Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat nach drei verlustreichen Tagen den Handel am Mittwoch deutlich im Plus beendet. Gute Vorgaben aus den USA und die Aussicht auf eine koordinierte Sanierung europäischer Banken hat den SMI gleich zu Handelsbeginn auf Tageshöchstwerte ansteigen lassen.
Nach einem Zwischentief im Handelsverlauf, nahm der Markt gegen Börsenschluss hin dank über Erwarten guten US-Konjunkturdaten wieder an Fahrt auf. Enttäuschende Wirtschaftszahlen aus der Eurozone und die Senkung der Kreditwürdigkeit Italiens durch die Agentur Moody’s fanden dagegen weniger Beachtung. Zu den Tagessiegern gehörten in der Schweiz konjunkturabhängige Aktien und Finanztitel.
Bis Börsenschluss kletterte der SMI um 1,11% auf 5’504,99 (Tageshöchst: 5’532) Punkte in die Höhe. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) legte sogar um 1,91% auf 817,44 Stellen zu und der Swiss Performance Index (SPI) gewann 1,20% auf 4’973,87 Zähler.
Am Mittwoch bestätigte der Europa-Präsident des IWF, Antonio Borges, Presseberichte, wonach die EU-Finanzminister derzeit nach Möglichkeiten für eine Rekapitalisierung europäischer Banken suchen. Ausserdem brachte er auch allfällige Käufe spanischer und italienischer Anleihen ins Spiel. Durch diese Aussagen wurde der Risikoappetit der Anleger angeregt und Schnäppchenkäufe waren die Folge. Die positive Grundstimmung erhielt in der zweiten Handelshälfte noch Unterstützung aus den USA, wo der Bericht des Arbeitsmarkt-Dienstleisters ADP und die jüngsten Daten zur Stimmung der US-Einkaufsmanager im Bereich Dienstleistungen besser als erwartet ausgefallen sind.
Bei den Blue Chips legten im Finanzsektor Credit Suisse (+4,5%) kräftig zu. Die Aussicht auf eine Entspannung bei europäischen Banken führte aber auch in anderen Banken- und Versicherungswerten zu grosser Nachfrage: ZFS gewannen 3,5%, Julius Bär 3,1% oder Swiss Re 3,6%. Die Papiere der UBS hatten bereits am Vortag als Tagessieger den Platz verlassen, nachdem die Bank verlauten liess, dass im dritten Quartal nun doch ein Gewinn erwartet wird. Heute bewegten sich die Avancen mit 2,6% im Branchenvergleich auf etwas tieferem Niveau.
An vorderster Front waren auch konjunkturabhängige Titel zu finden. Clariant legten mit 5,6% im SMI/SLI am stärksten zu, Holcim verteuerten sich um immerhin 4,8%. Die Aktien des Zementherstellers wurden weder durch die Ratingabstufung der Credit Suisse noch von der Kurszielsenkung von JP Morgan gestoppt.
Auch die zuletzt arg gebeutelten Swatch (+4,7%) und Richemont (+4,1%) kletterten stark in die Höhe. Zuletzt hatten Wachstumssorgen in China, einer der wichtigsten Märkte für die Luxusgüterindustrie, die Aktien der beiden weltweit tätigen Konzerne unter Druck gesetzt. Agenturmeldungen zufolge rechnet die Swatch-Verwaltungsratspräsidentin aber weiterhin mit einer guten Nachfrage nach Uhren aus China.
Bei den Zyklikern gewannen Syngenta 3,8% dazu. Die Bank Nomura hatte die Schätzungen für das weltweite Wachstum von Pflanzenschutzmitteln erhöht und daraufhin das Kursziel für die Basler angehoben. Am Nachmittag liessen gute Resultate des US-Konkurrenten Monsanto den Kurs von Syngenta weiter ansteigen.
Die Abgaben bei den Index-Schwergewichten Roche (-0,8%) und Nestlé (-0,5%) liessen aber einen stärkeren Anstieg im SMI nicht zu. Novartis konnten um immerhin 0,6% zulegen. Sonova gaben mit 4,1% mit Abstand am stärksten nach. Die UBS hat das Rating für die Titel des Hörgeräteherstellers auf «Neutral» von bisher «Buy» gesenkt.
Im breiten Markt gewannen Temenos (+5,6%) nach einer Kaufempfehlung durch die UBS deutlich an Wert. Die mit Performance-Problemen kämpfende Bankensoftwarespezialistin könnte zum Übernahmekandidaten werden, hiess es im Kommentar.
Deutlich steigende Kurse verzeichneten im Ölsektor die Aktien von Weatherford (+7,6%) und Petroplus (+7,2%). Die gesunkenen Rohöllagerbestände in den USA deuten auf eine erhöhte Nachfrage nach Ölprodukten hin, wovon die beiden Titel in der zweiten Handelshälfte stark profitieren konnten. (awp/mc/pg)