Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag fester geschlossen – allerdings klar unter Tageshoch. Die Dividendenpapiere wurden am Nachmittag vorübergehend von positiven Signalen vom US-Arbeitsmarkt beflügelt. Die veröffentlichten ADP-Arbeitsmarktdaten aus dem US-Privatsektor gelten als Indikator für den grossen Arbeitsmarktbericht vom morgigen Freitag. Ein Thema am Markt war auch die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank; die Währungshüter haben wie erwartet den Leitzins für die Eurozone um 25 Basispunkte auf 1,5% erhöht.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat an der anschliessenden Pressekonferenz seine Inflationsrhetorik gemässigt. Zugleich hat die EZB ihre Rating-Bestimmungen für portugiesische Staatsanleihen ausgesetzt. Damit ergreift die Notenbank eine ähnliche Massnahme wie im Falle Griechenlands und Irlands im vergangenen Jahr.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Donnerstag 0,51% fester bei 6’211,11 Punkten (Tageshoch 6’250). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) rückte um 0,44% auf 966,24 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,51% auf 5’710,28 Zähler vor.
Die Nachrichtenlage war am Berichtstag übersichtlich. News kamen indes vom Ölbohrkonzern Transocean, dessen Papiere mit -1,9% ans Ende der Bluechips zurückfielen. Das Unternehmen ist erneut von einem Zwischenfall auf einer Bohrinsel betroffen – diesmal vor Ghana. 108 Arbeiter wurden evakuiert, nachdem Wasser in die Anlage hinein geflossen sei, hiess es. Gemäss Unternehmensangaben wurde niemand verletzt und es gab vorerst kein Anzeichen für auslaufendes Öl. Die Aktie war bereits am Vorabend im US-Handel unter Druck geraten. Analysten sprachen von einem Reputationsschaden für Transocean, das Unternehmen könnte zudem mit zusätzlichen Sicherheitsauflagen oder Kontrollen konfrontiert werden.
Die Aktien der Grossbanken Credit Suisse (-0,5%) und UBS (-0,3%) lagen ebenfalls unter dem Gesamtmarkt. Verschiedene Analysten haben zuletzt ihre Gewinnprognosen und auch Kursziele nach unten revidiert. Die Citigroup verwies dabei auf die anhaltende Frankenstärke und die gestiegenen Sorgen bezüglich der europäischen Staatsverschuldung.
Aus den Reihen der Assekuranzen hat Swiss Re (-0,4%) mit der Asian Development Bank im Rahmen eines Handelsfinanzierungsprogramms eine Versicherungsdeckung im Umfang von 250 Mio USD abgeschlossen. Mit diesem Deal versichert Swiss Re Corporate Solutions erstmals ein Handelsprogramm einer multilateralen Entwicklungsbank.
Zum Teil kräftige Gewinne erzielten Zykliker – allen voran ABB stiegen um 2,5%. Richemont gewannen mit der steigenden Risikoneigung der Investoren 1,9%, Weatherford 1,2%, SGS 1,2% und Geberit 0,8%. Auf der Verliererseite fanden sich hingegen Kühne + Nagel (-0,2% auf 123,60 CHF). Kepler hat das Kursziel für die Aktien des Logistikers auf 143 von 150 CHF gesenkt. Logitech (Aktie: +0,1%) dürften nach übereinstimmender Meinung im Zuge der Indexrevision demnächst ihren Platz im SLI verlieren.
Von den defensiven Schwergewichten stützten insbesondere Novartis mit plus 1,1% den Markt, während sich die Titel der Branchennachbarin Roche um 0,1% verbilligten. Letztere wurde von Citigroup in einer Branchenanalyse als Verlierer der jüngsten Währungsentwicklungen genannt. Novartis seien dagegen weniger stark betroffen, weil die schwächeren Dollar und Yen Teile der Frankeneinbussen neutralisieren würden.
Auch andere Defensive wie Nestlé (+0,4%), Swisscom (+0,6%) oder Actelion (+1,6%) schnitten am Donnerstag gut ab.
Im breiten Markt stand der in Zahlungsschwierigkeiten steckende Kupferprodukte-Hersteller Swissmetal im Fokus. Das Unternehmen prüft verschiedene Massnahmen zur Rettung, hat jedoch gleichzeitig vorsorgliche Massnahme für Massenentlassungen eingeleitet. Das Unternehmen informierte am Nachmittag über die neuesten Entwicklungen, gleichzeitig wurden dessen Aktien (-6,0%) noch weiter gen Süden geschickt.
Addex (Aktie -1,0%) sieht sich zu einer Restrukturierung gezwungen. Das Pharma-Unternehmen will jährlich rund 8 Mio CHF einsparen und die Finanzierung so bis Ende 2013 sichern. Die Massnahmen seien mit einem Abbau von rund 25% der Belegschaft verbunden, hiess es. (awp/mc/ps)