CH-Schluss: Klar tiefer nach Gewinnmitnahmen
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel vom Freitag mit klar tieferen Kursen beendet. Nach fünf Tagen mit steigenden Kursen hat damit die Aufwärtsbewegung vorerst ein Ende gefunden, welche von den wachsenden Hoffnungen auf politische Fortschritte in der Schuldenkrise in Europa begleitet wurde. Vor dem Wochenende sei es verbreitet zu Gewinnmitnahmen gekommen, hiess es in Marktkreisen zum heutige Rücksetzer. Belastet hätten aber auch schwache Konjunkturdaten aus China, was den Sorgen um die sich weltweit abkühlende Konjunktur wieder etwas Nahrung gab.
Vom Tagestiefpunkt am frühen Nachmittag hat sich der SMI indes am Nachmittag wieder etwas erholt. Gestützt wurde der leichte Rebound von den Konjunkturdaten aus den USA, welche insgesamt eher freundlich ausgefallen sind. In den USA hatte sich zum einen die Stimmung der US-Einkaufsmanager in der Region Chicago im September deutlich aufgehellt, zum anderen hatte sich das Konsumklima der Universität Michigan überraschend deutlich verbessert.
Der SMI verlor 1,37% auf 5’531,74 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gab 2,35% auf 819,59 Punkte nach und der Swiss Performance Index (SPI) 1,47% auf 5’006,46 Punkte.
Im Wochenvergleich legte der SMI um 4,4% zu, über das gesamte dritte Quartal gesehen ergab sich dennoch ein markanter Verlust von rund 11%. Den rasanten Abfall vom Juli und Anfang August konnte der SMI nur zu einem Teil wieder wettmachen.
Am Freitag gehörten wie bereits am Vortag Swatch (-7,0%) und Richemont (-5,2%) zu den schwächsten Werten. Im Rahmen einer Sektorstudie hat die UBS ihre Prognosen für Swatch überarbeitet und das Kursziel auf 410 von 475 CHF gesenkt. Bereits am Donnerstag hatte eine Studie von MS belastet, wobei Swatch als «least preferred stock» im Bereich Brands eingeordnet wurden. Belastet wurden die Aktien indes speziell auch durch die schwachen Konjunkturdaten aus China, da dies für beide Firmen einer der wichtigsten Absatzmärkte geworden ist. Im bisherigen Jahresvergleich liegen die beiden Aktien mit einem Verlust von je gut 25% im breiten Mittelfeld.
Mit am stärksten unter Gewinnmitnahmen litten UBS (-6,7%). Weitere Finanzaktien wie CS (-3,9%), Swiss Life (-3,3%) oder Swiss Re (-2,7%) hielten sich etwas besser.
Julius Bär verzeichneten ebenfalls ein vergleichsweise moderates Minus von 2,9%. Im Rahmen des bereits anlässlich der Halbjahreszahlen angekündigten dritten Sparprogramms im laufenden Jahr komme es zu einem Personalabbau im Rahmen der natürlichen Fluktuation, indem Abgänge nicht ersetzt würden, sagte ein Julius-Bär-Sprecher gegenüber AWP zu einem entsprechenden Artikel der «Neuen Zürcher Zeitung».
Deutliche Abgaben verbuchten weiter Aktien wie Adecco (-6,2%), Clariant (-6,0%), Kühne+Nagel (-4,2%) oder Lonza (-4,3%). Lonza ist beim vorgesehenen Kauf des amerikanischen Mitbewerbers Arch etwas in Verzug geraten. Da die Bedingungen bis zum Ablaufdatum des Angebots voraussichtlich nicht erfüllt sein werden, wurde das Übernahmeangebot um zwei Wochen verlängert.
Als einzige landeten Givaudan (+0,1%) und Roche (+0,5%) in der Gewinnzone. Roche gewann eine erste grosse öffentliche Ausschreibung für Gebärmutterhals-Vorsorgetests mit dem HPV-Test. Mit dem schwedischen Karolinska Universitätsspital habe ein Exklusivvertrag für die Lieferung eines diagnostischen Tests abgeschlossen werden können.
Nebst Roche hielten sich aber auch die Schwergewichte Novartis (unv.) und Nestlé (-0,2%) klar besser als der Gesamtmarkt.
Auch Holcim (-0,6%) erlitten nur bescheidene Verluste. Die Papiere profitierten von einer Hochstufung durch die Zürcher Kantonalbank auf Übergewichten von bisher Marktgewichten. Zudem ersetzte die Bank in ihrem Aktienportfolio Schweiz Standartwerte die Titel von Geberit (-2,7%) durch Holcim.
Im breiten Markt fielen Tecan um 6,8% zurück, nachdem der Laborausrüster Verzögerungen bei einem OEM-Entwicklungsprojekt bekanntgegeben hat. Noch auffälliger waren etwa die Verluste von Schlatter (-13,0%).
(awp/mc/ps)