Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Montag mit deutlichen Verlusten geschlossen. Dominierender Unsicherheitsfaktor sei weiterhin die Schuldenkrise in Europa gewesen, sagte ein Händler. Insbesondere die Diskussionen um eine mögliche Umschuldung Griechenlands hätten Unruhe gebracht, aber auch Aussagen der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) zur Kreditwürdigkeit Italiens haben die Märkte belastet. S&P hatte den Ausblick für die langfristige Beurteilung von Italien am Wochenende von «stabil» auf «negativ» gesenkt.
Hinzu seien Sorgen um das Wirtschaftswachstum in den USA und China gekommen, hiess es. Am Nachmittag entstand durch die Entwicklung an den US-Börsen zusätzlicher Druck. Die Wall Street tendierte klar schwächer, Händler sprachen von einer Flucht aus riskanten Anlagen wie Aktien. Der neue Vulkanausbruch in Island erhöhte die Nervosität zusätzlich.
Der SMI ging 1,42% tiefer bei 6’437,82 Punkten aus dem Handel. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,75% auf 1’003,19 Punkte und der breite SPI 1,47% auf 5’924,71 Punkte.
Grössere Abgaben im SMI/SLI verzeichneten konjunktursensitive Titel. Richemont gaben zum Wochenstart um 3,4% nach, die Papiere des Branchennachbarn Swatch verloren 2,0%. Wachstumssorgen in den USA und China belasteten dem Vernehmen nach besonders den Luxusgütersektor. Auch Nobel Biocare (-3,3%) wurden deutlich zurückgestellt.
Deutliche Verluste unter den Bluechips mussten auch Sonova (-3,3%) im Vorfeld der morgigen Bilanzmedienkonferenz hinnehmen. Zahlen zum Geschäftsjahr 2010/11 liegen allerdings bereits seit Anfang Mai vor.
Swiss Life (-3,3%) und andere Finanztitel litten unter den anhaltenden Unsicherheiten wegen der Eurokrise. Bâloise verloren 2,0%, UBS 2,2% und ZFS 2,3%. Credit Suisse gaben mit 1,3% etwas weniger nach. Die Grossbank werde in Analystenkreisen als weitestgehend von der Schuldenkrise in Europa unbeeinträchtigt beurteilt, hiess es.
Swiss Re wurden erstmals unter dem neuen Kürzel SREN gehandelt und notierten 3,0% tiefer. Das Börsenkürzel steht im Zusammenhang mit der Errichtung einer Holding-Struktur.
Julius Bär (-2,2%) verloren im Tagesverlauf zunehmends. Positive Nachrichten konnten nicht ausreichend stützen: Der Vermögensverwalter will bis zur GV 2012 über eine zweite Handelslinie Aktien im Umfang von maximal 500 Mio CHF zurückkaufen und darf ausserdem für seine Kunden neu in chinesische Aktien und Anleihen investieren.
Bei Transocean (-3,3%) verwies ein Marktbeobachter auf News im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko: Der japanische Partner Mitsui zahlt 1,1 Mrd USD an BP und beteiligt sich an den Folgeschäden. Dies habe am Markt Spekulationen geschürt, wonach auch Transocean eine Einigung mit dem Grosskunden BP anstreben könnte.
Bei den Zyklikern gaben unter anderem noch Adecco (-3,0%), Clariant (-2,2%) und Holcim (-3,2%) stark nach.
Die defensiven Pharmaschwergewichte Roche (-1,6%) und Novartis (-1,2%) konnten sich dem Abgabedruck kaum entziehen. Actelion verloren 1,0% trotz positiver Nachrichten. Das Pharmaunternehmen ist bei der Erforschung eines Arzneimittel-Wirkstoffs gegen Heuschnupfen vorwärts gekommen.
Swisscom büssten 0,9% ein. Der Telekom-Konzern will nach Aussagen gegenüber der Finanzpresse im Digital-TV-Markt weiter wachsen. Besser hielten sich andere defensive Werte, darunter Synthes (-0,1%).
Nestlé verloren moderate 0,3%. Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck schloss in einem Zeitungsinterview eine Neuauflage des Aktienrückkaufprogramms nicht aus. Gleichzeitig zeigte sich Brabeck zuversichtlich, dass es Nestlé gelingt, trotz ansteigenden Rohstoffkosten die Margen zu erhöhen.
Am breiten Markt verloren Swissmetal 4,8%. Der Kupferprodukte-Hersteller verschob die Generalversammlung und kündigte einen Kapitalschnitt mit nachfolgender Kapitalerhöhung an. Zudem prüft das Unternehmen einen Verkauf des Werksgeländes in Dornach. (awp/mc/ps)