Zürich – Die Schweizer Börse hat am Dienstag nach einem volatilen Handelstag leichter, jedoch deutlich über dem Tagestief geschlossen. Die Aktienkurse würden unverändert von den anhaltenden Unsicherheiten über eine baldige Lösung der Eurokrise und von Konjunkturängsten belastet, sagte ein Händler. Er glaube allerdings, dass die Konjunkturbefürchtungen im Zuge einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China übertrieben seien, und halte ein «soft landing» für möglich.
Schwächer als erwartet ausgefallene Q3-Zahlen der US-Bank Goldman Sachs hatten zudem am Nachmittag weiter auf das Sentiment gedrückt, während etwas besser als erwartet ausgefallene US-Nettokapitalzuflüsse und Daten vom US-Häusermarkt leicht stützten. Zusammen mit leicht über den Erwartungen ausgefallenen Zahlen der Bank of America liess dies am späten Nachmittag die US-Börsen ins Plus drehen und die Verluste am hiesigen Markt begrenzen.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,71% tiefer bei 5’682,51 Punkten (Tagestief: 5’649). Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,88% auf 849,62 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,62% auf 5’148,34 Punkte.
Grösste Verlierer waren angesichts der Konjunkturängste und der anhaltenden Eurokrisen-Unsicherheiten zyklische Titel und vor allem Finanzvaloren. So verzeichneten unter den SMI-/SLI-Werten Credit Suisse (-4,7%) die prozentual grössten Einbussen. UBS (-1,1%) hielten sich besser. Natixis hat die Abdeckung der beiden Grossbanken mit einer «Reduce»-Empfehlung für die CS und einem «Buy» für die UBS aufgenommen.
Bei den Versicherungsvaloren gaben Bâloise (-1,3%), ZFS (-1,3%) und Swiss Re (-1,2%) klar nach, während Swiss Life (+1,5%) gar als Tagessieger schlossen.
Prozentual grössere Einbussen erlitten unter den Zyklikern Logitech (-2,9%). Auf den Titeln des Computer-Peripherieherstellers lasteten die von IBM enttäuschten Erwartungen, hiess es im Markt. Ebenfalls mit deutlichen Verlusten zeigen sich Kühne+Nagel (-1,9%), Holcim (-1,8%) und Transocean (-3,0%).
Die Luxusgüter-Aktien Swatch und Richemont (je -0,3%) konnten sich nach anfänglich klaren Verlusten gegen Handelsschluss etwas erholen. In diesen Werten löste die Wachstumsverlangsamung in China in der ersten Handelshälfte verstärkte Abgaben aus. Die Werte konnten daher kaum von einem «read across» von Branchenkollege LVMH profitieren, der mit dem Q3-Umsatz die Erwartungen des Marktes übertroffen hat.
Unter den defensiven Werten wurden Novartis (-0,7%) und Nestlé (-0,7%) zurückgestuft. Nestlé-Branchennachbar Danone hat den Umsatz im Q3 stärker steigern können als vom Markt erwartet und hat entsprechend die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Nestlé publiziert die Q3-Zahlen am kommenden Donnerstag. Roche (+0,7%) legte derweil gute Phase-III-Studiendaten für das Krebsmedikament Herceptin vor.
Zuwächse verzeichneten Clariant (+1,2% auf 9,49 CHF). Die Bank Vontobel hat in diesen Werten die «Buy»-Empfehlung bestätigt und das Kursziel auf 13 CHF von 10 CHF erhöht. Im Vorfeld der Q3-Zahlen vermochten zudem Actelion (+0,8%) zuzulegen. Weitere Gewinner waren Sonova (+0,3%), Synthes (+0,4%) und Givaudan (+0,1%).
Im breiten Markt schlossen die Titel des Schraubenhandelunternehmens Bossard (+0,3%) marginal höher, nach einem Umsatz in den ersten neun Monaten unter den Erwartungen. Besser verdaut wurden die News der Privatbank EFG (+0,8%). Die Bank hat die Ziele für 2011 gesenkt und will mit einer Neuausrichtung, inklusive IPO von Geschäftsbereichen, die Ergebnisentwicklung verbessern.
Mit guten Zahlen aufgewartet hatte der Halbleiter-Hersteller Micronas (Aktie +9,4%), der in allen Belangen etwas über den Konsensschätzungen lag. Weiter profitierte das Telemedizin-Unternehmen LifeWatch (+1,1%) leicht von einen weiteren Vertragsabschluss in den USA; die Titel verloren allerdings am Vortag 7,4%. Leclanché (-1,3%) hatte die Einberufung einer a.o. GV zur Verabschiedung einer Kapitalerhöhung bekannt gegeben, was vom Markt nicht goutiert wurde. (awp/mc/ps)