Zürich – Getragen von Aufschlägen in den grosskapitalisierten Pharmawerten und in Nestlé sowie mit den Rückenwind eines freundlichen Handelsstart in den USA hat der Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch sehr freundlich geschlossen. Händler sprachen von einem volatilen Geschäft, in dem allgemeine Konjunktursorgen erst zum Handelsende in den Hintergrund gestellt wurden.
Marktteilnehmer sprachen auch von einem «Währungsmarkt», nachdem die SNB zwar ihre Bemühungen zur Abschwächung des Frankens erneut verstärkt hat, die erwartete Ankündigung einer Untergrenze zum Euro aber ausblieb. Mit dem erst im Tagesverlauf wieder sinkenden Franken fassten auch die Dividendenpapiere später wieder Tritt.
Der Swiss Market Index (SMI) hat zur Wochenmitte um 0,89% auf 5’421,32 Punkte zugelegt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) rückte derweil um 0,40% auf 813,66 und der breite Gesamtmarkt (SPI) um 0,70% auf 4’931,69 Punkte vor.
Die defensiven Indexschwergewichte Novartis (+2,2%), Roche (+1,7%) und Nestlé (+1,6%) zogen deutlich an und stützten den Standardwerte-Index massgeblich. Die drei Titel machen mehr als 55% der SMI-Kapitalisierung aus. Roche konnte am Nachmittag mit der US-Zulassung für das Medikament Zelboraf bei Hautkrebs mit positiven Nachrichten aufwarten.
Swiss Life stiegen nach Zahlen um 3,7%. Der Lebensversicherer hat Resultate über den Analystenprognosen abgeliefert. Ein Teil der Differenz zwischen den Konsensschätzungen und dem effektiven Reingewinn wird allerdings mit einer unerwarteten Steuerrückvergütung erklärt. Das Ergebnis bestätige aber die positive Einschätzung, kommentierten Analysten. Der Versicherer leide nicht so stark unter den tiefen Zinssätzen, wie dies der Aktienkurs nahe legen könnte.
Der Rest der Assekuranz wie Bâloise (-0,1%), Swiss Re (-0,1%) und ZFS (+0,1%) tendierte unauffällig. Mit deutlichen Abgaben gingen hingegen die Bankaktien aus dem Tag: Credit Suisse sanken um 2,1% und UBS um 1,3%. Bankwerte litten europaweit unter Plänen für eine europäische Finanz-Transaktionssteuer (Tobin-Steuer).
Zykliker wurden zum Teil deutlich zurückgebunden: Am Tabellenende fanden sich Nobel Biocare (-5,8%) vor Clariant (-3,5%). Die Titel des Dentalimplantateherstellers leiden unter der Rückstufung der UBS auf ‹Neutral'(von Buy) sowie unter diversen Kurszielsenkungen.
Holcim (-0,9%) gehörten vor der Zahlenpublikation am Donnerstag ebenfalls zu den grössten Verlierern, ABB büssten 0,5% ein.
Swisscom gaben 0,7% ab, nachdem die Credit Suisse das Rating für die Titel auf ‹Underperform› (von Neutral) reduziert hat. Die CS-Analysten haben ihre Schätzungen aufgrund tieferer Annahmen bezüglich des Wachstums im Mobile-Bereich und negativen Währungseffekten bei Fastweb nach unten angepasst. Unicredit hat zudem das Kursziel für die Papiere reduziert.
Aus der zweiten Reihe haben verschiedene Unternehmen Zahlen für die ersten sechs Monate veröffentlicht. Bei OC Oerlikon (-0,7%) honorierten die Anleger die deutliche Steigerung der Profitabilität und den leicht erhöhten Ausblick für die EBIT-Marge 2011 nicht.
Cham Paper Group (-1,2%), Galenica (+2,7%) und Viktoria-Jungfrau (+0,1%) schnitten nach Zahlen uneinheitlich ab.
Cytos (-53,7%) erlebten nach dem Rücktritt von CEO Wolfgang Renner und der Ankündigung eines radikalen Kostensenkungsprogramm einen rasanten Taucher. Das Unternehmen habe zu lange gewartet, auch ein Konkurs sei nun eine Möglichkeit, kommentierte ein Analyst. (awp/mc/pg)