CH-Schluss: Nach Schlussspurt höher
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem eher gedrückten Handelstag mit der Eröffnung der US-Börsen noch einen Schlussspurt hingelegt und ein weiteres Mal im Plus geschlossen. Bei unterdurchschnittlichen Volumen war die Aufmerksamkeit den ganzen Tag über auf die Slowakei gerichtet, wo das Parlament über den Euro-Rettungsfonds beriet. Bis zum Börsenschluss zeichnete zwar sich eine Ablehnung des slowakischen Parlaments ab, allerdings kündigte die Opposition an, dem Plan in einer zweiten Abstimmung zuzustimmen.
EZB-Chef Jean-Claude Trichet trübte gemäss Händlern die Stimmung an den Märkten mit Aussagen vor dem EU-Parlament, wonach die Krise der Eurozone eine «systemische Dimension» erreicht habe. Daneben richteten sich die Blicke aber auch auf den Start der US-Berichtssaison.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,24% im Plus bei 5’723,19 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) stieg derweil um 0,17% auf 855,81 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,21% auf 5’180,07 Zähler.
Die stärksten Gewinne unter den Bluechips verbuchten am Dienstag Actelion (+5,1%). Unterstützung für die Titel bot vor allem eine positive Studie von Jefferies, welche bei den derzeitigen Kursen das Actelion-Hauptmedikament Tracleer als unterbewertet ansah. Zudem dürften weitere Nachrichten aus der Pipeline die Kurse in näherer Zukunft antreiben, schrieben die Analysten.
Ebenfalls deutliche Kursgewinne zeigten die Titel des US-Ölbohrunternehmens Transocean (+3,4%). Am Markt kamen am Nachmittag Gerüchte auf, wonach ein anstehender Untersuchungsbericht der US-Behörden zur Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vor allem BP verantwortlich machen werde: Dies dürfte finanzielle Rückgriffe von BP auf die Plattformbetreiberin Transocean erschweren.
Gut abschneiden konnten an der Börse auch Givaudan (+2,6%), die vorbörslich mit ihren Umsatzzahlen die Berichtssaison zu den ersten neun Monaten eröffnet hatten. Der Hersteller von Aromen und Riechstoffen traf mit seinen Resultaten die Konsensschätzungen ziemlich genau. Im Vorfeld hatte es geheissen, dass sich einige Händler auf eine mögliche Enttäuschung eingestellt hätten.
Uneinheitlich entwickelten sich am Dienstag die zyklischen Titel. So legten Logitech (+3,0%), Clariant (+2,2%) oder Holcim (+1,4%) klar zu. Noch leicht im Plus schlossen ABB (+0,2%), während Adecco (-0,1%) tiefer schlossen. Die Titel des Life Science-Konzerns Lonza (+1,2%), an dem die US-Gesellschaft Manning & Napier einen Anteil von 13% vermeldete, gewannen ebenfalls.
Im Vorfeld der Veröffentlichung der Neunmonatszahlen am Donnerstag schlossen auch Roche (-0,5%) tiefer. Die Aktien der Lokalrivalin Novartis (+0,3%) legten dagegen zu. Stützend auf den Markt wirken sich die schwergewichtigen Nestlé-Titel (+0,8%) aus. Angesichts der konjunkturellen Unsicherheiten empfehlen verschiedene Analystenhäuser vorsichtigen Anlegern den Kauf der als konjunkturresistent geltenden Titel.
Die ebenfalls defensiven Swisscom (-1,2) gaben dagegen nach. Am Markt wurde auf eine kritische Studie von Goldman Sachs über den europäischen Telekom-Sektor verwiesen. Die Analysten der US-Investmentbank haben darin zwar das Kursziel für Swisscom etwas erhöht, bleiben aber bei ihrer Einschätzung «Neutral» für die Titel des Schweizer Marktführers.
Die Finanztitel wurden von der Ungewissheit um die Eurokrise sowie von Gewinnmitnahmen belastet. Dennoch konnten die Grossbankenwerte CS (+0,4%) und UBS (+0,1%) den Tag im Plus beenden. Deutliche Verluste erlitten dagegen die Versicherer: So schlossen ZFS 1,8% im Minus und Swiss Re verloren gar 2,1%.
Am breiten Markt verloren Lindt&Sprüngli (PS: -2,5%), wo das Management in den letzten Tagen Aktienverkäufe von gegen 1 Mio CHF getätigt hatte, sowie die Titel des Solarzulieferers Meyer Burger (-5,8%) deutlich. (awp/mc/ps)