Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag die Erholungsbewegung der letzten Tage fortgesetzt. Die wichtigsten Aktienindizes waren bereits mit etwas festeren Kursen gestartet und haben die Gewinne am späteren Nachmittag dank guter US-Konjunkturzahlen noch deutlich ausgebaut. Nach mehreren schwachen Wochen hat der wichtigste Schweizer Aktienindex SMI im Wochenvergleich erstmals wieder deutlich zugelegt. Im Markt wurden die anfänglichen Kursgewinne in erster Linie damit begründet, dass nach der Absegnung des Sparpakets in Griechenland die Nervosität weiter abgenommen habe.
Am Nachmittag liessen vor allem der deutlich über den Ökonomen-Erwartungen ausgefallene Einkaufsmanager-Index ISM die Kurse deutlich nach oben schiessen, wobei die Höchstkurse nicht ganz gehalten werden konnten. Insgesamt seien die Volumen weiterhin gering, was zeige, dass viele Investoren weiterhin an den Seitenlinien verharrten, sagte ein Händler. Da die US-Börsen am kommenden Montag feiertagsbedingt geschlossen bleiben, dürfte die Volumen auch zum Beginn der nächsten Woche kaum viel höher ausfallen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Freitag 0,82% höher auf 6’237,81 Punkten, das Tageshoch lag bei knapp 6’254 Punkten. Im Wochenvergleich ergab sich ein Plus von immerhin 4,0%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) avancierte derweil am Freitag um 0,93% auf 973,39 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,83% auf 5’731,47 Zähler.
Aufgrund der abgeflauten Griechenland-Ängste und der guten Konjunktur-Zahlen aus den USA legten zum Wochenschluss vor allem Finanztitel und zyklische Werte markant zu und waren damit weit oben im SMI/SLI-Tableau zu finden. Die Aktien der beiden Grossbanken CS und UBS sowie der Privatbanken-Gruppe Julius Bär gewannen alle im Bereich von 2,5% oder knapp darunter. Nicht viel dahinter waren die Versicherer Swiss Life (+2,0%) und Swiss Re (+1,9%), etwas schwächer war die Performance hingegen bei Baloise (+1,3) oder ZFS (+0,8%).
Im Fokus standen aus News-Sicht vor allem die Papiere der UBS. Die Grossbank hat am Morgen mit Axel Weber einen neuen Top-Mann für das VR-Präsidium per 2012 bekannt gegeben. In Marktkreisen wurde das Engagement begrüsst. Mit Weber habe die UBS genau den richtigen Kandidaten gefunden, urteilte ein Analyst, er sei eine exzellente Wahl. Als Präsident der Deutschen Bundesbank habe er Deutschland sehr umsichtig durch die Finanz- und Wirtschaftskrise gebracht. Zudem habe er an der Gestaltung des Regulierungswerks «Basel III» mitgewirkt. Er kenne sich sehr gut aus in der Finanzbranche. Ausserdem habe Weber sehr viele internationale Kontakte, auch zu Politikern. Davon könne die UBS profitieren.
An der Tabellen-Spitze bei den Blue Chips stand zum Schluss allerdings kein Finanztitel, sondern diejenige des Mäuse-Herstellers Logitech mit einem satten Plus von 4,8%. Der jüngste Kursanstieg tröste die Investoren aber kaum darüber hinweg, dass die Aktie seit Jahresbeginn um rund 45% nachgegeben habe, hiess es.
Daneben waren weitere konjunktursensitive Titel gesucht, wie etwa Givaudan (+1,7%), Adecco (+1,5%), Swatch (+1,2%) oder ABB (+1,0%). Der Elektrotechnik-Konzern erweitert mit der Übernahme der niederländischen Epyon sein Angebot an Ladeinfrastruktur für Elektro-Fahrzeuge.
Lonza verloren nach festem Beginn am Freitag 0,7%, waren aber am Vortag mit +5,5% Top-Titel gewesen. Die Aktien wurden von der Citigroup hochgestuft, begründet mit der sehr schwachen Entwicklung der Aktie in den letzten Wochen. Zu den wenigen Verlierern im Blue-Chips-Segment gehörten ausserdem noch SGS, Kühne+Nagel, Geberit, Transocean und Swisscom.
Die Indexschwergewichte legten unterdurchschnittlich zu. Der Pharmakonzern Roche (+0,3%) hat in Japan für Tarceva und eine Kombinationstherapie von Pegasys und Copegus eine Indikationserweiterung erhalten. Ausserdem hat gestern die amerikanische Krankenversicherung Medicare erklärt, dass Avastin bei Brustkrebs ungeachtet der Entscheidung der US-Gesundheitsbehörde FDA weiter erstattet werden soll. Novartis gewannen 0,4%, Nestlé etwas mehr mit +0,7%.
Im breiten Markt gehörten u.a. New Value (+13,3%), Cytos (+9,6%), Evolva (+9,4%) oder Coltene (+7,1%) zu den grössten Gewinnern. Auf der Verliererseite standen u.a. APEN (-6,2%), Addex (-5,9%) oder Santhera (-4,2%) weit oben. (awp/mc/ps)