Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit etwas schwächerer Tendenz den Handel beendet. Nach positiven Vorgaben aus Übersee stand der Standardwerteindex in der ersten Handelshälfte angeführt von Finanzaktien und konjunktursensitiven Papieren noch deutlich im Plus. Im weiteren Verlauft bröckelten die Gewinne jedoch kontinuierlich ab und nach schlechter als erwartet ausgefallenen US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe erhielt der Markt einen weiteren Dämpfer. Im Sog der Abschläge an Wall Street erlitt der hiesige Markt einen weiteren Schwächeanfall.
Börsianer betonten, dass die Unsicherheit am Markt angesichts der Konjunktur- und Schuldensorgen nach wie vor gross sei. Daran habe auch die kurzfristige Euphorie nach Bekanntwerden des Milliardeninvestments von Warren Buffett bei der Bank of America nichts Grundlegendes geändert.
Nun werde mit Spannung auf die näher rückende Rede des Fed-Präsidenten Ben Bernanke am Freitag im amerikanischen Jackson Hole gewartet. Bernanke könnte die Gelegenheit dazu nutzen, um die Märkte auf eine erneute quantitative Lockerung («QE3») vorzubereiten.
SMI verlor zum Handelsende 0,57% auf 5’298,18 Stellen. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index sank um 0,30% auf 790,44 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,44% auf 4’824,77 Punkte.
Auf der Verliererseite standen vor allem konjunktursensitive Titel. Lonza (-1,9%) und Clariant (-1,9%) gaben am deutlichsten nach. ABB (-1,2%) standen ebenso auf den Verkaufslisten. Geberit (-1,5%) konnten nach einer Kurszielerhöhung durch Goldman Sachs nicht zulegen.
Zu den Verlierern gehörten auch Givaudan (-1,8%), Swisscom (-0,6%) und Actelion (-0,4%). Die Analysten von Jefferies haben das Kursziel für Actelion gesenkt. Belastend für den Index waren zudem die defensiven Novartis (-1,3%), Roche (-0,3%) und Nestlé (-0,9%).
Die Aktien der Credit Suisse (+1,4%) gehörten mit zu den stärksten Bluechips. Nachdem sich der Bund vor zwei Wochen mit Deutschland auf die Einführung und die Ausgestaltung einer Abgeltungssteuer einigte, gelang dies nun auch mit Grossbritannien. Damit sei im Banksektor ein weiterer politischer Unsicherheitsfaktor aus dem Feld geräumt und mehr Klarheit geschaffen worden, hiess es in Analystenkreisen. Ein automatischer Informationsaustausch werde immer unwahrscheinlicher. UBS (+0,3%) zogen etwas weniger an.
Im Finanzsektor bauten die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life (+1,8%) die Kursgewinne der Vortage aus. Der Sektorausblick für Schweizer Leben- und Nichtlebenversicherer wird von der Ratingagentur Fitch weiterhin als stabil beurteilt. ZFS verloren dagegen 1,0% und Swiss Re um 1,4%. Der Hurrikan «Irene», der im Atlantik die Bahamas hinter sich gelassen hat und auf US-Festland zusteuert, scheint die Nachfrage nach Papieren global tätiger (Rück-)Versicherer zu schmälern.
Während es zu den Blue-Chips-Unternehmen kaum wichtige Nachrichten gegeben hat, veröffentlichten im breiten Markt einige Firmen Geschäftszahlen. Stark zulegen konnten im Anschluss an den Halbjahresbericht die Aktien des Detailhändlers Valora (+4,6%). Das Unternehmen hatte einen höheren Gewinn als erwartet vorgelegt und hält trotz der schwierigen Marktbedingungen an den Zielen fest.
Die Immobilienwerte Allreal (+0,9%), Mobimo (+1,2%) und Pax-Anlage (+1,0%) stiegen nach Zahlen nur leicht. Alle drei Unternehmen gaben sich für das Gesamtjahr zuversichtlich.
Micronas machten verlorenen Boden wieder gut und gewannen 4,1%. Das Technologieunternehmen hat eine laut Analysten wichtige strategische Partnerschaft im Bereich Automotive abgeschlossen. Alpiq stiegen um 3,5%. Der Energiekonzern übernimmt die im Bereich Energieoptimierung tätige Xamax AG mit Sitz in Embrach. (awp/mc/ps)