CH-Schluss: Schwächer – US-Daten unter Erwartungen

Zürich – Die Schweizer Börse hat am Mittwoch auf Tagestief schwächer geschlossen. Vor allem schwache Konjunkturdaten aus den USA haben gemäss Händlern am Nachmittag auf die Kurse gedrückt. So verschlechterte sich die Stimmung des verarbeitenden Gewerbes im US-Bundesstaat New York im Juni überraschend und deutlich. Ausserdem sind die Konsumentenpreise im Mai stärker als erwartet gestiegen und haben bei den Investoren Inflationssorgen geschürt. Die hiesige Börse konnte aber bereits zuvor nicht an die Erholung vom Vortag anschliessen.

Generell dürfte die Euro-Krise die Anleger weiter beschäftigen, nachdem am Dienstagabend ein Treffen der Euro-Finanzminister ohne Ergebnis beendet worden war. Die Gespräche sollen kommende Woche fortgesetzt werden. Zudem werfe der grosse Verfall an den Terminbörsen am Freitag schon seinen Schatten voraus, hiess es weiter.

Der Schweizer Leitindex SMI schloss um 0,92% tiefer auf 6’198,17 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor um 0,87% auf 963,55 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,88% auf 5’697,99 Punkte.

Konjunktursensitive Titel und Finanzvaloren zählten zu den grössten Verlierern. Die Indexschwergewichte schlossen uneinheitlich. So verloren im SMI/SLI-Tableau Clariant (-2,7% auf 17,00 CHF) am deutlichsten. In den Spezialchemie-Werten hat Goldman Sachs die Verkaufsempfehlung bestätigt, allerdings das Kursziel auf 19,50 CHF angehoben.

Zu den weiteren grösseren Verlierern gehörten die zyklischen Syngenta (-1,9%), Logitech (-1,7%), Kühne+Nagel (-1,6%) und SGS (-1,4%). Auch die etwas weniger konjunkturanfälligen Lonza (-2,0%), Nobel Biocare (-1,6%) und Sonova (-1,5%) fielen durch grössere Abgaben auf.

Synthes (+0,2%) standen wegen eines Presseberichts über mögliche Insider-Geschäfte im Blick der Anleger. Bevor die Übernahmepläne des US-Konzerns Johnson & Johnson im April bekannt geworden seien, habe es eine auffällige Bewegung der Aktie gegeben, schrieb das Wall Street Journal in der Online-Ausgabe. Management-Transaktionen wurden der Börse zuletzt nicht gemeldet, und Synthes gab keinen Kommentar ab.

Unter den Finanzwerten gaben bei den Banken Julius Bär (-1,9%) deutlich nach. UBS (-1,6%) und CS (-1,0%) verloren ebenfalls überdurchschnittlich. Hierzulande hat die Bundesratsvorlage zum Umgang mit den Risiken von systemrelevanten Instituten eine erste Hürde genommen: Der Ständerat ist dem Bundesrat gefolgt und will von den Grossbanken höhere Eigenmittelquoten verlangen. Die Detailberatung wird allerdings fortgesetzt. Zuletzt hatte die Frage für Aufsehen gesorgt, ob die Banken de facto deutlich mehr Eigenkapital halten müssen als im Gesetz geplant.

Bei den Assekuranzen verloren ZFS (-1,5%) deutlicher. Der Erstversicherer überträgt in Grossbritannien nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktivitäten an den Rückversicherer Swiss Re (-0,6%) und setzt damit Kapital frei.

Uneinheitlich schlossen die Pharmatitel, bei denen Novartis (+0,1%) bevorzugt wurden. Roche (-1,6%) hat von der Deutschen Bank ein höheres Kursziel erhalten, das «Hold» wurde bestätigt. Der Konzern biete eine solide Gewinnplattform, doch sei es noch zu früh, um ein substanzielles Aufwärtspotenzial von der mit höheren Risiken behafteten Pipeline zu sehen, so die Experten. Actelion (-1,2%) gaben nach Verleiderverkäufen ebenfalls vermehrt nach.

Kursgewinne erzielten Weatherford (+1,7%) im Einklang mit der Kursentwicklung an den US-Börsen. Transocean (+0,8%) legten ebenfalls zu.

Im breiten Markt gerieten Charles Vögele (-15,9%) nach einer Umsatzwarnung unter die Räder. Die Währungssituation habe den Umsatz in den ersten fünf Monaten des Geschäftsjahres 2011 stark beeinträchtigt, erklärte der Modekonzern.

Dagegen sprangen Carlo Gavazzi um 13,9% nach überraschend veröffentlichten Zahlen zum Geschäftsjahr 2010/11 (per Ende März). Die Elektronikgruppe hat Umsatz und Gewinn deutlich steigern können.

Flughafen Zürich (+1,3%) gewannen nach jüngsten Daten zum Passagieraufkommen. Stahlproduzent und -verarbeiter Schmolz+Bickenbach (+1,4%) erwartet dank gut gefüllter Auftragsbücher ein gegenüber dem Vorjahr deutlich gesteigertes Halbjahresergebnis 2011.

Rieter (-3,8% auf 227 CHF) wurden nach einer Analysten-Studie verkauft. Die Credit Suisse hat die Abdeckung mit dem Kursziel von 210 CHF und dem Anlagerating «Underperform» wieder aufgenommen. Schaffner (+0,6%) hielt einen Investorentag ab. (awp/mc/ss)

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