Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt schloss am Montag über Tagestief schwächer. Die Unruhen in Ägypten würden ihre Spuren hinterlassen. Die schweren Proteste gegen die Regierung von Präsident Husni Mubarak und die daraus resultierende Unsicherheit um die Lage im Nahen Osten sorgten für Unruhe am Markt, sagte ein Händler.
Weiter belasteten Sorgen um möglicherweise steigende Rohölpreise und einer daraus resultierenden Wachstumsverlangsamung sowie Inflationstendenzen, kommentierte ein anderer Marktteilnehmer. Eine gewisse Stütze habe der hiesige Markt indessen von der Wall Street erhalten. Dort sorgten trotz der politischen Unsicherheiten im Nahen Osten gute Zahlen des Erdölkonzerns ExxonMobil, Übernahme und Fusionspläne sowie gute Konjunkturdaten für etwas höhere Notierungen.
Der SMI schloss um 0,75% tiefer bei 6’479,15 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor um 0,80% auf 1’034,36 Zähler und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,68% auf 5’814,95 Punkte.
Im SMI-/SLI-Tableau erlitten Actelion (-2,2%) die prozentual grössten Einbussen. Ende der Vorwoche konnten die Titel gestützt durch neuerliche Übernahmespekulationen noch leicht zulegen, obwohl die Entwicklung des Schlafmedikamentes Almorexant nicht unerwartet eingestellt wurde. In der Folge seien die Fantasien aber wieder abgeflaut, hiess es im Handel. So erachtet u.a. JPMorgan ein Übernahmeangebot von Almorexant-Entwicklungspartner GSK nun als weniger wahrscheinlich.
Unter den Finanztiteln litten UBS (-2,0%) und CS (-1,7%) verstärkt unter den Unruhen im Nahen Osten und Sorgen vor einer Wiederbelebung der Staatsfinanzkrise. Demgegenüber hielten sich ZFS (-0,7%) oder Swiss Re (-0,4%) besser.
Swatch (-1,8%) gaben stärker nach als die Branchenkollegen Richemont (-1,3%). In Swatch hat Exane das Anlagerating auf «Underperform» von «Neutral» gesenkt. Die Angst vor einer Wachstumsverlangsamung in den Schwellenmärkten und um die kaufkräftige Kundschaft im Nahen Osten setze den Luxusgüteraktien zu, hiess es im Handel.
Nobel Biocare (-1,8%) verloren nach Anschlussverkäufen. Bereits am Freitag hatten die Titel nach einer Rückstufung auf «Underperform» durch die Credit Suisse deutlich nachgegeben. Aus dem Medtech-Sektor lagen auch Synthes (-1,4%) überdurchschnittlich im Angebot, während Sonova (-0,8%) durchschnittlich nachgaben.
Weiter erlitten Logitech (-1,7%) grössere Verluste. Händler führten die Abgaben vor allem auf eine gekürzten Quartalsausblick von Intel zurück.
Unter den konjunktursensitiven Titeln korrigierten ABB (-1,3%) deutlicher. Demgegenüber vermochten sich die Titel des Raffineriebetreiberin Petroplus (-0,2%) von ihrem Tagestief zu lösen. Transocean (-0,3%) schlossen ebenfalls nur wenig tiefer.
Holcim (-0,8%) zeigten sich im Einklang mit den europäischen Bauwerten mit schwacher Tendenz aber dennoch besser als die Konkurrenzpapiere von Lafarge. Die politischen Verwerfungen in Nordafrika belasten aus Sicht von Marktbeobachtern Holcim wesentlich weniger als den französischen Zementhersteller, hiess es im Handel.
Unter den defensiven Index-Schwergewichten verloren Nestlé (-0,6% auf 51,05 CHF). ING senkte das Kursziel auf 58,50 von 61,00 CHF. Die Analysten verringerten im Vorfeld der Ergebnispublikation 2010 die EPS-Schätzungen 2011 und 2012 um 5%. Die Anpassung erfolgte in erster Linie vor dem Hintergrund der Wechselkursentwicklung, schrieben die Analysten. Novartis (-0,5%) verloren etwas deutlicher als Roche (-0,4%), die am Mittwoch Zahlen vorlegen.
Auf der Gewinnerseite zeigten sich vor allem Syngenta (+1,0%) und Lonza (+2,1% auf 74,35 CHF). Merrill Lynch erhöhte das Anlagerating für Lonza auf «Buy» von bisher «Underperform». Das Kursziel hoben die Analysten auf 81 (70) CHF an. Gut gehalten schlossen Bâloise, Swiss Life, Geberit und Julius Bär (+0,1 bis +0,3%).
Bei den Nebenwerten stehen die Titel der ägyptischen Orascom (-0,9%) mit den politischen Verwerfungen in Kairo im Blick der Anleger. Am Freitag gaben die Aktien 6,8% nach. Orascom generiert einen grossen Teil des Umsatzes in Ägypten. Die ZKB stuft derweil die Titel auf «Marktgewichten» von zuvor «Übergewichten» herab.
Der Reiseveranstalter Kuoni (-4,8%) wurde in den Strudel der Ägypten-Krise gezogen. Die prozentual grössten Einbussen erlitt hingegen das Luxusimmobilien-Unternehmen Peach Property (-5,2%). Grösster Gewinner waren Goldbach (+7,8%). (awp/mc/ps/28)