Zürich – Die Schweizer Börse hat zum Wochenschluss die am Vortag begonnene Erholung fortgesetzt. Nach schwachem Start erholten sich die Märkte wieder und der SMI konnte sich am Nachmittag auf markant höherem Niveau behaupten. Die Handelsbandbreite war mit rund 360 Punkten im SMI erneut sehr hoch. Gegen Handelsende gaben die Kurse wegen teils enttäuschender US-Konjunkturdaten vorübergehend etwas nach. So sank das US-Verbrauchervertrauen auf den tiefsten Stand seit 1980.
Ob mit der nun begonnenen Erholung die Talsohle durchschritten ist, müssen die nächsten Tage und Wochen weisen. Börsianer sprachen denn auch von anhaltend hoher Unsicherheit und entsprechend hohen Kursschwankungen. Marktbeobachter sehen den Boden im SMI um 5’000 Punkte. «Es ist gut möglich, dass wir das Tief bereits durchschritten haben», so ein Analyst. Schlechte Nachrichten könnten aber das Tor für einen erneuten Kurssturz schnell wieder aufstossen.
Der SMI schloss auf 5’252,81 Punkten um 4,37% höher. Innerhalb Wochenfrist konnte der Leitindex ein noch vor kurzem unwahrscheinlich erscheinendes Plus von 1,6% verbuchen.
Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 4,50% auf 794,78 Zähler, der breite Gesamtmarkt (SPI) 4,32% auf 4’796,12 Punkte. Derweil entspannte sich die Lage am Devisenmarkt weiter und notierte der Euro zu Börsenschluss knapp unter 1,10 CHF und der US-Dollar bei knapp 0,77 CHF.
Stützend wirkten laut Händlern Gerüchte, dass die Europäische Zentralbank wie signalisiert am Anleihemarkt aktiv sei und spanische sowie italienische Rentenpapiere kaufe. Zudem erwartet die EU-Kommission schon bald eine einheitliche Regelung zum Verbot von sogenannten Leerverkäufen in der Europäischen Union.
Unter den grössten Kursgewinnern im SMI-/SLI-Tableau fielen vor allem jene der konjunktursensitiven Werte und Finanzvaloren auf, die zuletzt am meisten nachgegeben haben. So legten unter den Zyklikern Clariant (+9,4%), Logitech (+9,0%) und SGS (+7,7%) am deutlichsten zu.
Bei Assekuranzaktien waren Swiss Life (+7,4%), ZFS (+6,1%) und Swiss Re (+6,2%) stark gesucht. UBS (+5,7%) und CS (+4,4%) holten ebenfalls weiter auf, von den Banken waren aber Julius Bär (+6,2%) die gesuchtesten.
Unter den Index-Schwergewichten avancierten Nestlé (+4,6%) und Roche (+4,3%) ebenfalls sehr deutlich, Novartis (+3,0%) etwas moderater. Marktbeobachter werteten die klaren Kursgewinne dieser defensiven Valoren als Zeichen für eine Erholung des Marktes.
Unternehmensnews gab es zum Wochenschluss nur wenige. Bei den 30 Blue Chips hat einzig der Dentalimplantate-Hersteller Nobel Biocare seine Quartalszahlen veröffentlicht und dabei – wie in den letzten Quartal fast immer – enttäuscht, zumindest was die Umsatzentwicklung betrifft. Die Aktie war entsprechend der einzige Verlierer in diesem Börsensegment mit einem starken Minus von 5,2%. Marktkreise nannten vor allem auch den Ausblick enttäuschend.
Im breiten Markt haben der Komponenten-Hersteller Phoenix Mecano (+4,2%), die Werbevermarkterin Goldbach (+6,0%) und etwas überraschend der Werkzeugmaschinenhersteller Tornos (4,8%) Halbjahreszahlen veröffentlicht. Während Phoenix Mecano die Markterwartungen knapp erfüllt hat, übertraf Goldbach bei Umsatz und Betriebsergebnis diese deutlich. Bei Tornos ist die Erholung auf Kurs. Ausserdem gab am Vorabend der Flughafen Zürich (+4,2%) noch seine Passagierzahlen für den Juli 2011 bekannt; sie sind im Vergleich zum Vorjahr erneut gestiegen, und zwar um 8,6%.
Die grössten Gewinne gingen an New Venturetec (+27,8%), Walter Meier (+21,2%) und Edisun (+19,5%). Markante Einbussen gab es gegen den Trend für Norinvest (-29,2%), Zwahlen & Mayr (-12,3%) und Swissmetal (-4,1%). (awp/mc/ps)