Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit massiven Verlusten geschlossen. Zeitweise büsste der Leitindex SMI mehr als 5% ein. Bereits zu Beginn des Handels ging er mit leichten Verlusten um, baute dann aber im Verlauf des Handels die Abgaben weiter aus. Zum Kursrutsch kam es dann am Nachmittag im Anschluss an eine ganze Flut von US-Konjunkturzahlen, die die Sorgen über die weitere wirtschaftliche Entwicklung in der grössten Volkswirtschaft der Welt wieder anfachten.
An der schlechten Stimmung habe auch der erneute Anstieg des Frühindikators des Conference Boards nichts geändert, meint ein Marktteilnehmer. Der Philly-Fed-Index war deutlich schwächer ausgefallen und die Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie die Verbraucherpreise Juli waren stärker als erwartet gestiegenen. Zusätzlich sorgen sich Marktteilnehmer um die Wachstumsaussichten der chinesischen Wirtschaft, nachdem Analysten wie die der Deutschen Bank oder von Morgan Stanley ihre Prognosen für das BIP von China gekürzt hatten.
Der SMI schloss um 4,15% tiefer auf 5’196 Punkten. Das Tagestief lag bei 5’128,79 Zählern.
Die Nervosität im Markt ist wieder deutlich angestiegen, wie auch der Volatilitätsindex VSMI (+24,84%) zeigt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) büsste 4,84% auf 774,07 Punkte ein und der breite Gesamtmarkt (SPI) 4,15% auf 4’727,20 Zähler.
Im Schatten der deutlich schwächeren Aktienmärkte und der gestiegenen Nervosität verteuerte sich der Schweizer Franken gegenüber den wichtigsten Handelswährungen wieder deutlich. Zwar sank das Währungspaar EUR/CHF kurzfristig wieder unter die Marke von 1,13 CHF. Bei Handelsschluss kostete der Euro 1,1320 CHF. Der US-Dollar notierte derweil bei 0,7898 CHF.
Am Ende der Tabelle gingen die Titel von Clariant (-10,0%) aus dem Handel, allerdings gab es dazu keine fundamentalen Neuigkeiten. Zur Schlussgruppe gehörten im SMI/SLI aber auch noch weitere konjunktursensitive Papiere wie ABB (-6,7%) oder Adecco (-6,5%). ABB erzielt rund die Hälfte des Umsatzes in Asien.
Der Baustoffhersteller Holcim (-8,0%) hatte mit seinem vorgelegten Halbjahresresultat die Erwartungen der Analysten enttäuscht. Vor allem die höheren Energie- und Rohstoffpreise sowie der starke Franken machten Holcim zu schaffen. Der Kostenschub konnte laut Angaben des Unternehmens nur ungenügend auf die Kunden überwälzt werden.
Massiv unter Abgabedruck kamen auch Bankenaktien. Credit Suisse verloren 8,5%, UBS 8,4% und Julius Bär 6,3%. Händler verwiesen dabei auf neuerlich negative Marktspekulationen um Société Générale. Zudem gab ein Artikel des «WSJ» am Markt zu reden. Offenbar hat die US-Notenbank von europäischen Instituten Auskunft über die finanzielle Situation ihrer US-Tochtergesellschaften eingefordert. Damit keimten die Ängste im Bezug auf eine weitere bevorstehende Bankkrise wieder auf.
Auch bei den Versicherern kam es zu deutlichen Abschlägen. Swiss Life (-7,3%) büssten nach ihren Aufschlägen vom Vortag nach der Präsentation der Halbjahreszahlen wider ein. Aber auch ZFS (-5,1%), Swiss Re (-4,6%) und Bâloise (-4,2%) gingen mit dem Gesamtmarkt auf Tauchstation.
Die SMI-Schwergewichte Roche (-2,2%), Novartis (-2,8%) und Nestlé (-3,1%) schützten den Markt vorübergehend noch vor grösseren Abgaben, in Folge der schwachen Konjunkturzahlen und der erhöhten Nervosität am Markt konnten aber auch sie sich nicht mehr vor der Ausverkaufsstimmung retten.
Entgegen dem Markttrend behaupteten sich aus dem breiten Gesamtmarkt unter anderem Tecan (+13,8%). Der Laborausrüster hatte im ersten Halbjahr 2011 die Erwartungen der Analysten klar übertroffen. Aufgrund der positiven Entwicklung erhöhte das Unternehmen die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr 2011 und bestätigte das Profitabilitätsziel. Auch Kuoni (+0,4%) profitierten von den vorgelegten Zahlen.
Aus der zweiten Reihe hatten noch diverse andere Unternehmen Halbjahreszahlen vorgelegt, konnten sich aber im negativen Markt nicht durchsetzen. Basilea verloren 12,2%, VZ Holding 6,5%, Ascom 4,9%, BCV 4,2%, St. Galler Kantonalbank 3,3% und Conzzeta 2,0%. (awp/mc/ps)