Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag leicht im Minus geschlossen, nachdem die Marktteilnehmer eine wahre Zahlenflut der Schweizer Unternehmen zu verarbeiten hatten. Nach etwas unentschlossenem Start rutschten die Indizes am Vormittag in die Verlustzone, wobei am frühen Nachmittag auch noch eine Reihe von US-Konjunkturindikatoren auf die Stimmung drückte. Gegen Handelsende grenzte der Markt die Verluste aber dank einer zunehmend freundlichen US-Börse ein.
Allein sechs Bluechips sowie eine Reihe SPI-Unternehmen hatten vorbörslich ihre Abschlusszahlen 2010 vorgelegt. Dabei verhalfen die Ergebnisse Swiss Re und Nobel Biocare zu deutlichen Avancen am Aktienmarkt, während sich die Investoren von den Zahlen ABB und Swisscom aber auch von Actelion enttäuscht zeigten. Die Nestlé-Zahlen wurden ebenfalls freundlich aufgenommen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,08% im Minus bei 6’706,47 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor am Ende 0,15% auf 1’075,99 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,09% auf 6’015,67 Stellen.
Unter den SMI/SLI-Titeln verzeichneten Nobel Biocare (+4,8%)am Ende die deutlichsten Gewinne, obwohl das Dentalimplantateunternehmen mit seinem Abschluss in allen Kennziffern die Schätzungen verfehlte. Einem Händler zufolge seien die Kennziffern aber «weniger katastrophal als insgeheim befürchtet» ausgefallen.
Auch Swiss Re (+3,9%) verzeichneten starke Avancen, nachdem die Titel am Morgen noch mit Abgaben in den Handelstag gestartet waren. Zwar hatten die Gewinnzahlen die Erwartungen verfehlt. Die Analysten verwiesen aber auf die starke Kapitalstruktur und auf die höhere Dividendenausschüttung.
Nestlé schlossen mit einem Plus von 0,9%. Der Nahrungsmittelkonzern konnte die Erwartungen der Analysten beim organischen Wachstum und beim internen Realwachstum (RIG) übertreffen. Gelobt wurde auch die Dividendenerhöhung. Für etwas Missmut bei Investoren sorgten einzig die mangelnden Angaben bezüglich eines weiteren Aktienrückkaufs.
Bei Swisscom enttäuschten indes sowohl das Jahresergebnis wie auch der Ausblick – die Anleger schickten die Aktien mit minus 3,9% auf Talfahrt. Das Unternehmen werde von der italienischen Tochter Fastweb belastet, hiess es. Auch die Dividende fiel unter den Erwartungen aus.
Ebenfalls enttäuscht zeigten sich die Anleger von ABB (-3,3%). Die Erwartungen wurden nur in etwa getroffen. Ein Vontobel-Analyst sprach von einem uninspirierenden Margentrend und einer insgesamt enttäuschenden Gewinnqualität. Bei Actelion (-0,4%) bestand die positive Überraschung in der erstmaligen Zahlung einer Dividende. Der Gewinn fiel dagegen unter den Erwartungen aus.
Daneben bremsten etwa Roche (-1,0%) den SMI, wobei laut Händlern noch jüngste Abstufungen nachwirkten. Auch Adecco (-3,4%) zeigten sich ohne Nachrichten schwach.
Clariant (-1,0%) konnten sich nicht von den massiven Vortagesverlusten in Reaktion auf den Kauf von Süd-Chemie erholen – es hagelte am Donnerstag negative Analystenkommentare. Hingegen stiegen Givaudan um 0,2%. Der Aromenhersteller erhält mit Bill Gates einen neuen und prominenten Grossaktionär.
Unter den SPI-Werten mussten Schindler (-6,1%) nach Zahlen starke Verluste hinnehmen. Die Analysten bemängelten einen enttäuschenden Ausblick. Zudem gab Verwaltungsratspräsident Alfred Schindler bekannt, die Funktion des Gruppen-CEO an Jürgen Tinggren zu übergeben.
Temenos (-6,2%) verloren nach der Zahlenpublikation am Vorabend ebenfalls stark. Zu den Gewinnern unter den Nebenwerten zählten Dufry (+6,8%), die sich von der Vortagesschwäche erholen konnten. Noch stärker stiegen Micronas (+11,1% auf 14 CHF). Die Cheuvreux-Analysten erhöhten ihr Kursziel für die Aktien auf 20 CHF. (awp/mc/ps)