Zudem kam auch wieder die Besorgnis auf, dass die Ratingagentur Standard & Poor`s den USA die Bestnote aberkennen könnte. S&P hatte Mitte Juli noch einen schärferen Ton angeschlagen als die Agenturen Fitch und Moody`s, die ihre Bestnote für die US-Staatsanleihen nach der Einigung auf eine Anhebung der Schuldengrenze zunächst bestätigt hatten.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 2,14% tiefer auf 5`172,06 Punkte; die Handelsbandbreite belief sich auf rund 230 Punkte. In der verkürzten Handelswoche hat der Leitindex damit um 10,6% nachgegeben und den tiefsten Stand seit Frühjahr 2009 erreicht. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 1,95% auf 787,35 Zähler; der breite Gesamtmarkt (SPI) verlor um 2,11% auf 4`742,83 Punkte.
Dabei stieg die Volatilität weiter: der VSMI legte um 14,8% zu und erreichte wieder das Niveau zu Beginn der Schuldenkrise in Europa im Frühjahr 2010.
Unter den SMI-/SLI-Titeln drückten vor allem die defensiven Indexschwergewichte Nestlé (-2,1%), Novartis (-2,4%) und Roche (-3,5%) den SMI um gut einen Prozentpunkt. Wenig gefragt waren auch die ebenfalls defensiven Swisscom (-2,7%). Generell wurden phasenweise sehr hohe Handelsvolumen erzielt, wie es von Börsenplattform-Betreibern hiess.
Die prozentual grössten Einbussen erlitten – neben den drei Schwergewichten – konjunktursensitive und Versicherungstitel. So verloren Weatherford (-6,1%) am meisten, gefolgt von Swiss Life (-4,4%). Aus dem Versicherungssektor gaben auch ZFS (-2,5) deutlich nach.
Konjunktursorgen lasteten ebenfalls auf den Luxusgütertiteln Richemont (-3,0%) und Swatch (-2,1%). Unter den Bankvaloren verloren CS (-2,3%) und gemässigter auch UBS (-1,2%) weiter.
Hingegen konnten auf sehr tiefem Niveau die Aktien des Computerperipherie-Geräteherstellers Logitech (+2,3%) gegen den Trend zulegen. Weitere Gewinner waren Syngenta (+1,5%) und im Zuge einer technischen Reaktion nach dem Halbjahresergebnis Givaudan (+1,3%). Die Titel des Logistikers Kühne+Nagel (1,0%) und des Hörsystem-Herstellers Sonova (+0,4%) gewannen ebenfalls. Vor Zahlen waren die Titel des Zeitarbeit-Anbieters Adecco (+0,2%) etwas gesucht.
Im breiten Markt standen Dufry (+2,6%) nach der Bekanntgabe verschiedener Akquisitionen im grösseren Stil im Fokus. Der Reisedetailhändler hat für rund 1 Mrd USD in mehreren Schwellenländern Akquisitionen getätigt und sich ein Umsatzvolumen von rund 395 Mio USD erworben. Am meisten nach unten ging es für Ci Com (-18,3%) sowie nach Anschlussverkäufen im Zuge eines enttäuschenden Halbjahresabschlusses ADB (-15,6%). Ebenfalls markant verloren die Biotech-Titel Santhera (-15,6%) und Cytos (-14,5%). Tradition (+11,7%) und VP Bank (+7,3%) gehörten hingegen zu den grössten Gewinnern. (awp/mc/ps)