Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit Gewinnen auf breiter Front geschlossen. Über weite Strecken zeigte sich der Leitindex SMI nach einem wenig veränderten Start allerdings mit nur leichten Aufschlägen bei insgesamt tiefen Volumen. Erst im letzten Handelsdrittel legten die Kurse, gestützt auf die anziehenden Notierungen bei den Schwergewichten, deutlicher zu. Der SMI schloss am Ende so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr.
Impulse aus der Makroebene blieben mehrheitlich aus. Grundsätzlich positiv wurden zwar die Konjunkturdaten aus der EU aufgenommen, die am Vormittag eintrafen. So hatte sich das Geschäftsklima in der Eurozone weiter aufgehellt und zudem die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland verringert. An den Aktienmärkten warfen die News aber keine Wellen. Zudem sei der «Thanksgiving»-Feiertag in den USA zu spüren gewesen, hiess es im Handel.
Der Swiss Market Index (SMI) stand am Ende bei 9’129,15 Punkten 0,78% höher als am Tag zuvor. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg 0,63% auf 1’350,42 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,75% auf 8’976,55 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien schlossen 26 im Plus, drei im Minus und eine unverändert.
Die grössten Aufschläge bei den Blue Chips verzeichneten Lonza (+3,5%), die damit erneut einen Teil des Kurseinbruchs von Ende Oktober wettmachen konnten. Fest schlossen im zyklischen Segment zudem Givaudan (+1,4%). Laut Marktbeobachtern hat die jüngste Rating-Anhebung durch Merrill Lynch zu einer vermehrten Nachfrage auch von Grossinvestoren nach den Titeln des Riechstoff- und Aromenherstellers geführt.
Einen guten Lauf hatten auch die Pharmawerte Actelion (+1,8%), Galenica (+1,0%) und Novartis (+1,6%). Vor allem letztere schoben den Gesamtmarkt aufgrund ihrer starken Gewichtung an. Novartis ist dem geplanten Joint-Venture mit GlaxoSmithKline (GSK) mit dem Verkauf seines Nikotin-Patchs Habitrol an das indische Unternehmen Dr Reddy’s einen Schritt näher gekommen. Dies war nötig, um die Zustimmung der amerikanischen Kartellbehörde zu erhalten. Roche (+1,0%) legten ebenfalls überdurchschnittlich zu und Nestlé (+0,4%) schlossen unauffällig, hatten zwischenzeitlich aber mit Abgaben belastet.
Bei den Finanzpapieren hatten UBS-Titel (+1,8%) am Ende die Nase vorn. Ab Freitag wird der Handel mit den neuen UBS-Group-Aktien aufgenommen. Aktionäre haben innerhalb der Nachfrist noch bis voraussichtlich 10. Dezember die Möglichkeit, Titel der UBS AG in diejenigen der UBS Group umzutauschen. Überdurchschnittliche Gewinne verbuchten auch Swiss Life mit +1,2%, während CS (-0,2%) als einzige aus diesem Segment im Minus schlossen.
Deutlich aus dem Rahmen fielen Transocean mit Verlusten von 7,9%. Die Titel des Ölbohrunternehmens hatten bereits am Donnerstag an der Schweizer Börse über 6% verloren, nachdem der europäische Mitbewerber Seadrill einen Dividendenverzicht angekündigt hatte. Bei Transocean wird aufgrund der stark gefallenen Ölpreise schon seit Wochen über eine Dividendenkürzung spekuliert. Zusätzliche Nahrung erhielten die Spekulationen am Berichtstag vom Entscheid des Ölförderkartells OPEC, das Förderziel nicht zu kürzen. Dieser Entscheid sollte sich nämlich beschleunigend auf den Preisverfall beim Öl auswirken, hiess es im Handel. Seit Jahresbeginn büssten Transocean knapp die Hälfte ihres Wertes ein.
Viel Bewegung gab es auch im breiten Markt, wo Newron (+8,0%) den Höhenflug fortsetzten. Infolge aufgekommener Spekulationen um eine Übernahme des Unternehmens sprangen die Titel bereits am Vortag um knapp 8% nach oben und bewegen sich mittlerweile auf einem Niveau, welches zuletzt 2009 gesehen wurde.
Auch Feintool (+3,3%) legten zu. Nach den zu Wochenbeginn aufgekommenen Übernahmespekulationen zeigen sich die Titel sehr volatil: Am Dienstag ging es beinahe 10% rauf, am Vortag um deutliche 3% runter. Die Aktien der Beteiligungsgesellschaft New Value (+6,8%) zogen am Tag vor der Publikation des Halbjahresresultats bei verhältnismässig hohen Volumen deutlich an.
Carlo Gavazzi hingegen fielen nach Vorlage der Semesterzahlen um 4,4% zurück. Die ZKB wertete das Ergebnis als «wenig überzeugend» und kündigte eine Senkung der Schätzungen an. Die Einstufung wurde auf Marktgewichten von Übergewichten heruntergenommen. Die Erwartungen seien nicht erfüllt worden, so der zuständige Analyst. (awp/mc/pg)