Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag nach schwachem Start dank einem kleinen Nachmittagsrally klar fester ins Wochenende gegangen. Dennoch verbuchte der SMI die vierte Woche in Folge Verluste, welche mit rund 200 Punkten noch deutlicher ausfielen als die Wochen davor. Geprägt war auch der letzte Handelstag der Woche von den Sorgen rund um die Schuldenkrise in Europa. Angesichts der Blockade im Streit um die Euro-Bonds blieb die Stimmung trüb.
Die Gewinne wurden in Marktkreisen als technische Erholung erklärt. Nach dem markanten Absturz dieser und auch der Wochen davor, sehen verschiedene Marktteilnehmer einen vorläufigen Boden erreicht. Es sei derzeit bereits viel Negatives eingepreist, hiess es. Etwas Unterstützung boten am Nachmittag auch die US-Börsen, welche am verkürzten Handelstag nach «Thanksgiving» unmittelbar nach Eröffnung klar ins Plus drehten. Aus den USA erhofft man sich am heutigen Abend des «Black Friday» erste Erkenntnisse über den möglichen Verlauf des Weihnachtsgeschäfts.
Der Swiss Market Index (SMI) zog schliesslich um 0,72% auf 5’395,61 Punkte an. Im Wochenvergleich ergab sich dennoch ein klares Minus von 3,9%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte um 0,66% auf 805,19 Punkte zu und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,61% auf 4’887,84 Punkte.
Mit zu den grössten Gewinnern gehörten in einem uneinheitlichen Geschäft Logitech (+2,1%) und Transocean (+2,0%).
Für einen guten Teil der Gewinne des Gesamtmarktes waren aber die starken Roche (+1,5%) verantwortlich. Die Roche-Tochtergesellschaft Chugai hat von den japanischen Gesundheitsbehörden eine Indikationserweiterungen für eine Herceptin-Brustkrebstherapie erhalten, was in Marktkreisen allerdings weniger für die Avancen als Erklärung galt, als die deutlichen Verluste der sechs Tage davor. Es sei zu einer technischen Gegenbewegung gekommen, hiess es.
Von den Finanztiteln legten UBS (+1,1%), CS (+0,7%) und Julius Bär (+1,6%) am meisten zu. Allerdings hatte Barclays im Rahmen einer Sektorstudie das Kursziel für die Papiere der beiden Grossbanken auf 19 (22) CHF für die CS und auf 9 (10) CHF für die UBS gesenkt und gleichzeitig das Rating «Underperform» bestätigt. Nach Ansicht der Experten dürften die Kapitalmarkterträge der Branche auch im kommenden Jahr sinken, dank der jüngsten Ankündigungen für einen Abbau von Verbindlichkeiten. UBS und CS zählen den Analysten zufolge zu den am stärksten betroffenen Finanzinstituten.
Die Versicherungen blieben hinter den Banken zurück, am meisten zogen ZFS (+0,6%) an, am wenigsten Bâloise (+0,1%). Grössere Gewinne verzeichneten auch Aktien wie Richemont (+1,1%), Givaudan (+1,0%) oder Syngenta (+0,9%).
Eine Stütze waren dem SMI noch Novartis (+0,6%), während die mittlerweile bald mit 28% des Gesamtmarktes gewichteten Nestlé moderat um 0,3% anzogen.
Auf der Verliererseite waren lediglich Kühne+Nagel (-1,2%), Actelion (-0,9%), Adecco (-0,4%), Geberit (-0,2%) und Holcim (-0,3%) zu finden. Für den Zementkonzern hat Moody’s den Ausblick für das Kreditrating «Baa2» auf «negativ» von bisher «stabil» gesenkt. Die Revision des Ausblicks begründet die Agentur in erster Linie mit dem schwachen Cash Flow des Unternehmens in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres.
Im breiten Markt fielen Affichage (+5,6%), Carlo Gavazzi (+5,5%) oder Weatherford (+4,6%) mit einer guten Performance auf.
Klar höher schlossen auch Sarasin (+3,5%). Im Übernahmekampf um die Bank erwarten Beobachter eine Entscheidung bis zum Ende des laufenden Monats. Entsprechend überschlagen sich derzeit die Gerüchte. Für die Basler Privatbank soll sich neben den bekannten Bietern Julius Bär und der Raiffeisen-Gruppe auch ein drittes Bankinstitut interessieren. Genannt wurden etwa JP Morgan, HSBC, die Deutsche Bank oder als neuestes Marktgerücht nun auch die schweizerisch-brasilianische Safra-Gruppe.
Mondobiotech brachen dagegen um knapp 30% ein. Das Biotechnologieunternehmen leitet per sofort Massnahmen zur Restrukturierung des Geschäfts ein. Dazu gehört auch der Abbau von Arbeitskräften. (awp/mc/pg)