Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit positiven Vorzeichen ins Wochenende gegangen. Nach einer starken Eröffnungsphase und einem neuen Jahreshoch am Morgen wurden allerdings schon bald wieder Gewinne realisiert. Damit fiel der hiesige Börsenplatz im europäischen Vergleich etwas ab. Im Wochenvergleich fuhren die Dividendenpapiere aber immer noch ein schönes Plus ein.
Das Geschehen war Händlern zufolge von der Hoffnung auf eine baldige Rettung des kriselnden Griechenland geprägt. Unbestätigte Presseinformationen, wonach die Europäische Zentralbank (EZB) beim hellenischen Schuldenschnitt Geleitschutz geben könnte, hätten für neue Zuversicht gesorgt, hiess es. Kommenden Montag werden die EU-Finanzminister wohl endgültig darüber entscheiden, ob Athen das zweite Rettungspaket von mindestens 130 Mrd EUR bekommen wird. Am Nachmittag wurde die Entwicklung von etwas enttäuschenden US-Konjunkturdaten gebremst.
Der Swiss Market Index (SMI) legte am Freitag um 0,33% auf 6’237,69 Punkte zu. Damit gewann der Leitindex seit Montag 1,7%. Der 30 Titel umfassende, gekappt Swiss Leader Index (SLI) stieg zum Wochenschluss um 0,46% auf 949,14 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,38% auf 5’653,57 Zähler.
Die Blue Chips wurden von den Valoren des Zementkonzerns Holcim angeführt, die sich um 4,6% verteuerten. Die Papiere profitierten von den jüngsten Zahlen der französischen Mitbewerber Lafarge und Saint-Gobain, hiess es im Handel. So sei der operative Gewinn von Lafarge besser ausgefallen als erwartet.
Uneinheitlich präsentierten sich die Banken. Während Credit Suisse 2,9% anzogen, büssten UBS 0,1% und Julius Bär gar 2,8% ein. Händler berichteten von Verkäufen mehrerer britischer Marktteilnehmer in Julius Bär und führten diese in erster Linie auf Ängste vor einer hohen Busse aus den USA zurück. Die Privatbank hat dafür rund 250 Mio CHF zurückgestellt. Es gebe nun gewisse Besorgnis, dass die Busse der USA teurer als bisher befürchtet ausfallen könnte.
Bei den Versicherer stachen Bâloise (+1,9%) und Swiss Life (+2,0%) hervor. Letztere hätten von Umschichtungen aus ZFS (-0,1%) profitiert, hiess es im Handel. Der Erstversicherer hatte am Vortag ein nach Ansicht von Analysten eher enttäuschendes Jahresergebnis gezeigt.
Nestlé (+0,5%) waren auch am Tag nach der Bekanntgabe der Jahresresultate 2011 gefragt. Am Vortag hatten die Valoren nach Zahlen, die zum Teil deutlich über den Erwartungen lagen, bereits 2,1% zugelegt. Nun haben im Nachgang diverse Banken und Brokerhäuser ihre Kursziele erhöht.
ABB (+0,6%) fanden nach dem von Zahlen ausgelösten Kursrücksetzer offensichtlich wieder Boden unter den Füssen. Givaudan sanken hingegen nach den ebenfalls am Donnerstag gezeigten Zahlen um 1,0%. Zahlreiche Bankhäuser haben inzwischen ihre Gewinnschätzungen reduziert. Belastend kam hinzu, dass mit Citigroup und Merrill Lynch zwei vielbeachtete US-Brokerhäuser dem Titel gegenüber weiterhin negativ eingestellt sind und zum Verkauf raten.
Im Pharmasektor tendierten Novartis (+0,1%) und Roche (-0,5%) unauffällig. Zu Roche gab es kritische bis negative Meldungen zu den Medikamenten Avastin und Tarceva. Novartis musste bei Tekturna/Rasilez einen Rückschlag hinnnehmen: So darf der Wirkstoff Aliskiren in Verbindungen mit anderen Medikamenten nicht mehr an Patienten mit Diabetes oder moderaten bis schwerwiegenden Nierenerkrankungen verschrieben werden.
Im breiten Markt stiegen nach Jahreszahlen Phoenix Mecano um 0,3%, während Alpiq um 1,3% sanken. Für Vontobel lagen Umsatz und Betriebsergebnis von Alpiq über den Schätzungen, die Reingewinnprognose wurde indes verpasst.
Cytos sanken nach dem Jahresergebnis um 3,6%. Das Zürcher Biotech-Unternehmen kämpft weiter ums Überleben. Ende 2011 lagen nach einem turbulenten Jahr mit Liquiditätsproblemen und drastischem Stellenabbau noch 28,8 Mio CHF flüssige Mittel in der Kasse. (awp/mc/pg)