CH-Schluss: Freundlich – Gute Konjunkturdaten stützen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag auf Tageshoch fester geschlossen. Stark gesucht waren vor allem konjunktursensitive Aktien; auch Finanzvaloren konnten zulegen. Infolge von Umschichtungen lagen aber vor allem die defensiven Index-Schwergewichte aus der Pharmabranche etwas im Angebot und beschränkten die Gewinne des Aktienmarktes insgesamt.
Eine Stütze boten erst über Erwarten gute Konjunkturdaten aus Deutschland. Im Verlauf des Nachmittagshandels belebten zudem gute US-Wirtschaftsdaten und folglich deutlich fester tendierende US-Börsen das Geschäft zusätzlich. Die gute Stimmung hielt bis zur Schlussauktion an und liess den Leitindex um Tageshoch schliessen. Die vom deutschen Ifo-Institut publizierten Daten zur Stimmung in der Wirtschaft im Dezember haben sowohl bei der Geschäftslage als auch beim -klima die Erwartungen übertroffen. In den USA stieg die Zahl der Baubeginne im November überraschend kräftig. Demgegenüber traten die Eurokrisen-Sorgen etwas in den Hintergrund.
Der Leitindex SMI schloss um 0,63% höher bei 5’804,31 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 1,17% auf 858,08 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,78% auf 5’226,86 Zähler.
Vor allem in Frankfurt und Paris fielen die Kursgewinne jedoch noch viel höher aus.
Im Zuge von Konjunkturhoffnungen legten u.a. Clariant (+5,2%), Geberit (+4,1%), Adecco (+4,0%), Kühne & Nagel (+3,2%) und Logitech (+3,2%) markant zu. Ebenfalls stark gesucht waren die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont (+3,0%) und Swatch (+2,9%). Gemäss den am Morgen veröffentlichten Daten zu den schweizerischen Uhrenexporten besteht eine unverändert robuste Nachfrage nach Schweizer Zeitmessern, die sich für die beiden Luxusgüteraktien als Stütze erwies.
Finanzaktien konnten ebenfalls deutlich vorrücken und von den Konjunkturdaten profitieren. So zogen Julius Bär (+2,7%%), Bâloise (+2,3%), CS (+1,8%), Swiss Life (+1,6%) und ZFS (+1,5%) stärker an. UBS und Swiss Re (je +1,1%) hinkten etwas hinter her.
Zu den grösseren Gewinnern gehörten auch die allerdings defensiven Aktien des Telekom-Konzerns Swisscom (+1,5%), die von einer Entscheidung der Wettbewerbskommission profitieren. Die Weko stellte eine Untersuchung gegen die drei Mobilfunkbetreiber Swisscom, Sunrise und Orange wegen überhöher Terminierungsgebühren ein und hob gegen Swisscom eine rekordhohe Busse von 333 Mio CHF auf. Ebenfalls stärker gefragt waren ohne News die Pharmawerte Actelion (+3,6%).
Hingegen drückten infolge Engagements in konjunktursensitive Titel Abgaben in den defensiven Index-Schwergewichten Roche und Novartis (je -0,4%) auf den Leitindex. Die beiden Pharmawerte konnte allerdings gegen Handelsschluss die Einbussen noch reduzieren. Novartis musste zudem eine Studie mit dem Blutdrucksenker Rasilez/Tekturna bei Hochrisikopatienten mit Diabetes und beeinträchtigter Nierenfunktion abbrechen. Wenig Einfluss scheint hingegen der am vergangenen Freitag erfolgte und am (heutigen) Dienstag gemeldete Verkauf eines grösseren Aktienpaketes eines nicht-exekutiven Verwaltungsratsmitgliedes von 1,41 Mio Titeln zu haben. Beim Verkäufer dürfte es sich um den VR-Präsidenten Daniel Vasella handeln.
Um Roche ranken sich seit wenigen Tagen Gerüchte über eine bevorstehende Arrondierungsakquisition. So wird dem Pharmakonzern ein Interesse an der US-Biopharmafirma Inhibitex nachgesagt, die u.a. ein Hepatitis-C-Produkt entwickelt. Dabei wird von einem Übernahmepreis von 2 Mrd USD ausgegangen.
Die Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé stützten hingegen den Gesamtmarkt mit einem Plus von 0,4% leicht.
Im breiten Markt standen die Aktien des Modehändlers Charles Vögele (+14,6%) im Fokus. Der Detailhandelsriese Migros setzt seine Politik der kleinen Schritte fort und hat seine Beteiligung an dem Unternehmen erneut erhöht. Neu hält die Migros 25,17% an Charles Vögele. Die Schwelle, die eine Pflicht zu einem Übernahmeangebot auslöst liegt bei 33,33% und rückt damit immer nähert.
Implenia rückten um 2,3% vor. Der grösste Schweizer Baukonzern erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2011 ein Konzernergebnis über Vorjahresniveau, wie das Unternehmen am Vorabend mitteilte. Die Aktie notiere weiterhin deutlich unter dem Buchwert, hiess es bei Marktanalysten.
Die von Mobilezone (+4,4%) getätigte Übernahme von Mobiletouch betrachten Analysten als «positiven Schritt». Da die Barmittel bislang keine Erträge erwirtschaftet hätten, werde diese Übernahme eine Erhöhung des Gewinns je Aktie zur Folge haben. Die Bank Vontobel erhöhte in der Folge ihr Kursziel.
Grössere Verlierer waren im breiten Markt u.a. Perfect (-16,7%), EGL (-15,7%) und Mondobiotech (-12,1%). (awp/mc/ps)