Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag einen eher richtungslosen Handelstag mit geringen Umsätzen im Plus beendet. Viele Investoren hätten mit dem Börsenjahr 2011 bereits abgeschlossen, was Raum für Zufallsbewegungen biete, kommentierte ein Händler. Vor allem bei den grosskapitalisierten Titeln würden sich die Anleger mit substanziellen Käufen vor Jahresende zurückhalten. Am späteren Nachmittag boten vorwiegend positive Konjunkturdaten aus den USA den Aktienbörsen noch etwas Unterstützung.
Das von der Universität Michigan erhobene US-Konsumklima sowie positive Signale vom Arbeitsmarkt überwogen laut Händlern die leicht negative Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal. An der Schweizer Börse legten vor allem zyklische Titel sowie Finanzwerten zu, während sich die defensiven Werte verhalten entwickelten.
Der Leitindex SMI schloss um 0,56% höher bei 5’837,06 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,78% auf 863,89 und der breite Swiss Performance Index (SPI) gewann 0,65% auf 5’261,82 Zähler hinzu.
Europaweit legten am Donnerstag Bankentitel zu, nachdem die EZB am Vortag die Finanzinstituten mit sehr viel Liquidität eingedeckt hatte. Auch an der Schweizer Börse gingen UBS (+3,1%) mit den deutlichsten Gewinnen unter den Bluechips aus dem Handel. Etwas weniger stark fielen die Avancen bei CS (+1,1%) aus, während Julius Bär deutliche 2,4% gewannen.
Bei den Versicherungstiteln zeigten Swiss Life (+2,1%) die stärksten Avancen, die in den letzten Wochen im Zusammenhang mit der Finanztochter AWD und dem Ausstieg von AWD-Gründer Carsten Maschmeyer stark unter Druck gestanden waren. Ebenfalls klar fester schlossen Bâloise (+1,2%) sowie Zürich (+0,7%) und Swiss Re (+0,5%).
Ebenfalls deutlich im Plus gingen Givaudan (+2,3% auf 875 CHF) aus dem Handel. Marktbeobachter führten die Avancen auf eine positive Studie von Merrill Lynch zurück, in welcher die Analysten der US-Bank ihr Kursziel für die Titel just auf den Wert von 875 CHF angehoben haben.
Auch die konjunktursensitiven Adecco (+1,8%) schlossen deutlich höher. Sie zeigten sich damit unbeeindruckt von einer skeptischen Goldman Sachs-Studie, die noch keine Erholung für die Personalvermittlungs-Branche erkennen konnte. Verhaltener entwickelten sich Holcim (+0,6%), nachdem die Analysten einer Schweizer Grossbank ein zurückhaltendes Bild des weltweiten Baumaterialsektors gezeichnet haben.
Bei den Luxusgüterwerten ging die Aktienentwicklung für einmal deutlich auseinander. Klar positiv schlossen Swatch (+0,8%), die am Vortag noch von der S&P-Aktienanalyse mit «Strong Buy» zum Kauf empfohlen worden waren. Im Gegensatz dazu schlossen die Titel der Branchenkollegin Richemont (-0,3%) den Handelstag als schwächste Bluechip-Werte.
Die defensiven Schwergewichte Nestlé und Novartis (je +0,4%) gingen mit Aufschlägen aus dem Handel. Dagegen schlossen Roche (-0,5%) im Minus. Roche-CEO Severin Schwan hatte sich in einem Interview mit der Mitarbeiterzeitung skeptisch zum wirtschaftlichen Umfeld in Europa auch für das kommende Jahr gezeigt, gab sich aber positiv zur Geschäftsentwicklung in Asien. Gegenüber «Bloomberg TV» zeigte er sich zudem für kleinere Übernahmen offen.
Actelion (+0,1%) wurden von einer kritischen Goldman Sachs-Studie belastet, in welcher der Analyst seine Umsatzerwartungen für die kommenden Jahre nach unten revidiert. Zu den wenigen Verlierern im SMI gehörten auch Sonova (-0,3%), Kühne+Nagel (-0,2%) und Geberit (-0,1%).
Am breiten Markt vollführten die Forbo-Titel (+14,3%) einen Kurssprung. Der Bodenbelags- und Klebstoffhersteller hatte den Verkauf des Teilbereichs Industrieklebstoffe für 370 Mio CHF bekanntgegeben, welcher für rund 30% des Gesamtumsatzes von Forbo verantwortlich war. In Marktkreisen wurde der Verkaufspreis als «sehr attraktiv» beurteilt.
Auch Swissmetal (+83%) legten erneut deutlich zu, nachdem sich der Aktienkurs bereits am Vortag mehr als verdoppelt hatte. Die Aktie des in Nachlassstundung befindlichen Metallverarbeiters wird von Übernahmegerüchten beflügelt. (awp/mc/ps)