Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem volatilen Handel knapp im Plus geschlossen. Über weite Strecken des Handelstages hatte sich der Markt richtungslos bewegt, erklärte ein Marktteilnehmer. So war der Leitindex SMI sowohl nach schlechten Konjunkturdaten aus der Eurozone am Vormittag wie auch nach enttäuschenden US-Makrozahlen am späteren Nachmittag ins Minus gerutscht, hatte sich dann aber wieder erholt.
Das Sentiment werde zwar von den schlechten Zahlen eingetrübt, die Kauflust von Investoren scheint aber am Berichtstag davon aber nicht ganz abgewürgt worden zu sein. Ohne die deutliche Schwäche der Schwergewichte Nestlé, die von einer Herabstufung durch Bernstein belastet wurden, hätte der SMI deutlicher im Plus geschlossen.
In der Eurozone hat sich die Wirtschaftsstimmung im August deutlich stärker als erwartet eingetrübt. Gemäss dem Business Climate Indicator hat sich das Geschäftsklima zum sechsten Mal in Folge verschlechtert. Die Euroraum-Industrie befinde sich in einer Phasen moderaten Wachstums, kommentiert die EU-Kommission die Zahlen. Am Nachmittag richtete sich der Fokus dann auf die USA. Dort war das Verbrauchervertrauen im August regelrecht eingebrochen. So ist der vom privaten Forschungsinstitut Conference Board in Washington errechnete Index auf 44,5 Punkte nach 59,2 Punkten im Vormonat gefallen. Experten hatten indes lediglich mit einem Rückgang auf 52,0 Punkte gerechnet.
Der SMI schloss 0,05% höher auf 5’449,16 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg um 0,61% auf 821,72 Zähler und der breite Gesamtmarkt, gemessen am SPI, um 0,16% auf 4’971,48 Punkte.
Die grössten Verluste verzeichneten die Titel des Index-Schwergewichts Nestlé (-2,1%), welche die Aufwärtsbewegung des SMI klar bremsten. Der Nahrungsmittelkonzern wurde von einem negativen Marktkommentar durch Bernstein belastet, welche die Papiere von «Outperform» auf «Market Perform» herabgestuft haben.
Zu den grössten Verlierern gehörten zudem Actelion (-1,4%)und Bâloise (-2,0%). Der Versicherer hat Analysten zufolge im ersten Halbjahr unter dem starken Franken gelitten und mit in der Sachversicherung enttäuschend abgeschnitten. Die mittelfristigen Ziele hat das Unternehmen aber bestätigt.
Trotz schwacher Konjunkturdaten schlossen indes am oberen Tabellenende vor allem konjunktursensitive Papiere. So gewannen Weatherford 4,0% und Sonova 2,8%. Aber auch ABB (+1,4%), Holcim und Adecco (je +1,2%) verteuerten sich.
Mit deutlichen Zuwächsen zeigten sich auch Finanzwerte. Anleger kauften insbesondere Julius Bär (+1,9%), aber auch Credit Suisse (+1,4%) und UBS (+1,6%) legten deutlich zu. Händler verwiesen auf den starken Nachholbedarf des Sektors nach den markanten Rückgängen der vergangenen Wochen. Zudem wurde die CS in einem Strategiepapier der CA Cheuvreux neu mit dem Rating «Outperform» und einem Kursziel von 33 CHF eingestuft und als einer der attraktivsten Finanztitel bewertet. Auch die ZFS (+0,7%) erhielt von Cheuvreux dasselbe Prädikat. Andere Assekuranzwerte wie Swiss Re (+0,9%) oder Swiss Life (+2,0%) verzeichneten noch deutlichere Zugewinne.
Die weiteren Index-Schwergewichte Roche (+0,7%) und weniger Novartis (+0,2%) profitieren hingegen von einer positiven Studie der Deutschen Bank, die für die Pharmariesen keine Gefahr aus dem Auslaufen wichtiger Patente sieht.
Die Aktien der beiden Luxusgüterherstellern Richemont (+1,4%) und Swatch (+1,3%) stemmten sich erfolgreich gegen eine Kurszielsenkung durch die Analysten der Deutschen Bank. Diese haben in einer Studie ihre Gewinnschätzungen aufgrund eines erwarteten Nachfragerückgangs reduziert.
In der zweiten Reihe legten dank guter Halbjahreszahlen Bossard (+2,4%) zu. Der Schraubenhändler hat nach dem Rekordvorjahr erneut bessere Zahlen vorgelegt und damit die Erwartungen der Experten übertroffen. Das Semesterergebnis hatten zudem VP Bank (-0,5%), Shape Capital (+3,9%), Romande Energie (unv.) und Santhera (-0,1%) vorgelegt. (awp/mc/pg)