Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag freundlich unter Tageshoch geschlossen. Am Nachmittag lastete die verhaltene Entwicklung an Wall Street in Kombination mit uneinheitlichen US-Konjunkturdaten auf den Kursen. Für einen markanten Anstieg hätten insgesamt die Impulse gefehlt, hiess es. Die schwache Entwicklung bei Richemont und Roche band das Bluechips-Barometer SMI ebenfalls zurück.
Die US-Börsen fanden bis Börsenschluss in Europa keine klare Richtung. Am Markt wurden zwar überraschend stark gesunkene Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe als Anzeichen dafür gewertet, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin auf dem Wege der Erholung befindet. Weitere Konjunkturdaten fielen jedoch enttäuschend aus. So hatte sich unter anderem das Geschäftsklima in der Region Philadelphia im Mai deutlich eingetrübt.
Der SMI ging 0,35% höher bei 6’557,95 Punkten aus dem Handel (Tageshoch 6’577). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 0,39% auf 1’024,47 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,37% auf 6’034,88 Stellen.
Angeführt wurde die Liste der SMI/SLI-Werte von Logitech (+2,4%). Die Titel hätten etwas von der nach den Dell-Zahlen verbesserten Stimmung im Tech-Sektor profitiert, hiess es. Auch seien nach dem Kurszerfall der vergangenen Wochen erste Baisseengagements wieder glattgestellt worden, so ein Markbeobachter.
Grössere Aufschläge gab es unter anderem noch bei Transocean (+1,9%), Adecco (+1,4%) und Syngenta (+1,1%).
Auch ABB (+0,8%) konnten zulegen. Bernstein Research stufte den europäischen Investitionsgütersektor in einer Branchenstudie zwar weiterhin nur mit «Neutral» ein, zählte die Valoren von ABB aber zu den Favoriten. Die hiesige Tochter des Energie- und Automationstechnikkonzerns ist zudem am Bau der grössten Batterie der Schweiz beteiligt.
Uneinheitlich notierten UBS (+0,7%) und CS (-0,4%), aber auch die Assekuranzen trugen unterschiedliche Vorzeichen. Swiss Re (+2,1%) und Bâloise (+1,2%) konnten dabei zulegen. Der Vertragsentwurf für den künftigen Euro-Rettungsschirm (ESM) soll einem Pressebericht zufolge private Geldgeber wie Banken oder Fonds schonen. Grund sei ein «schwammiger Passus» in der englischen Fassung des vorläufigen Vertragstextes, hiess es.
Die unterdurchschnittlich notierenden defensiven Schwergewichte Roche (unv.) und Nestlé (+0,2%) sorgten dafür, dass sich die Aufschläge beim Leitindex SMI in Grenzen hielten. Novartis (+0,7%) notierten etwas besser.
Zu Nestlé kursierten nach dem CEO-Rücktritt bei Hershey Spekulationen, wonach sich ein Unternehmensverkauf abzeichnen könnte. Die Westschweizer seien in der Vergangenheit gerüchtehalber immer wieder als potenzieller Interessent für Hershey bezeichnet worden, so ein Marktakteur.
Grösste Verlierer waren Richemont (-1,5%). Der Luxusgüterkonzern konnte die hohe Erwartungshaltung am Markt mit dem Ergebnis 2010/11 nur beim Umsatz erfüllen, mit dem EBIT und dem Gewinn wurden die Vorgaben dagegen deutlich verfehlt. Entsprechend blieben auch die Margen klar hinter den Erwartungen zurück. Besser kamen bei den Analysten der Ausblick und die Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms weg.
Swatch (-0,2%) wurden von den Richemont-Zahlen etwas belastet. Verluste erlitten unter anderem noch Lonza (-1,2%), Sonova (-1,4%) und Nobel Biocare (-0,7%).
Im breiten Markt gaben Gategroup (-3,1%) deutlich nach. Der Titel setzte damit seinen jüngsten Abwärtstrend fort. Für neuen Abgabedruck sorgte ein kritischer Kommentar der UBS im Anschluss an eine Small und Midcap-Konferenz der Bank.
Sonst waren aus dem SPI wenig News vorhanden. Mit Avancen fielen unter anderem Gottex (+6,8%) auf, während auf der Gegenseite Evolva (-5,2%) und Bellevue (-4,6%) eine schwache Performance hinlegten. Börsenneuling Autoneum verlor 3,7%. (awp/mc/gh)