CH-Schluss: Gehalten
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch noch gehalten geschlossen, nachdem der Markt meist leicht im Plus gelegen hatte. Vor allem die anhaltenden Hoffungen auf eine Lösung für das Sparpaket der griechischen Regierung und auf Fortschritte beim Schuldenschnitt mit privaten Gläubiger hätten die Nachfrage über weite Strecken belebt, hiess es unter Marktbeobachtern. Daher waren meist Finanztitel gesucht. Gegen Handelsschluss sorgten aber Spekulationen über die Wahrscheinlichkeit einer Beteiligung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Schuldenschnitt für einige Abgaben. So machten Gerüchte die Runde, wonach eine Beteiligung EZB-intern höchst umstritten sei, zuvor gab es hierzu positive Meldungen.
Die griechische Regierung will bis Ende dieser Woche ihr umstrittenes neues Sparpaket auf den Weg bringen. Damit würde das vom Bankrott bedrohte Land nach zähen Verhandlungen mit den internationalen Geldgebern die Bedingungen für weitere Milliardenhilfen erfüllen. Die parallel verlaufenden Verhandlungen über einen freiwilligen Schuldenschnitt mit privaten Gläubigern waren am Dienstag nach Angaben eines Sprechers des internationalen Bankenverbands IIF produktiv verlaufen.
Der wichtigste Aktienindex SMI schloss um 0,03% tiefer auf 6’155,86 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappt Swiss Leader Index (SLI) avancierte um 0,02% auf 940,34 Stellen; der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor um 0,03% auf 5’583,65 Zähler. Unter den 30 Top-Werten überwogen die Kursverlierer die -gewinner im Verhältnis von rund zwei zu eins.
Durch grössere Einbussen fielen meist zyklische Werte auf. So waren Nobel Biocare (-2,7%) am Tag vor der Publikation des Ergebnisses 2011 die grössten Verlierer. Damit setzten sich die Verkäufe der Vortage fort. Weiter grössere Verluste verzeichneten Schindler (-1,2%) und Adecco (ebenfalls -1,2%). Auch weit hinten zu finden waren erneut Swatch (-1,0%, Vortag -4%). Der Uhrenhersteller hatte am Vortag überraschend Zahlen veröffentlicht, was zu einigen Gewinnmitnahmen geführt hatte. Langfristig orientierte Anleger könnten diese Kursrücksetzer als Einstiegs- oder Zukaufsgelegenheit nutzen, meinten erste Händler. Auch die Papiere des Konkurrenten Richemont (-0,9%) büssten etwas ein.
Zurückgefallen waren auch die Papiere des Agrochemiekonzerns Syngenta (-0,7%), der sein Ergebnis 2011 veröffentlicht hatte. Der Konzern hatte sowohl Umsatz wie auch Betriebs- und Reingewinn um rund 15% gesteigert und entsprechend eine Dividendenerhöhung bekannt gegeben. Für 2012 strebt das Unternehmen ein «nachhaltiges» Umsatzwachstum und weitere Marktanteilsgewinne an. In Analystenkommentaren wurde das Ergebnis unterschiedlich beurteilt; auch von Gewinnmitnahmen war die Rede.
Andererseits gehörten infolge der Griechenland-Hoffnungen die Banken zu den besten Werten, so etwa die Papiere der CS (+0,9%) oder diejenigen der UBS (+0,6% auf 13,10 CHF). Erstere wird am (morgigen) Donnerstag ihr Jahresergebnis präsentieren, letztere hat dies bereits am Vortag gemacht. Es gab hier denn auch einige Neubeurteilungen durch Analysten. Die Deutsche Bank etwa empfiehlt die UBS-Aktien neu zum Verkauf mit einem Kursziel von 12 CHF. Anderer Meinung ist man bei Vontobel. Dort hatte man das Kursziel auf 15,50 CHF erhöht und meint, die UBS sei gut positioniert, um bei einer Erholung der Finanzmärkte zu profitieren.
Die Papiere von Julius Bär (+0,8%) notierten ebenfalls solide im Plus. Die Privatbank hatte am vergangenen Montag ihre Jahreszahlen 2011 veröffentlicht, was den Aktienkurs zuvor unter Druck gesetzt hatte.
Aus dem Finanzsektor zählten auch die Versicherer Swiss Life (+2,4%), Bâloise (+0,7%) und ZFS (+0,4%) zu den besten Werten.
Fest zeigten sich weiter die GS von Roche (+0,8%). Der Pharmakonzern hatte von der US-Gesundheitsbehörde FDA ein beschleunigtes Zulassungsverfahren für das Krebsmedikaments Pertuzumab bei Brustkrebs erhalten. Ausserdem geht der Übernahmekampf um die US-Firma Illumina weiter. Deren Verwaltungsrat hatte sich am Dienstagabend entschieden gegen eine Übernahme durch Roche ausgesprochen.
Unter den weiteren defensiven Index-Schwergewichten schlossen Nestlé (-0,1%) leicht und Novartis (-0,7%) deutlicher tiefer.
Im breiten Markt standen Temenos (-7,8%) weiter im Fokus. Das Bankensoftwarehaus hat sich mit seinem Konkurrenten Misys über die grundlegenden Rahmenbedingungen einer möglichen Fusion verständigt. Grössere Verlierer waren aber SHL Telemedicine (-11,6%) und Cytos (-8,9%). Deutliche Gewinne gab es derweil u.a. für Addex (+12,8%). Basilea (+7,5%) avancierten im Vorfeld der für den (morgigen) Donnerstag angesagten Jahres-Zahlen. Petroplus (+9,9%) profitierten vom Interesse der amerikanischen GEM-Gruppe an fünf Raffinerien. (awp/mc/ps)