Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch mit Gewinnen geschlossen. Eine freundliche Entwicklung an der Wall Street und fehlende neue Hiobsbotschaften aus Libyen und Japan hätten für etwas Entspannung gesorgt, hiess es am Markt. Ganz aus der Welt sei die Unsicherheit aber noch nicht, gerade die Lage in Japan ist weiter ungeklärt und die Regierung rechnet nicht damit, die Situation bald unter Kontrolle zu haben. Konjunkturdaten fielen indes recht positiv aus. So stieg das KOF-Konjunkturbarometer überraschend an und deutet auf ein weiter dynamisches Wachstum der Schweizer Wirtschaft hin.
Auch Daten aus den USA stellten die Anleger zufrieden. Die Zahl der Beschäftigten im Privatsektor stieg dem Arbeitsmarkt-Dienstleister ADP zufolge um rund 200’000 an. Das wurde vom Markt in etwa so erwartet. Nun werde mit Spannung der grosse Arbeitsmarktbericht am Freitag erwartet.
Der SMI ging mit plus 0,68% auf 6’398,42 Zähler aus dem Handel und ist damit wieder nahezu auf dem Niveau von vor der Katastrophe in Japan. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,49% auf 1’021,07 Zähler; der breite Gesamtmarkt (SPI) legte um 0,57% zu auf 5’821,82 Punkte.
Klar im Fokus standen die Titel des Hörgeräteherstellers Sonova. CEO Valentin Chapero und CFO Oliver Walker haben ihren Rücktritt eingereicht, Andy Rihs verzichtet auf das Amt des Verwaltungsratspräsidenten. Die Rücktritte erfolgen in Reaktion auf eine Untersuchung wegen möglicher Insider-Geschäfte vor der Gewinnwarnung von Mitte März, die ausserdem zu spät erfolgte. Zudem wurde versäumt, innerhalb des Unternehmens rechtzeitig ein Handelsverbot für Börsentransaktionen mit eigenen Aktien und Optionen zu erlassen.
Analysten werten den Schritt einerseits positiv und nötig, um das Vertrauen wieder herzustellen. Andererseits komme er zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die Aktienreaktion war eindeutig – mit minus 11,7% sind die Sonova-Titel Schlusslicht im SMI/SLI. Damit haben die Titel seit der Gewinnwarnung und des Insiderverdachts nun fast 30% an Wert verloren.
Unter den übrigen SMI-/SLI-Titeln waren vor allem konjunktursensitive Werte gesucht, die von Konjunkturhoffnungen profitieren. So kletterten an der Spitze die Titel der Luxusgüterhersteller Swatch (+2,0%) und Richemont (+2,2%). Diese Titel seien mit der Branchenmesse Baselworld weiterhin Fokus, so ein Händler. Aber auch Synthes (+1,9%) oder Adecco (+1,2%) waren gefragt.
Transocean (+0,1%) und Weatherford (+0,2%) gaben indes ihre frühen Gewinne fast vollständig ab. Am Vortag hatten diese Titel noch im US-Handel deutlich zugelegt, nachdem es Spekulationen gab, wonach Saudi-Arabien die Offshore-Ölförderung ausweiten könnte.
Stützend wirkten sich derweil Gewinne der defensiven Schwergewichte Nestlé (+1,2%) und Roche (+1,1%) aus. Beim Nahrungsmittelhersteller verweisen Händler auf Aussagen des CFO, die Spekulationen auf die Ankündigung eines neuen Aktienrückkaufprogramm schon im August schürten. Der Roche-CEO sieht derweil einem Interview mit der «Handelszeitung» zufolge noch keine signifikanten materiellen Schäden aus der Japan-Katastrophe auf das Unternehmen zukommen. Zudem halte der Roche-Familienpool und Maja Oeri an der Unabhängigkeit von Roche fest.
Die Grossbanken entwickelten sich unterdurchschnittlich. Händler sehen den Grund in einer Studie von Barclays zum Bankensektor, in der von einem anhaltend grossen Kapitalbedarf für die ab 2013 geltenden Kapitalanforderungen die Rede ist. UBS standen mit 0,3% leicht im Plus, CS hielten sich bei plus 0,1%.
Bei den Versicherern litten Bâloise (-0,9%) weiter unter einer Rückstufung durch die CS auf «Underperform» von Anfang der Woche. ZFS (-0,1%) und Swiss Re (+0,6%) schlossen uneinheitlich.
Im breiten Markt gewannen Schindler-Partizipationsscheine nach der Ankündigung eines Joint Ventures 0,6%. Analysten bewerteten den Schritt aus strategischer Sicht als positiv. Bobst (-0,2%), Conzzeta (+1,5%), Looser (+0,5%), Myriad (-2,4%), SHL (+2,9%) und Airesis (-5,6%) legten ihre Jahreszahlen vor. (awp/mc/ps)
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