Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch schwächer geschlossen. Insbesondere enttäuschende US-Konjunkturdaten sorgten im Verlauf des Nachmittags für schlechte Stimmung. «Zudem war eine kleine Korrektur nach dem Anstieg seit Mitte März auch fällig», kommentierte ein Händler.
Der ISM-Dienstleistungsindex als wichtiger Stimmungsindikator hat sich deutlich eingetrübt und die Erwartungen weit verfehlt. Auch die Daten des US-Arbeitsmarktdienstleisters ADP fielen nicht so aus wie erhofft – im Privatsektor wurden weniger neue Stellen geschaffen als gedacht. Das habe vor dem grossen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag für etwas Nervosität gesorgt.
Der Leitindex SMI schloss mit minus 0,62% auf 6’470,35 Zähler nachdem er zum Mittag noch bis auf 6’547 Punkte gestiegen war. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,86% auf 1’020,56 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,64% auf 5’966,00 Punkte.
Unter den Bluechips standen Holcim und Swisscom mit Zahlen zum ersten Quartal im Fokus. Der Zementhersteller enttäuschte die Erwartungen und die Aktie gab entsprechend am SMI-Ende um 4,1% nach. In Analystenkreisen wird bemängelt, dass die gestiegenen Kosten nicht von Preiserhöhungen abgefangen werden konnten. Zudem sei der Ausblick unkonkret.
Die Swisscom-Aktien verloren mit minus 0,2% nur unterdurchschnittlich. Der Telekom-Konzern konnte die Erwartungen mit den Zahlen mehr oder weniger erfüllen. Analysten bezeichnen das Resultat als gemischt – gute Zahlen in der Schweiz und ein verhaltenes Ergebnis in Italien. Überraschungen sehen die Experten keine.
Neben Holcim lagen auch Adecco mit minus 3,8% unter den schwächsten Werten. Händler sprechen von einer Schwäche im europäischen Stellenvermittlungssektor. Auch die unter den Erwartungen liegenden ADP-Daten hätten belastet. Transocean verloren vor den nachbörslich in den USA anstehenden Zahlen 3,2%, Weatherford gaben um 2,8% nach.
Die prozentual grössten Kursgewinne erzielten Actelion (+6,6%). Die am Vortag von einem US-Gericht nun noch ausgesprochene Strafzahlung von 30 Mio USD im Streitfall mit der japanischen Asahi blieb am unteren Ende der Erwartungen. Zudem hat Actelion weitere gerichtliche Vorstösse angekündigt und will das Urteil als Ganzes anfechten. Nach dem Jury-Spruch vom Wochenende über Schadenersatzzahlungen von 547 Mio USD hatten die Titel zuvor allerdings insgesamt rund 12% eingebüsst.
Geberit profitierten nach den starken Zahlen am Vortag nun mit plus 1,7% von positiven Analystenkommentaren. Vontobel erhöhte die Einstufung für die Titel auf ‹Buy› und das Kursziel auf 240 CHF. Die ZKB nimmt die Titel in ihr Portfolio Standardwerte Schweiz auf.
Die Schwergewichte zeigten sich uneinheitlich. Während Roche (-1,1%) und Nestlé (-0,5%) nachgaben, legten Novartis um 0,6% zu. Die seit Ende April wieder aufgenommenen Aktienrückkäufe von Novartis über die zweite Handelslinie stützten laut Marktbeobachtern.
Unter den wenigen Gewinnern lagen noch Lonza (+1,5%) und Logitech (+1,0%). Am Markt kamen wieder einmal vage Übernahmegerüchte für den Computerzubehör-Hersteller durch Microsoft auf. Händler nahmen diese allerdings nicht allzu ernst.
Im breiten Markt rutschten Panalpina nach frühen Gewinnen zum Schluss mit 0,4% in die Verlustzone. Analysten loben die Gewinnentwicklung des Unternehmens. Bei der Volumenentwicklung hinke der Logistiker allerdings der Konkurrenz weiter hinterher. Galenica (+1,8%) profitierten hingegen davon, dass der Vertrieb von Venofer in Nordamerika wieder aufgenommen werden kann.
Cicor (+7,5%) legten nach einem Interview des CEO Roland Küpfer markant zu. Er sieht grosse Chancen für das neue Konzept mit spritzgegossenen Schaltungsträgern. Progressnow, in deren Büro jüngst eine Razzia der Staatsanwaltschaft stattgefunden hatte, übernahmen mit minus 13,3% die rote Laterne. (awp/mc/gh)