Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit etwas tieferen Kursen aus der Sitzung gegangen und hat damit auch über die Woche gesehen ein kleines Minus verzeichnet. Nach einem freundlichen Start ist der SMI am Tag des kleinen Eurex-Verfalls um die Mittagszeit etwas abgerutscht, ehe am späteren Nachmittag die negative Eröffnung in den USA und neue Negativ-Nachrichten zu Griechenland den Abgabedruck noch einmal erhöht und die Kurse in die Verlustzone getrieben haben.
Insgesamt sei das Geschäft trotz des Verfalltermins in ruhigen Bahnen verlaufen, wichtige Impulse hätten zum Wochenschluss gefehlt, hiess es in Händlerkreisen. Belastet habe zum Schluss vor allem, dass kurz vor Handelsende die Eurokrise nochmals verstärkt in den Fokus gerückt sei.
Der SMI ging schliesslich 0,42% tiefer ins Wochenende bei 6’530,61 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 0,5%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,34% auf 1’021,03 Punkte und der breite SPI 0,36% auf 6’013,29 Punkte.
Dass die Verschuldung der Staaten noch einmal auf den Radar der Investoren kam hatte verschiedene Gründe. Einerseits hatte die Ratingagentur Fitch zuvor das Rating für Griechenland auf «B+» mit Ausblick «negativ» zurückgenommen. Andererseits forderten der Internationale Währungsfonds (IWF), die Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Kommission die Griechen dazu auf, die Reformen im Land zu beschleunigen. Belastend für das ganze Sentiment waren auch Aussagen des Chefs der Deutschen Bundesbank, Jens Weidmann, der vor einer «weichen» Umschuldung Griechenlands gewarnt hatte.
Die grössten Abgaben verzeichneten zum Schluss Syngenta (-1,7%), trotz einer wohlwollenden Einschätzung einer französischen Bank. Die Analysten der SocGen haben ihre positive Einschätzung zu Syngenta bestätigt und die Kauf-Empfehlung mit dem Kursziel 395 CHF erneuert. Die Trockenheit in Europa dürfte lediglich zu Ernte-Ausfällen in Frankreich und in Teilen von Deutschland sowie Grossbritannien führen, hiess es dort.
Mit am Tabellenende waren mit Holcim, Geberit (je -1,0%) und Adecco (-1,1%) auch einige konjunktursensitive Titel zu finden. In diesem Kontext waren auch die Verluste von ABB (-0,9%) einzustufen.
Klar tiefer schlossen auch SGS (-1,1%) oder Sonova (-0,9%).
Die drei am stärksten gewichteten Aktien Nestlé (-0,4%), Novartis (-0,6%) und Roche (-0,8%) zogen den Gesamtmarkt ebenfalls nach unten. Verschiedene positive News zu Produkten von Roche vermochten den Kursverlauf des Genussscheins nicht zu stimulieren.
Zu den grössten Gewinner gehörten Swiss Life (+1,1%) und Swiss Re (+0,7%). Am Markt wurden die Swiss Re-Valoren wieder zuversichtlicher beurteilt. Die Holding-Umstellung in der kommenden Woche werde Kaufkräfte freimachen, könnte sie doch zwecks Aktienumtausch Deckungskäufe auslösen, meinte ein Händler.
Auch Richemont (+1,1%) gehörten zur Spitzengruppe. Richemont machten damit einen Grossteil der Verluste des Vortages im Zusammenhang mit den eher enttäuschenden Jahreszahlen wieder wett. Am Freitag hat Barclays zwar das Kursziel für Richemont leicht auf 62 CHF zurückgenommen, das Rating «Overweight» aber bestätigt. Die Bank geht davon aus, dass Richemont weiterhin von der starken Preissetzungsmacht und dem hohen Exposure zum chinesischen Markt profitieren werde.
Von den Finanzaktien machten nebst den bereits erwähnten Versicherungsaktien auch CS (+0,4%) und ZFS (+0,2%) Boden gut, wogegen UBS (-0,6%) zum Schluss unter den Vortagesstand zurückfielen. Die Bankentitel wurden teils von einer Branchenstudie der Deutschen Bank etwas gestützt, welche Schweizer Banken zu den Gewinnern des insgesamt positiv gewerteten europäischen Bankensektors zählt. Im Rahmen der Studie hat das Institut das Rating für Credit Suisse auf «Buy» von bisher «Hold» erhöht.
Julius Bär (+0,1%) landeten im breiten Mittelfeld. Die Privatbank will das Engagement im Heimmarkt Schweiz stärken und führt dazu das Schweizer Privatkundengeschäft unter einem neuen CEO Schweiz zusammen.
Im breiten Markt gewannen Kardex 3,5%. Der Lagersystemhersteller gab am Morgen bekannt, dass die Führungsstruktur neu organisiert werde. Die Gruppe wird ab Juni nicht mehr von einem CEO sondern neu von einem Executive Committee, bestehend aus dem Präsidenten, dem Vize, den drei Divisionsleitern und dem CFO geleitet. Der bisherige CEO, Jos de Vuyst, bleibt dem Unternehmen erhalten. (awp/mc/ps)