Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag leicht tiefer geschlossen. Belastend wirkten sich auf den Leitindex SMI vor allem die Schwäche der Schwergewichte Nestlé und Novartis aus. Letztere hatten nach wenig überzeugenden Ergebnissen für das Geschäftsjahr deutlich nachgegeben. Auf der Gegenseite stützten die Finanztitel, welche laut Händlern von Hoffnungen auf ein baldiges Ende der Eurokrise profitierten.
Die am Nachmittag veröffentlichten Wirtschaftsdaten aus Übersee hatten unter dem Strich kaum einen Einfluss auf das hiesige Handelsgeschehen. Während die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter unter den Erwartungen ausgefallen waren und so das Sentiment an der Schweizer Börse etwas drückten, wurde der negative Effekt von den später veröffentlichten Daten zum US-Immobilienmarkt aufgehoben. Diese waren deutlich besser als erwartet ausgefallen.
Der SMI schloss 0,46% tiefer auf 6`562,36 Zählern, während der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) 0,11% auf 1`048,58 Zähler gewann. Auf den SLI lasteten die Abgaben der Schwergewichte Nestlé und Novartis weniger stark. Der breite Swiss Performance Index (SPI) verlor 0,26% auf 5`883,83 Punkte.
Ganz am Ende der Bluechips-Tabelle standen Novartis (-2,4%). Obwohl das vom Pharmakonzern vorgelegte Geschäftsergebnis für 2010 bezüglich Umsatz und Reingewinn leicht über den Erwartungen lag, verfehlte es diese beim Betriebsergebnis. Auch der verhaltene Ausblick stiess bei einigen Anlegern auf wenig Gegenliebe. So sprach CEO Joe Jimenez davon, dass es im laufenden Jahr mehr Gegenwind geben werde.
Auch die Titel des anderen Schwergewichts Nestlé (-1,5%) lasteten auf den SMI. Händlern zufolge war die Aktie in Zeiten der Eurokrise als sicherer Hafen angesteuert worden, jedoch erodiere der Kurs mit der jüngsten Entspannung in Europa etwas. Roche (-0,2%) verbilligten sich indes moderat, konnten sich dem negativen Sentiment aber nicht ganz entziehen.
Den Markt gestützt haben die Finanzwerte, welche von den Hoffnungen auf ein Ende der Eurokrise profitierten. So stiegen Julius Bär (+2,3%), UBS (+1,9%) und CS (+0,9%) deutlich, auch die Assekuranzwerte Swiss Re (+2,4%) und ZFS (+0,5%) verteuerten sich. Branchenführer und nahezu Tagessieger bei den Bluechips (Platz zwei) waren Swiss Life (+5,2%). Kurszielerhöhungen durch Nomura und die HSBC liessen die Titel in die Höhe klettern.
Tagessieger im SMI/SLI waren die Papiere der Nobel Biocare (+5,6%), welche zusammen mit Branchenkollege Straumann (+5,3%) von den Zahlen des US-Medizintechnikkonzerns Zimmer profitierten. Dieser war im Dentalbereich stark gewachsen und legte überraschend starke Quartalsergebnisse vor.
Ebenfalls gesucht waren dank steigender Ölpreise Petroplus (+2,8%) und weniger deutlich Transocean (+0,5%). Gerüchte am Markt, wonach die russische Gazprom den Kauf von vier bis fünf Raffinerien in Europa erwäge, hätten in Petroplus Kursphantasien geweckt. Petroplus gehört zu den grössten Raffineriebetreibern in Europa.
Logitech legten nach den Zahlen zum dritten Geschäftsquartal um 0,4% zu, die Zugewinne waren marginal. Während Analysten von der Umsatzentwicklung überwiegend positiv überrascht waren, wurde die Profitabilität teils bemängelt. Der leicht erhöhte Ausblick kam hingegen gut am Markt an.
In der zweiten Reihe waren die Aktien der Bergbahnen Titlis Rotair nach Zahlen mit plus 9,3% ganz vorne zu finden. Trotz eines Gewinnrückgangs durch eine Abschreibung werde dank der Gewinnreserven eine unveränderte Dividende ausgeschüttet, hiess es von Seiten der Titlis. Die Aktien des Brokers CFT fielen nach rückläufigen Umsatzzahlen 2010 dagegen um deutliche 2,2%.
Unter den anderen Unternehmen, die hauptsächlich Umsatzzahlen bekannt gaben, legten Mikron um 2,6% zu. Die Bank Vontobel verwies in einem Aktienkommentar auf die starke Erholung des Bestellungseingangs. Hügli verloren belastet vom vorsichtigen Ausblick und Gewinnmitnahmen 1,6%. Orascom (-1,7%) litten weiter unter den Unruhen in Ägypten. (awp/mc/gh/27)