CH-Schluss: Konsolidierung – knapp gehalten dank Nestlé
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag knapp im Minus geschlossen. Damit hat der hiesige Börsenplatz aber dem weltweiten Abwärtstrend dank Aufschlägen bei den schwer gewichteten Aktien von Nestlé getrotzt. Nach den gestrigen Gewinnen befinde sich der Markt in einer Konsolidierungsphase, sagten Händler. Denn im Hintergrund lauerten mit der Schuldenkrise und dem Libyen-Konflikt weiterhin ungelöste Probleme. Nach der starken Erholung nach dem Japan-Schock harre man weiterer Impulse, hiess es. Diese treffen mit der anrollenden Berichtssaison ein, die bisher gemischt ausgefallen ist.
Am Nachmittag versetzten US-Konjunkturdaten den Börsen weltweit einen Dämpfer: Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist deutlich höher als erwartet ausgefallen, etwas höher als erwartet auch die Teuerungsrate.
Das Blue-Chips-Barometer SMI schloss 0,11% tiefer bei 6’357,03 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,42% auf 1’011,74 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,10% auf 5’801,94 Zähler.
Auf der Gewinnerseite bei den Bluechips standen die Valoren des Nahrungsmittelmultis Nestlé (+1,3%), der am morgigen Freitag Zahlen bekannt geben wird. Die Papiere wurden von starken Zahlen des Mitbewerbers Danone gestützt, der ein über den Prognosen liegendes Umsatzwachstum publizierte. Nestlé hielten den Leitindex SMI damit fast im Alleingang im Lot.
Roche gaben hingegen um 0,2% nach, damit haben die Papiere jedoch ihre Abgaben zum Handelsende hin deutlich eingegrenzt. Der Pharmakonzern meldete im ersten Quartal einen Umsatzrückgang von 10% und verfehlte damit die Erwartungen des Marktes deutlich. Das Unternehmen sieht sich jedoch weiterhin auf Kurs, um die für 2011 gesteckten Ziele zu erreichen. Die Aktien von Novartis (+0,1%) profitierten etwas von Umschichtungen.
Klar schwächer notierten Bankentitel, die von einer Sektorherabstufung durch Goldman Sachs belastet werden. UBS verbilligten sich um 1,3% und Credit Suisse gaben gar um 1,9% nach. Société Générale hat die Einstufung der CS-Papiere auf «Sell» von bisher «Hold» gesenkt, indes das Kursziel für die UBS-Valoren auf 18 von bisher 15,50 CHF angehoben.
Julius Bär gingen hingegen lediglich 0,8% leichter aus dem Tag. Die Privatbank hat mit einer einmaligen Zahlung von 50 Mio EUR ein mögliches Steuerverfahren in Deutschland abgewendet. Analysten sprachen von einem Befreiungsschlag in dem für Julius Bär bedeutenden Deutschlandgeschäft.
Die Zykliker entwickelten sich uneinheitlich. So sanken Kühne+Nagel und Adecco um 1,0% und ABB um 1,3%. Holcim gewannen derweil 0,3% und bauten ihre Gewinne vom Vortag (+4%) aus, nachdem die Titel von Exane BNP auf «Neutral» von bisher «Underperform» hochgestuft worden waren.
Am Ende des SMI/SLI standen Logitech (-3,8%), belastet von enttäuschenden PC-Absatzstatistiken. So sanken im ersten Quartal die PC-Auslieferungen gemäss einer Statistik von IDC weltweit um 3,2%. Insbesondere in den USA brach der PC-Absatz mit einem Rückgang von 10% regelrecht ein. Der Markt vermutet seit längerem eine strukturelle Nachfrageverschiebung in Richtung mobiler Pads und Smartphones, was schlecht für das Geschäft mit Peripheriegeräten wie Mäusen sein könnte.
Die Abgaben in Lonza (-2,1% oder -1,50 CHF) waren vor allem optischer Natur, wurden die Papiere doch ex-Dividende von 2,15 CHF gehandelt. Die Papiere des Lifescience-Konzerns hatten bereits am Vortag nach einem Quartals-Update massive 6,1% eingebüsst.
In der zweiten Reihe haben Sulzer (+3,5%) und Hügli (-0,3%) Zahlen präsentiert, wobei der Bestellungseingang bei Ersterem klar über den Erwartungen des Marktes ausgefallen ist.
Die grössten Gewinne verzeichneten Intersport (+11%), Swiss Small Cap (+10,3%), und Escor (+5,0%). Wie die Handelszeitung berichtet, möchte Letztere die Radio- und TV-Sender Radio 24, Capital FM, Tele Züri und Tele Bärn von Tamedia kaufen. Die deutlichsten Abgaben verzeichneten GNR, nachdem über die Gesellschaft der Konkurs eröffnet wurde. (awp/mc/ps)