Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag gut gehalten geschlossen. Damit überwog nach einem uneinheitlichem Verlauf eine gewisse Zuversicht. Die Anleger verhielten sich aber dennoch weiterhin vorsichtig, wie einige Gewinnrealisierungen zeigten. Eine gewisse Stütze boten dem Markt über erwarten gute US-Arbeitsmarktdaten und darauf hin steigende Kurse an der New Yorker Börse. Zudem waren im Leitindex SMI stark gewichtete defensive Pharmatitel gesucht.
Die Finanzwerte wurden vor allem von der Herabstufung einer Reihe von Banken in Grossbritannien und Portugal durch Moody’s und Äusserungen von Seiten der EU-Kommission belastet. Im Falle der portugiesischen Institute sei dies zwar keine grosse Überraschung gewesen, die Abstufung britischer Schwergewichte wie Lloyds oder RBS habe aber schon negative Auswirkungen gehabt, sagten Marktbeobachter.
Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,22% höher bei 5’652,23 Punkten. Innerhalb Wochenfrist legte der SMI infolge der deutlichen Gewinne am Mittwoch und Donnerstag um 2,2% zu.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank am Freitag um 0,01% auf 841,32 Punkte; der breite Swiss Performance Index (SPI) stieg um 0,32% auf 5’110,95 Zähler.
In der Debatte um Kapitallücken bei Europas Banken hatte die EU-Kommission am Nachmittag einen Vorschlag zur Versorgung der Institute mit frischem Geld angekündigt. Seit den Banken-Stresstests vom Juli dieses Jahres hätten sich die Finanzmärkte und die Wirtschaft nach Einschätzung der EU-Kommission negativ entwickelt. «Das erfordert eine neue Bewertung der Situation», sagte ein Sprecher der Kommission.
Die Herabstufung von zwölf britischen Banken durch die Ratingagentur Moody’s und die Äusserungen von Seiten der EU-Kommission belastete auch die Schweizer Finanzwerte. So verloren UBS (-3,2%) und CS (-1,2%) deutlich. Julius Bär (-0,7%) hielten sich etwas besser.
Auch Swiss Re (-0,9%) gerieten unter Druck; Bâloise (-0,6%) verloren etwas weniger. Für Swiss Re hat die Citigroup das Kursziel deutlich gesenkt. Der zuständige Analyst hat dies mit einer sektorweiten Anpassung aufgrund neuer makroökonomischer Annahmen begründet. Die Einstufung bleibt aber «Hold». Zulegen konnten hingegen ZFS (+0,8%) und Swiss Life (+0,9%).
Auf der Verliererseite fanden sich im SMI/SLI Holcim (-5,0%) zuoberst. Der ehemalige, langjährige CEO und Verwaltungsratspräsident Thomas Schmidheiny ist wieder stärker beim Zementkonzern eingestiegen. Der Anteil seiner Schweizerischen Cement-Industrie-Aktiengesellschaft habe die Schwelle von 20% der Aktien von Holcim überschritten, teilte Holcim am Donnerstagabend mit. Das Papiere von Holcim hatte in den letzten zwei Wochen um über 20% zugelegt, nun kam es zu Gewinnmitnahmen. Ebenfalls bei den grössten Verlierern zu finden waren Syngenta (-1,2%).
Das Minus bei Nestlé (-0,3% auf 50,50 CHF) hatte sich bis zu Handelsschluss etwas eingegrenzt. Zwei Banken hatten ihr Kursziel erhöht. Dabei fiel vor allem die Deutsche Bank auf, die das Kursziel auf 54 (von 48) CHF hochgesetzt hatte. Am Morgen gab es Gerüchte, wonach Nestlé die Gewinnschätzungen der Analysten dämpfen wolle. Dies wurde vom Unternehmen gegenüber AWP aber verneint. Unter den Index-Schwergewichten stützten hingegen Roche (+1,8%) und Novartis (+0,8%). Aus der Pharmabranche waren zudem Actelion (+3,1%) gesucht.
Die prozentual grössten Gewinne im SMI/SLI erzielten Nobel Biocare (+4,5%). Am Vortag waren diese Titel nach einer Rückstufung durch eine US-Bank aber grösster Verlierer gewesen. Ansonsten waren vor allem zyklische Werte gesucht. So zogen Adecco (+2,2%), Clariant (+1,8%), Kühne+Nagel (+1,6%), Geberit (+1,6%) und ABB (+1,6%) deutlicher an.
Die Luxusgütertitel Richemont (+2,3%) und Swatch (+1,5%) legten nach einer positiven Studie von HSBC auf tieferem Niveau deutlich zu.
Im breiten Markt büssten Tecan 3,6% ein. Der Laborausrüster gab überraschend bekannt, dass für den CEO Thomas Bachmann ein Nachfolger gesucht wird. Dies geschehe aufgrund veränderter Anforderungen an die höchste Führungsspitze wegen der Umstrukturierung des Unternehmens, hiess es. Klar schwächer notieren auch Perfect (-7,1%) oder MCH Group (-4,9%).
Orell Füssli (+2,8%) profitierten dagegen davon, dass das Unternehmen von der SNB grünes Licht für den Druck der neuen Banknotenserie erhalten hat. Klar im Plus lagen ausserdem u.a. Edipresse (+13,6%), Schaffner (+7,5%) oder Implenia (+7,4%). (awp/mc/ps)