Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag schwächer geschlossen. Das Handelsgeschehen sei über weite Strecken eher ruhig verlaufen und die Umsätze seien entsprechend bescheiden ausgefallen, kommentierte ein Händler. Zu Handelsschluss erfolgten allerdings einige verstärkte Abgaben, die den Leitindex auf das Tagestief gedrückt hatten. Zu den grössten Verlierern zählten die Bankenwerte, die europaweit wegen der Ergebnisse des irischen Bankenstresstests unter Druck standen.
Die Grundstimmung sei aber nicht schlecht gewesen, nachdem die Unruheherde im Nahen Osten wie auch die Japan-Katastrophe etwas aus dem Blickfeld der Anleger gerückt seien, hiess es weiter. Die am Nachmittag publizierten US-Konjunkturdaten hätten sich kaum auf das Geschäft ausgewirkt. Die Anleger würden gemäss Händlern auf den am Freitag anstehenden monatlichen US-Arbeitsmarktbericht warten, was gegen Handelsschluss zu Abgaben geführt hätte.
Der SMI schloss um 0,64% tiefer auf 6’357,55 Punkten. In den ersten drei Monaten dieses Jahres verlor der SMI nach wechselvollem Verlauf um 1,2%. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) sank am Donnerstag um 0,48% auf 1’016,16 Zähler, und der breite Gesamtmarkt (SPI) verlor um 0,52% auf 5’791,55 Punkte.
Stärkere Verluste im SMI/SLI-Tableau erlitten UBS (-1,7%) und CS (-1,2%) im Zuge der eruopaweiten Abgaben. Ebenfalls deutliche Einbussen verzeichneten Logitech (-1,6%) und Swiss Life (-1,4%). Bei Logitech wurde im Handel von Abgaben angelsächsischer Anleger gesprochen. Zu den grösseren Verlierern zählten die konjuktursensitiven Transocean (-1,2%) und Adecco (-1,1%). Die Titel des Transocean-Branchennachbarn Weatherford (+0,7%) waren hingegen gesucht.
ZFS (-1,0%) verloren deutlich, nachdem der Versicherer im Vorfeld der Generalversammlung eine Schadenschätzung zu den jüngsten Naturkatastrophen in der Region Asien-Pazifik seit Anfang Jahr abgegeben hatte. Demnach rechnet das ZFS-Management im Zusammenhang mit den insgesamt fünf Naturkatastrophen mit Schadenzahlungen von rund 500 Mio USD. Analysten erachteten die Summe zwar als am oberen Rand der Erwartungen, sehen die Ertragskraft von ZFS insgesamt aber nicht gefährdet.
Die Titel des Rückversicherers Swiss Re (+2,4%) führten dagegen den SMI/SLI an. Vorbörslich hatte Swiss Re den Zeitplan bei der Umsetzung der Holdingstruktur und dem damit verbundenen Aktienumtausch bestätigt.
Verluste in den defensiven Werten sorgten auch dafür, dass die Schweizer Indizes teils etwas schlechter als die europäischen Leitbörsen abschnitten. So drückten Nestlé (-0,9%), Novartis (-0,6%) und Roche (-0,5%) auf den SMI. Bei Novartis würden die Investoren derzeit den Abschluss der Alcon-Übernahme abwarten, hiess es im Handel.
Rege gehandelt wurden die Aktien des Hörgeräteherstellers Sonova (-0,7%). Am Vortag hatten die Sonova-Aktie fast 12% verloren, nachdem die Unternehmensführung aufgrund einer Untersuchung wegen möglicher Insidergeschäfte zurückgetreten war. Citigroup hat den Titel auf «Hold» von «Buy» heruntergestuft, weitere Analysten bestätigten ihre «Hold» bzw «Neutral»-Einschätzungen. Seit der Gewinnwarnung Mitte März haben die Titel insgesamt rund 30% an Wert verloren.
Entgegen dem Trend reihten sich unter die Gewinner ein zyklische Titel wie Syngenta (+0,5%), Clariant (+0,4%), Nobel Biocare (+0,3%) oder ABB (+0,1%). Bei Clariant hatten die Anleger an der Generalversammlung die Aktienkapitalerhöhung zur Finanzierung der Süd-Chemie-Übernahme genehmigt.
Im Gesamtmarkt verloren Kardex (-9,4%) markant. Das Lagerlogistik-Unternehmen gab einen deutlichen Jahresverlust bekannt und lässt die Dividende ausfallen. Dafür hat das Unternehmen eher unerwartet eine massive Kapitalerhöhung angekündigt.
Das Pharmaunternehmen Newron (Titel +3,9%) hatte eine Erweiterung seiner Zusammenarbeit mit Merck Serono vermelden können. Die Branchenkollegin Addex (Titel -3,2%) gab den Start eine Phase II-Studie für einen Wirkstoff zur Behandlung von Nebenwirkungen bei Parkinson-Therapien bekannt.
Im Hinblick auf die noch offene Entscheidung um das Rennen um ein Casino in Zürich legten Escor (+18,9%) auf einem tiefen Niveau deutlich zu. Gurit (+4,5%) profitierten von einer Studie der HSBC zu Alternativ-Energien. Weiter gefragt waren in diesem Zusammenhang auch Meyer Burger (+4,5%). (awp/mc/gh)