Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch unter Gewinnmitnahmen auf breiter Front gelitten und leichter geschlossen. Nach dem erfolgreich verabschiedeten Hilfspaket für Griechenland sei es schwierig geworden, noch Argumente für eine Fortsetzung der Bewegung nach oben zu finden, hiess es im Handel. Angesichts dem nun schon seit fast drei Monaten dauernden Kursrallye würden die Gewinnmitnahmen nicht wirklich überraschen, hiess es.
Neben der herrschenden Skepsis bezüglich einer positiven Entwicklung in Griechenland hätten am Berichtstag zudem Konjunkturdaten aus der Eurozone und der stetig steigende Ölpreis das Sentiment belastet. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone mit 49,7 Zählern überraschend wieder unter die Expansionsschwelle gefallen. Und in den USA sind die Verkäufe neuer Häuser im Januar nicht so hoch ausgefallen wie von Experten erwartet worden war.
Der Swiss Market Index (SMI) gab am Mittwoch um 0,73% auf 6’192,42 Punkte nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 0,97% auf 941,63 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,70% auf 5’609,12 Zähler ein.
Bei den Blue Chips erlitten Nobel Biocare mit -3,9% die grössten Abgaben. Die Papiere wurden von den schwachen Zahlen des Mitbewerbers Straumann in Mitleidenschaft gezogen. Die im SMIM notierten Straumann-Titel brachen gar um 8,4% ein. Analysten bemängelten die vom Basler Unternehmen im Geschäftsjahr 2011 erreichten Margen, vor allem aber zeigten sie sich vom Ausblick enttäuscht.
Auch die Finanzwerte präsentierten sich schwach. So sanken Swiss Re am Vortag der Ergebnispublikation um 2,7%. Der Jahresabschluss des Rückversicherers steht ganz im Zeichen der hohen Kosten für Naturkatastrophen. Für die Überschwemmungen in Australien und Thailand, die Erdbeben in Japan und Neuseeland oder den Zyklon Yasi in Australien hatte Swiss Re die vorläufige Schadenlast auf rund 3,2 Mrd USD veranschlagt. Diese Schätzungen könnten im Jahresabschluss noch leicht angehoben werden, meinen Analysten.
Bei den Grossbanken sanken UBS um 3,3% und Credit Suisse um 1,5%. Die UBS hatte am Morgen die Emission von verlustabsorbierenden Notes in Höhe von 2 Mrd USD bekanntgegeben. Laut der Bank werden weitere solcher Transaktionen folgen, wann und in welchem Umfang gab sie allerdings nicht preis. Julius Bär büssten 1,1% ein.
Der Bundesrat hatte am Nachmittag an einer Pressekonferenz seinen Willen für eine Weissgeldstrategie bekräftigt und sich grundsätzlich von Geschäften mit ausländischen Steuerhinterziehern losgesagt. Dafür sollen Schweizer Banken gesetzlich zu Massnahmen verpflichtet werden, die den Zufluss von unversteuertem Geld unterbinden oder zumindest erheblich erschweren.
Zyklische Titel tendierten am Berichtstag uneinheitlich. Während Clariant (-2,9%), Logitech (-2,9%), Kühne + Nagel (-2,4%) und Holcim (-1,8%) deutlich nachgaben, rückten Geberit um 0,3% und Schindler um 1,0% vor. Syngenta zogen gar um 1,8% an. Händler stellten Umschichtungen im europäischen Chemiesektor aus konjunkturabhängigen in defensive Branchenvertreter fest, hiess es zum Syngenta-Kurs.
Die grosskapitalisierten Werte hielten dem hiesigen Aktienmarkt am Mittwoch mehrheitlich die Stange: Nestlé (unverändert) und Novartis (-0,4%) schnitten deutlich besser als der Marktdurchschnitt ab. Einzig Roche sanken um 1,5%. Der Pharmakonzern nahm auf dem Kapitalmarkt mit drei Anleihen insgesamt 1,5 Mrd CHF auf.
Am breiten Markt gaben die Papiere des Bankensoftwareherstellers Temenos um 5,7% nach. Das Unternehmen hat mit den gezeigten Jahreszahlen die Markterwartungen weitgehend verfehlt. Temenos musste im vergangenen Jahr einen Rückgang im Lizenzgeschäft hinnehmen und wies unter dem Strich einen Verlust aus.
Der Westschweizer Hersteller von Settop-Boxen ADB gewann dagegen 0,2%, obwohl das Unternehmen 2011 wegen Restrukturierungskosten einen deutlichen Verlust auswies.
Mit Charles Vögele ging es um 1,7% nach unten. Das Bekleidungsunternehmen hat die Zusammenarbeit mit den Hollywood-Stars Penélope und Mónica Cruz beendet. Die Cruz-Schwestern waren seit April 2010 als Markenbotschafterinnen für Charles Vögle tätig. (awp/mc/pg)