Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Gründonnerstag gut gehalten, aber unter Tageshoch geschlossen. Die Anleger hätten sich vor dem langen Osterwochenende etwas vorsichtiger gegeben als die letzten Tage, so dass Avancen immer wieder zu Abgaben genutzt worden seien, hiess es im Markt. Dennoch sei die Aufwärtsbewegung der vergangenen beiden Tage – wenn auch abgeschwächt – fortgesetzt worden. Während verschiedene internationale Unternehmensresultate als Stütze gesehen wurden, gab es vom Ifo-Index aus Deutschland und teils Konjunkturdaten aus den USA am Nachmittag kleine Dämpfer.
In der kommenden Woche stünden die Chancen auf weiter steigende Kurse gut, hiess es unter Marktbeobachtern. Die Liquidität sei unverändert hoch und zu den Dividendenpapieren böten sich derzeit wenig alternative Anlagemöglichkeiten.
Der Leitindex SMI schloss um 0,19% höher auf 6’457,16 Punkten, in der verkürzten Karwoche legte der SMI damit um 0,9% zu. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann um 0,31% auf 1’027,01 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,30% auf 5’937,46 Zähler.
Im Blickfeld der Anleger standen die Ölwerte Weatherford (-5,2%) und Transocean (-2,2%). Weatherford reagierten mit deutlichen Abgaben auf das von Analysten insgesamt als enttäuschend eingestufte Quartalsergebnis sowie den vorsichtigen Ausblick. Transocean wurden belastet von einer Klage des Ölkonzerns BP. Diese wirft Transocean vor, dass es ohne dessen «Fehlverhalten» nicht zu der Katastrophe gekommen wäre und klagt auf 40 Mrd USD Schadenersatz. Transocean nannte die Klage einen «verzweifelten Versuch» von BP, die volle Verantwortung für die Umweltverschmutzung und die daraus entstehenden Kosten von sich zu weisen und hat Gegenklage eingereicht.
Ebenfalls im Fokus waren in positivem Sinne die Finanztitel. Die Bankwerte UBS (+1,0%) und CS (+0,8%) gehörten zu den Stützen des Markts. Beide Institute werden nächste Woche ihre Quartalszahlen präsentieren und seien unter anderem in Erwartung guter Abschlüsse gekauft worden, hiess es. Im Assekuranzsektor konnten Swiss Re (+2,3%), Swiss Life (+1,8%) und Bâloise (+1,3%) deutlich zulegen. Baloise CEO Martin Strebel hatte in einem Presse-Interview die Ziele des Versicherers bestätigt. Mit dem Effizienzsteigerungsprogramm sei man leicht im Vorsprung auf die Marschtabelle, hiess es auch. ZFS (+0,4%) hinkten etwas hinterher.
Die prozentual grössten Kursgewinne erzielten Givaudan (+3,4%). Morgan Stanley hatte die Einstufung der Titel auf «Overweight» angehoben. Die Aktie habe im bisherigen Jahresverlauf 20% schlechter abgeschnitten als der Vergleichsindex und wird daher als Einstiegsmöglichkeit gesehen. Deutlicher zulegen konnten auch Sonova (+2,6%).
Holcim (+1,8%) zogen ebenfalls deutlich an, nachdem JPMorgan die Abdeckung mit «Overweight» aufgenommen hat. Holcim sei ein starkes mittelfristiges Investment, das erheblich profitieren dürfte, falls sich die Zementmärkte erholten, so der Kommentar.
Gesucht waren auch weitere konjunktursensitive Valoren. So gewannen Adecco (+2,3%), Swatch (+1,6%), Clariant (+1,5%) und SGS (+1,5%) ebenfalls überdurchschnittlich. ABB (+0,5%) konnten von den teils etwas über den Erwartungen liegenden Q1-Zahlen des Mitbewerbers General Electric nur mässig profitieren.
Neben den Ölwerten fielen vor allem Novartis (-1,4%) durch Abgaben auf. In den Pharma-Titeln seien nach dem deutlichen Anstieg im Zuge des sehr guten Quartalsausweises Gewinne mitgenommen worden, hiess es im Handel. Die weiteren SMI-Schwergewichte Roche (+0,2%) und Nestlé (+0,3%) notierten leicht fester.
Actelion (-0,2%) verloren leicht. Der bisherige VR scheint an Unterstützung zu gewinnen: So empfiehlt nun der Governance und Proxy-Berater Glass Lewis die Wahl von Actelions-VR-Kandidaten und rät mit einer Ausnahme auch zur Zustimmung für alle GV-Anträge des Unternehmens.
Syngenta (+0,2%) verdauten den Dividendenabgang von 7 CHF gut. Geberit (-1,8% bzw. -3,60 CHF) rutschten lediglich wegen der Dividendenauszahlung von 6 CHF ins Minus.
Im breiten Markt gaben Meyer Burger (-2,2%) nach. Der Solarindustriezulieferer ist bei der geplanten Übernahme des deutschen Konkurrenten Roth & Rau einen weiteren Schritt voran gekommen. Mit den Erwerb von 6,34% des Aktienkapitals von OTB Group hält die Gesellschaft nun 17,7%. Allerdings sind nun auch zwei neue Gegenspieler auf den Plan getreten.
Affichage (+4,3%) verkauft das Griechenland-Geschäft zu einem ungenannten Preis an einen griechischen Mitbewerber. Damit wird die Exit-Strategie umgesetzt, die im März anlässlich des Jahresresultats angekündigt wurde.
Bell (Aktie -0,9%) übernimmt rückwirkend per Januar den Bündnerfleisch-Produzenten Kocherhans und Schär zu einem ungenannten Preis. (awp/mc/gh)