Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist am Freitag mit klar tieferen Kursen aus der Sitzung gegangen. Nach einem freundlichen Start gaben die Kurse im Tagesverlauf mehr und mehr nach, ehe kurz vor der Schlussauktion die beiden Grossbanken und Schwergewichte wie Nestlé und ABB den Gesamtmarkt noch einmal stärker nach unten drückten. Im allgemein impulsarmen Geschäft vermochten auch die fest gestarteten US-Börsen den hiesigen Markt nicht mehr zu stützen.
Das Geschehen sei mehrheitlich in ruhigen Bahnen verlaufen, hiess es in Marktkreisen. Die Abwärtsbewegung einzelner Titel gegen Handelsende sei wohl im Zusammenhang mit dem letzten grossen Verfallstermin gestanden, dem so genannten «Hexensabbat«. Nach den zwei starken Vorwochen sei die nun auslaufende vor allem im Zeichen der Konsolidierung gestanden. Ob sich dies nächste Woche noch ändern werde, sei fraglich. Den Investoren fehle in der gegenwärtigen Situation schlicht die Lust auf eine Jahresendrallye.
Der Leitindex SMI gab 0,88% auf 5’733,5 Punkte nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,76% auf 848,26 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,74% auf 5’161,69 Punkte.
Am markantesten gaben schliesslich Actelion (-3,5%) nach. Dass die Kurse kaum von Nachrichten getrieben waren, zeigte sich an diesem Titel. Actelion wurden von Merrill Lynch gemäss Händlern für einen weiteren Monat auf die «Most Preferred List» gesetzt, was aber ebensowenig half wie die Aufstockung des Pharmasektors durch die Credit Suisse.
Davon erhielten auch Novartis (-1,3%) und Roche (-0,4%) keinen Rückenwind, ebensowenig von positiven Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA für jeweils ein Produkt der beiden Firmen. In einer grossangelegten Studie zum europäischen Pharmasektor hatte die Credit Suisse die Einstufung der Branche auf «Overweight» von bisher «Neutral» angehoben und dies mit der hohen Bilanzqualität, der Profitabilität und den Wachstumschancen der Pharmaunternehmen begründet.
Hinter Actelion gaben verschiedene Finanztitel überdurchschnittlich nach, so etwa Swiss Life (-2,8%) und Swiss Re (-2,4%).
Aber auch CS (-2,2%) und UBS (-1,4%) gaben nach einem vergleichsweise freundlichen Start noch klar nach, dies im Anschluss an die jüngste Sektoreinstufung der Ratingagentur Fitch. In der Nacht auf Freitag hatte Fitch die Kreditwürdigkeit zahlreicher US- und europäischer Banken abgestuft. Die Einschätzung für langfristige Verbindlichkeiten der CS wurde gleich um zwei Stufen auf «A» zurückgenommen, jene zur UBS mit ebenfalls «A» bestätigt.
Bereits Ende November hatte Standard & Poor’s im Bankensektor Anpassungen vorgenommen und die Ratings einiger Banken zurückgenommen. Die dritte grosse Agentur Moody’s hatte eine Neubeurteilung vor zwei Wochen angekündigt.
Klare Einbussen erlitten überdies Sonova (-1,6%), Richemont (-1,4%) oder SGS (-1,3%). Nestlé (-0,9%) rutschten mit der gegen Handelsende etwas aufgekommenen Volatilität nach gutem Beginn ebenfall deutlich in den roten Bereich und zogen so auch den SMI mit nach unten.
Kühne + Nagel (+3,3%) drehten dagegen nach schwachem Beginn klar ins Plus, während Panalpina (-0,3%) knapp in der Verlustzone aus der Sitzung gingen. Barclays hatte im Rahmen einer Sektorstudie das Rating von Kühne + Nagel auf «Underweight» von zuvor «Equalweight» gesenkt und das Kursziel ebenfalls reduziert. Das Rating für Panalpina wurde neu mit «Equalweight» aufgenommen. Das englische Bankhaus sieht in den Logistikern auf lange Frist attraktive Anlagemöglichkeiten, vorderhand würden aber im Lichte der drohenden Rezession in Europa Abwärtsrisiken dominieren.
Im breiten Markt waren zu Wochenschluss ebenfalls kaum börsenrelevante Nachrichten vorhanden. Das Nahrungsmittel-Unternehmen Hochdorf (Aktie +2,9%) will in den Bereich der medizinischen Nahrungsmittel expandieren und hat sich hohe Umsatzziele gesteckt. Der Umsatz soll bis 2015 auf 500 Mio CHF anwachsen.
Georg Fischer könnten von gesunkenen Pkw-Neuzulassungen in Europa belastet werden, hiess es in einem Marktkommentar. Die Titel gaben denn auch um 1,7% nach.
Genolier brachen um gut 11% ein, allerdings hatte das Papier am Vortag knapp 17% zugelegt. (awp/mc/ps)