CH-Schluss: Leicht fester – Hoffen und Vorsicht zu EFSF
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch unter Tageshoch leicht fester geschlossen. In der ersten Handelshälfte hatten Hoffnungen auf eine Lösung der Eurokrise noch für deutlicher steigende Kurse gesorgt. Im Verlauf habe sich aber wieder etwas mehr Vorsicht vor dem EU-Gipfel am Wochenende dazu gesellt und seien einige Gewinne mitgenommen worden, hiess es unter Marktbeobachtern. Dazu kamen noch gemischt ausgefallene Unternehmens- und Konjunkturdaten aus den USA.
Auch das nach Börsenschluss in Europa zur Publikation anstehende «Beige Book» mit der jüngsten Konjunktureinschätzung der US-Notenbank hat weiter für eine gewisse Zurückhaltung gesorgt.
Berichte über eine starke Hebelung des Euro-Rettungsschirms EFSF liessen vor allem die Kurse von Finanztiteln steigen. Sollten sich die Berichte über die Hebelung bewahrheiten – es ist von bis zu 2 Bio EUR die Rede – wäre dies der von den Märkten lange erwartete Befreiungsschlag, hiess es im Handel. Ein grösserer Schirm tut auch Not: Am Vorabend senkte Moody’s das Rating Spaniens um zwei Stufen und stellt gleichzeitig den stabilen Ausblick für das französische Top-Rating auf den Prüfstand.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss um 0,31% höher bei 5’699,98 Punkten (Tageshoch: 5’734). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,64% auf 855,02 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,39% auf 5’168,28 Punkte.
Unter den Einzelwerten standen die Papiere des Hörgeräteherstellers Sonova (+13,0%) im Fokus der Anleger. Das Unternehmen publizierte am Morgen unerwartet die Umsatzzahlen des ersten Semesters; das organische Wachstum von 7% wird von Händlern als «sensationell» bezeichnet. Die Wachstumsschwäche scheine damit überwunden, hiess es.
Ebenfalls Zahlen gezeigt hat der Medizinaltechniker Synthes (-0,4%). Das Unternehmen erreichte im dritten Quartal 2011 erstmals in einem Jahresviertel einen Umsatz von einer Milliarde US-Dollar. Die Resultate bewegen die Aktie jedoch kaum, da für das Unternehmen ein Übernahmeangebot des US-Konzerns Johnson & Johnson (J&J) vorliegt. Der Aktienkurs ist damit seit diesem Frühjahr an den Kurs der J&J-Aktie sowie an den Dollar-Kurs gekoppelt.
Branchenseitig standen indessen angesichts der etwas entspannten Stimmung in punkto Euro-Schuldenkrise Finanztitel im Vordergrund. So legten UBS (+2,3%) deutlich zu; Credit Suisse (+0,6%) vermochten indessen nicht mitzuhalten. Julius Bär (+1,1%) schlossen jedoch ebenfalls deutlich fester.
Grössere Gewinne unter den Versicherern erzielten ZFS (+2,0%) und Bâloise (+2,0%). Demgegenüber fielen die Avancen von Swiss Life (+0,8%) und Swiss Re (+0,3%) geringer aus.
Konjunktursensitive Titel gaben in der Regel zwischenzeitlich erzielte Gewinne mehrheitlich wieder Preis. Transocean (+3,3%) waren die Ausnahme und machten die Abgaben des Vortages wett. Nach Ansicht von Marktbeobachtern ist der Druck auf den Tiefsee-Ölbohrkonzern gestiegen, sich an den Kosten der Ölkatastrophe vom April 2010 zu beteiligen, nachdem BP mit seinen zwei Juniorlizenzpartnern des Förderprojekts einen Vergleich erzielt hat.
Dennoch deutlich zulegen konnten auch die zyklischen Holcim (+1,5%) und Syngenta (+1,2%). Geringer fielen hingegen die Avancen von Richemont (+0,3%), Adecco (+0,2%) und Schindler aus (+0,1%). Im Minus schlossen SGS (-2,0%), Nobel Biocare (-1,8%), Givaudan (-1,6%), ABB (-1,3%), Geberit (-0,6%) und Clariant (-0,5%).
Grösste Verlierer im SMI-/SLI-Tableau waren die ebenfalls zyklischen Aktien des Computer-Peripherieherstellers Logitech (-3,1%). Aus den USA kamen von der IT-Branche gemischte Signale: Apple enttäuschte am Vortag die Erwartungen, Intel übertraf sie indessen.
Am Vortag der Ergebnispublikation stiegen die Aktien des Biotechkonzerns Actelion um 1,6% auf 34,00 CHF. Hier gilt das Interesse der Analysten neben der Umsatzentwicklung allfälligen Informationen zum Hoffnungsträger Macitentan. Die Analysten von Exane BNP Paribas haben zwar ihr Kursziel für Actelion leicht auf 43 von 44 CHF gesenkt, ihre Kaufempfehlung jedoch bestätigt.
Nestlé (+0,1%) bewegten sich im Vorfeld der Zahlen vom (morgigen) Donnerstag kaum. Das schwache Abschneiden am Berichtstag ist Händlern zufolge wohl einem Agenturbericht geschuldet, in dem für 2012 über ein mögliches Umsatzminus von rund 20% bei Nespresso spekuliert wird, hiess es im Handel.
Unter den weiteren Index-Schwergewichten legten Novartis (+0,1%) leicht zu, Roche (-0,2%) verloren etwas.
Im breiten Markt fielen ohne News Bachem (+11,9%) durch markante Gewinne auf. New Venturetec (+9,6%) und Burckhardt Compression (+8,6%) waren weitere grössere Gewinner. Lem (+5,4% auf 390 CHF) profitierten von der Erstabdeckung durch Berenberg mit einer «Hold»-Einstufung und einem Kursziel von 390 CHF. Die grössten Einbussen gab es für Groupe Minoteries (-4,5%), Tecan (-4,2%), Villars (-3,5%). Leclanché (-3,4%) verloren nach der am Vortag bekannt gegebenen Aktienkapitalerhöhung weiter.