Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag mit deutlichen Verlusten geschlossen. Händler machten beunruhigende Nachrichten aus Asien, Europa und den USA für die negative Stimmung verantwortlich. Sie hatten die Sorgen um die weltwirtschaftliche Entwicklung angefacht, hiess es. Die positive Entwicklung der defensiven Werte verhinderte allerdings einen grösseren Abwärtsdruck auf Indexstufe. China verbuchte im Februar überraschend mit 7,3 Mrd USD das grösste monatliche Handelsdefizit seit sieben Jahren.
Die US-Ratingagentur Moody’s senkte die Kreditwürdigkeit von Spanien um eine Stufe. Auch sonst ging die Sorge um den Euro weiter. In den USA stiegen die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der abgelaufenen Woche deutlich und auch der anhaltend hohe Ölpreis wirkte belastend.
Der Swiss Market Index (SMI) schloss 0,65% tiefer auf 6’404,62 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,08% auf 1’028,37 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) gab 0,78% auf 5’810,40 Punkte nach.
Schlusslicht bei den Blue Chips waren Geberit (-5,1%). Der Sanitärtechnik-Konzern erfüllte die Erwartungen der Analysten mit dem vorgelegten Zahlenkranz nicht ganz. Nach mehreren Jahren solider Ergebnisausweise seien die erfolgsverwöhnten Aktionäre Enttäuschungen nicht gewohnt, sagen Händler. Nach den Aufschlägen im Vorfeld der Zahlenpublikation kam es allerdings auch zu Gewinnmitnahmen.
Sehr schwach tendierten noch Swiss Re (-2,3%). Der Rückversicherer wurde von den schlechten Geschäftsaussichten der Konkurrentin Munich Re belastet. Der weltgrösste Rückversicherer muss um sein Gewinnziel für 2011 bangen, wegen der schweren Naturkatastrophen in Australien und Neuseeland. Auch Adecco (-2,8%) und Logitech (-2,4%) notierten sehr tief.
UBS verloren 2,0%. CEO Oswald Grübel schloss in einem Interview eine Anpassung der Mittelfristziele nicht länger aus. Dies werde am Markt negativ aufgenommen, hiess es. Bei CS (+0,1%) verhinderten Deckungskäufe am Nachmittag einen Kursrutsch. Julius Bär (+0,4%) waren gefragt, laut Händlern auch aufgrund von Umschichtungen zu Lasten der Grossbanken.
Die Titel der Raffineriebetreiberin Petroplus (-2,0%) und des Ölbohrkonzerns Transocean (-3,3%) standen unter Druck. Händler befürchteten, dass die Krise in Libyen den gesamten Ölsektor längere Zeit negativ beeinflussen könnte. Nach drei Wochen blutiger Unruhen liegt die libysche Öl-Industrie am Boden.
Abgaben waren auch bei den zyklischen Richemont (-1,9%) und Swatch (-2,7%) zu beobachten. Swatch-CEO Nick Hayek zeigt sich allerdings weiterhin optimistisch und sagte an der Bilanzmedienkonferenz, mittelfristig sei ein Umsatzanstieg auf 10 Mrd CHF organisch möglich. Nach einer Preisanalyse des Luxusgütersektors von Exane BNP gebe es am Markt auch eine gewisse Zuversicht, dass Richemont und Swatch 2011 Margenerhöhungen erzielen könnten – trotz des schwierigen Umfeldes, hiess es.
Gefragt waren die defensiven Papiere vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Sorgen. Die Schwergewichte Roche (+0,2%) und Novartis (+0,5%) verhinderten entsprechend grössere Abgaben im Leitindex SMI. Nestlé verloren 0,2%.
Die grössten Gewinne verzeichneten Nobel Biocare (+1,6%). Marktteilnehmer verwiesen auf eine positive Studie der Royal Bank of Scotland. Diese ziehe immer noch Käufe nach sich. Das Handelsgeschehen sei aber vorwiegend von wenig nachhaltigen Deckungskäufen geprägt, hiess es. Im Plus notierten sonst nur noch Synthes (+1,2%).
Im breiten Markt reagierten die Anleger negativ auf eine Reihe von Geschäftszahlen. Am deutlichsten gaben die Aktien von Tecan (-7,6%) nach, aber auch Cicor (-3,5%), Helvetia (-2,2%), Implenia (-1,5%) und Siegfried (-2,2%) schlossen im Minus. Bank Linth notierten unverändert und BEKB (+0,9%) konnten zulegen.
Aryzta sanken um 0,2% nach Zahlen der Tochter Origin. Orascom verloren 2,7%; das Unternehmen verschiebt aufgrund der politischen Entwicklung den Geschäftsbericht 2010 und die Zahlen zum ersten Quartal um rund vier Wochen. (awp/mc/ps)