Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt schloss am Freitag im Plus. Nach einem verhaltenen Start machten die Indizes im Verlaufe des Nachmittag mehr und mehr Boden gut. Die Verunsicherung über den vorerst ausgebliebenen Rücktritt von Mubarak in Ägypten hielt sich zu Handelsbeginn in Grenzen. Ebensowenig löste dessen kurz vor Börsenschluss bekanntgegeber Rücktritt eine Euphorie aus, zumindest nicht am hiesigen Aktienmarkt.
Die Daten der US-Handelsbilanz gaben kaum Impulse für den heimischen Markt, dafür sorgte dann jedoch der Konsumentenindex der Uni Michigan für Auftrieb, welcher die Prognosen übertraf. Die fundamentalen Voraussetzungen für die Aktienmärkte seien weiterhin gut, hiess es in Börsenkreisen zur allgemeinen Stimmungslage.
Der SMI schloss 0,80% höher bei 6’665,22 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von 1,2%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann derweil 0,71% auf 1’070,99 Zähler ein, der breite SPI 0,79% auf 5’984,07.
Grösster Gewinner bei den Bluechips waren die eher defensiven Geberit (+2,9%). Ebefalls Stark notierten Richemont (+2,3%) und Givaudan (+1,3%).
Transocean (+0,4%), welche die Bluechips-Tabelle über weite Strecken des Tages angeführt hatten, gaben zum Schluss den grössten Teil der Gewinne wieder preis. Die ZKB bezeichnete den am Vorabend publizierten Flottenbericht des Ölbohr-Konzerns, der teils höhere Tagesraten an den Tag gebracht hatte, als leicht positiv.
Actelion (+0,6%) zeigen sich ebenfalls mit einer festeren Tendenz, wenn auch hier ein Teil der Gewinne wieder abgegeben wurde. Als Ursache für die Kursavancen wurde im Handel eine gestiegene Nachfrage aus dem Ausland ausgemacht. Weil auch in der Schweiz die kritischen Stimmen zur Führung zunähmen, rückten die Titel wieder vermehrt in den Fokus, hiess es am Markt.
Am meisten gestützt wurde der Leitindex hingegen von den defensiven Schwergewichten Novartis (+1,3%) und Roche (+0,9%). Die Barclays Bank hat die Einstufung für Roche auf «Übergewichten» erhöht. Die Investoren seien hier zu negativ, meinten die Briten dazu.
Ebenfalls stützend wirkten Nestlé (+1,0%). Die Titel hatten vorübergehend etwas unter der Zahlenpublikation des US-Konkurrenten Kraft gelitten, sich am Nachmittag aber erholt. Analysten wiesen allerdings darauf hin, dass Nestlé bedeutend besser diversifiziert sei als Kraft, zudem seien die Westschweizer geographisch stärker in den Wachstumsregionen engagiert.
Tagesverlierer im SMI waren erneut Credit Suisse (-1,2%). Die Papiere der Grossbank waren am Vortag nach wenig erbaulichen Zahlen unter Druck gekommen und hatten zum Schluss 5,8% eingebüsst. Heute gab es neue Einschätzungen von Analysten: Sie haben zumeist Rating oder Kursziel gesenkt. UBS (+0,1%) retteten sich im späteren Handel in die Gewinnzone. Julius Bär (+2,1%) zeigten sich indes mit deutlichen Aufschlägen.
Schwächster Blue Chip waren Clariant (-1,8%). Der Muttenzer Spezialitätenchemie-Konzern mischt nach einem Bericht des «Handelsblatts» im Bieterprozess um die deutsche Süd-Chemie mit und bereitet eine Offerte für den Konkurrenten vor. Schwächer notierten auch die Papiere von Kühne+Nagel (-0,8%), Logitech (-0,3%) oder Nobel Biocare (-0,3%).
Im breiten Markt hatte Ems-Chemie (+4,1%) die Zahlen veröffentlicht, wobei die Aktionäre von einer überraschend hohen Dividende profitieren können. Dottikon ES (-3,3%) – die Firma wird wie die Ems-Chemie von einem Spross des Blocherclans geführt – gaben dagegen klar nach.
Der US-Konzern 3M hat das Angebot für die Aktien von WTG (-0,2%) als zustande gekommen erklärt, obwohl er vor Beginn der Nachfrist der Angebotsperiode lediglich knapp 37% hält. Die Aktie schloss entsprechend mit 62,05 CHF nahe dem Angebotspreis von 62,00 CHF. (awp/mc/upd/ps)