Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag nach der kurzen Verschnaufpause vom Vortag erneut zugelegt und damit die dritte Woche in Folge mit klaren Aufschlägen beendet. Nach einem verhaltenen Start zogen die Aktien bereits am Vormittag mehr und mehr an, ehe am Nachmittag Konjunkturdaten aus den USA noch für zusätzlichen Schub sorgten. Die Publikation der Im- und Exportpreise sowie insbesondere der Detailhandelsumsätze wurde insgesamt freundlich aufgenommen.
Im Anschluss an die Veröffentlichung des leicht enttäuschenden Michigan-Konsumklimas ging es dann von den Tageshöchstständen aber noch einmal etwas zurück.
Die vor zu viel Optimismus im Zusammenhang mit der Schuldenkrise in Europa und der Weltwirtschaft allgemein warnenden Stimmen sind zwar nach wie vor vorhanden. Die Stimmung hat sich aber insgesamt dennoch weiter aufgehellt. Die verschiedenen politischen Vorstösse auf europäischer Ebene zur Lösung der Schulden- und Bankenkrise lassen die Investoren hoffen.
Der Swiss Market Index (SMI) legte schliesslich 0,84% auf 5’761,12 Punkte zu und erreichte im Tageshoch gar 5’805. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von 1,9%.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) zog um 0,86% auf 863,48 Punkte an und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,87% auf 5’214,56 Punkte.
Als Tagessieger gingen Julius Bär (+4,5%) aus dem Rennen. Die Aktien der Privatbanken-Gruppe hatten bereits am Vortag zu den stärksten Aktien gehört, nachdem in den Medien die Spekulationen um ein mögliches Angebot für die Bank Sarasin wieder aufgewärmt worden waren.
Syngenta (+1,3%) schlossen nach Umsatzzahlen zu den ersten drei Quartalen ebenfalls höher, fielen dabei nach sehr starkem Start aber im Tagesverlauf ins breite Mittelfeld zurück. Der Agrochemiekonzern hat mit einem um 21% höheren Umsatz die Konsensschätzungen weit übertroffen. Die Firmenverantwortlichen rechnen nun für das Gesamtjahr mit einem beträchtlichen Umsatzwachstum und einer höheren Rentabilität. Positiv zur Kenntnis genommen wurde am Markt auch die Preissetzungsmacht des Unternehmens im zurückliegenden Quartal.
Zur Spitzengruppe gehörten am Schluss auch Swiss Re (+3,2%) und Transocean (+3,7%), dicht gefolgt von Clariant (+3,0%). Das Chemie-Unternehmen nimmt am deutschen Schuldscheinmarkt insgesamt 365 Mio EUR auf. Mit den neuen Schulden sollen vor allem die Fälligkeitsstrukturen und Finanzverbindlichkeiten optimiert werden. Die Platzierung der Schuldscheine beweise die Fähigkeit von Clariant, trotz unsicherem Ausblick eine Refinanzierung zu sicheren Bedingungen durchzuführen, hiess es dazu am Markt.
Besser als der Gesamtmarkt hielten sich zudem die weiteren Versicherungen Swiss Life (+1,8%), ZFS (+1,7%) und Bâloise (+1,2%), während auch die schwergewichteten Roche (+1,3%) und Nestlé (+1,0%) einiges zum guten Gesamtmarkt beitrugen.
Die Grossbanken zeigten sich nach den Neueinschätzungen durch die Ratingagentur Fitch bei den schwächeren Werten, wobei CS (unverändert) deutlich besser abschnitten als UBS (-0,9%). Bei der CS hat die Agentur den Ausblick auf «Negativ» gesenkt, bei der UBS hat sie das Langfrist-Rating auf «A» von «A+» reduziert.
Grösster Verlierer unter den Blue Chips waren Kühne+Nagel (-1,8%) im Vorfeld der Neunmonatszahlen vom Montag. Im breiten Markt fielen Sulzer um 8,8% klar zurück. Das Unternehmen hat vorbörslich die Zahlen zum Bestellungseingang für die ersten neun Monaten vorgelegt und dabei die Erwartungen des Marktes enttäuscht. Das Management befürchtet, dass die Unsicherheiten an den Finanzmärkten andauern werden, was sich weiter negativ auf das Bestellverhalten auswirken würde. Dagegen zogen Ems-Chemie, ebenfalls nach Angaben zu den ersten drei Quartalen, um 1,8% an.
Acino fielen mit einem massiven Plus von 18,7% auf. Der Pharma-Zulieferer und Generika-Hersteller übernimmt von Cephalon dessen Geschäftsaktivitäten im Nahen Osten und in Afrika. Der Gesamtpreis wird auf rund 80 Mio EUR beziffert.
Ähnlich markant waren die Avancen von Precious Woods (+18,2%), nachdem sich das in der Waldbewirtschaftung tätige Unternehmen mit der Notveräusserung von drei Vierteln ihres Teakholz-Geschäftes aus der finanziellen Schieflage befreien konnte. (awp/mc/ps)