Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Freitag deutlich im Plus abgeschlossen. Im Fokus des Investoreninteresses standen auch zum Wochenabschluss die europäische Schuldenkrise und der EU-Gipfel in Brüssel. Die EU-Politiker hatten sich in der Nacht auf Freitag auf eine Schuldenbremse verständigt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sah die Pläne für eine erweiterte Fiskalunion als eine neue Basis des Vertrauens.
Die Verhandlungen zwischen den EU-Staaten verliefen jedoch zäh und am Ende konnten nicht alle Staaten mit ins Boot geholt werden. Grossbritannien sperrte sich gegen Vertragsänderungen, während Ungarn sein anfängliches «Nein» zu einer Regelverschärfung im Nachhinein abmilderte.
Auch in den USA reagierten die Anleger mit Erleichterung auf die Nachrichten vom Gipfel in Brüssel. Am Nachmittag sorgten hier zudem die deutlich besser als erwartete Daten zum Verbrauchervertrauen von der Universität Michigan noch einmal für spürbaren Auftrieb. Zuvor war das weiter deutliche Handelsbilanzdefizit verhalten aufgenommen worden. Unterdessen zeigte sich die Deutsche Bundesbank in ihrer Konjunkturprognose verhalten optimistisch. Die Volkswirte rechnen nach einer «Delle» in der zweiten Jahreshälfte 2012 wieder mit einem anziehenden Wirtschaftswachstum.
Der Leitindex SMI schloss nahe dem Tageshoch mit einem Plus von 0,97% bei 5’793,57 Punkten, im Wochenvergleich legte er um 1,3% zu. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am Freitag 1,06% auf 870,42 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,89% auf 5’239,85 Punkte.
Deutlich fester notierten am Schweizer Markt wir an den anderen europäischen Börsen die Finanztitel. Der Stresstest für die europäischen Institute hatte zwar grosse Finanzierungslücken offenbart, diese waren aber so erwartet worden. Allen voran legte Swiss Life um 4,6% zu. Aber auch CS (+3,5%) und UBS (+2,7%) gewannen deutlich, gefolgt von ZFS (+2,2%), Julius Bär (+1,9%) Swiss Re (+1,8%) und Bâloise (+1,6%).
Weitere Gewinner waren am Freitag Logitech (+2,8%), Roche (+2,1%) und ABB (+1,8%). Noch leicht über dem Markt gingen Holcim (+1,2%), Richemont (+1,0%) und Swatch (+1,6%) aus dem Handel. Der Titel von Transocean hatten sich im Tagesverlauf gut gehalten, sackten dagegen gegen Handelsende nachrichtenlos deutlich ab und übernahmen mit -2,0% die rote Laterne. Ebenfalls leichter schlossen Syngentha (-1,4%), Sonova (-1,3%) und der Logistiker Kühne+Nagel (-1,2%).
Im breiten Markt musste Bachem (-6,7%) nach einer Gewinnwarnung kräftige Kursverluste hinnehmen. Der Konzern rechnet aufgrund der widrigen Umstände neu mit einem Umsatzwachstum zwischen 6 und 8% anstelle von bisher rund 10%. Trotzdem soll eine Dividende von 1,50 CHF aus Kapitalreserven ausgeschüttet werden.
Der Stromkonzern CKW (unv.) konnte die zeitweise deutlichen Verluste zum Schluss wettmachen. Die Unternehmenszahlen lagen klar unter den Vorjahresergebnissen. Auch der Ausblick fiel zurückhaltend aus. Das Unternehmen rechnet mit einem weiterhin «anspruchsvollen» Geschäftsumfeld.
Der Logistiker Panalpina (Aktie +1,0%) nimmt Veränderungen an der Organisationsstruktur vor und will neu drei regionale CEOs einführen. Damit soll die Entscheidungsgeschwindigkeit in den einzelnen Teilbereichen erhöht werden und die Wachstumspläne vor allem in den aussereuropäischen Regionen vorangetrieben werden. (awp/mc/pg)