Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt ist mit Verlusten in die neue Woche gestartet. Nach einem Handelsverlauf mit einem moderaten Minus sind die Indizes am Nachmittag mit den US-Börsen deutlicher abgerutscht. Die Zweifel über die Wirksamkeit der EU-Gipfelbeschlüsse seien wieder aufgeflammt, hiess es im Handel. Öl ins Feuer goss Moody’s mit einem Kommentar zu den Ergebnissen der europäischen Politiker. Die geplanten Massnahmen im Kampf gegen die Schuldenkrise gehen der Ratingagentur nicht weit genug.
Für einen weiteren Wermutstropfen sorgte im späteren Handelsverlauf Intel. Der weltgrösste Chiphersteller nahm seine Umsatzschätzungen für das vierte Quartal zurück. Am Berichtstag figurierten vor allem zyklische Werte und Finanztitel auf den Verkaufszetteln. Im Vergleich zu anderen Börsenplätzen begrenzten hierzulande allerdings relativ stabile defensive Papiere das Minus der Indizes.
Der Leitindex SMI verlor am Montag 0,80% auf 5’747,09 Punkte. Der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) ging um 1,34% auf 858,73 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,94% auf 5’190,60 Zähler zurück.
Am Ende des SMI/SLI-Tableaus fanden sich die Papiere der Versicherer wieder, die unter Kommentaren von Standard & Poor’s litten. Denn nun ist auch die Assekuranz ins Visier der US-Ratingagentur geraten. Das Institut hat die Kreditwürdigkeit von 15 europäischen Versicherern unter Beobachtung gestellt.
Swiss Re büssten 3,7% ein, nachdem CEO Stefan Lippe etwas überraschend bekannt gab, im Laufe des nächsten Jahres in den Ruhestand zu treten. Der 56-Jährige plant, sich vorzeitig pensionieren zu lassen. In Analystenkreisen wird Rückversicherungs-Chef Christian Mumenthaler als Kronfavorit für die Nachfolge gehandelt.
Die Aktien von Swiss Life sanken gar um 4,7%. Als Grund für den erhöhten Verkaufsdruck wurde der ausserbörsliche Verkauf von 700’000 Papieren durch den AWD-Gründer Carsten Maschmeyer genannt. Dieser hatte in der vergangenen Woche angekündigt, sich aus dem Verwaltungsrat des Lebensversicherers zurückzuziehen und seine Beteiligung zu reduzieren. Die Transaktion ging aus einer Meldung bei der Schweizer Börse hervor.
Auch die Anteilsscheine der Konkurrenten Zurich Financial Services (-2,5%) und Bâloise (-2,3%) schnitten am Berichtstag sehr schwach ab.
Die Banken gehörten ebenfalls zu den Verlierern: Credit Suisse sanken um 3,6%, UBS um 1,8% und Julius Bär um 3,0%. In der Sonntagspresse hatten mehrere Blätter übereinstimmend berichtet, dass im US-Steuerstreit erstmals Verhandlungen in der Schweiz stattfinden. Nach den Informationen der Zeitungen soll eine Einigung nicht ohne neuen Staatsvertrag zustande kommen.
Bei den konjunktursensitiven Aktien büssten Swatch 2,8%, Holcim 3,0%, Richemont 2,3% und Adecco 2,8% ein. Auch die Titel von ABB (-1,9%) wurden verkauft. Der Elektrotechnikkonzern gab am Morgen den Kauf der im breiten Markt gelisteten Newave Energy (Aktie +20,8% auf 55,25 CHF) bekannt. ABB bezahlt für die in der unterbrechungsfreien Stromversorgung tätige Gesellschaft 56 CHF pro Aktie oder insgesamt 170 Mio CHF.
Auf der Suche nach Stabilität landeten die Anleger einmal mehr bei den defensiven Papieren. So zogen Novartis um 0,1% und Givaudan um 0,9% an. Letztere profitierten davon, dass der Microsoft-Gründer Bill Gates seine Beteiligung am Aroma- und Riechstoffhersteller auf über 10% verdoppelt hat. Nestlé schlossen unverändert und Roche (-0,4%) rutschen zum Handelsende hin ab.
Im breiten Markt hat Cytos (+6,7%) die zusätzlich benötigten Stimmen von Anleihensgläubigern erhalten, um die Restrukturierung der Wandelanleihe rechtsgültig bewilligen zu lassen. Grössere Aufschläge verzeichneten auch Santhera (+7,7%), Mikron (+4,7%) und Crealogix (+2,6%).
Schmolz+Bickenbach (-2,4%) gab die Verlängerung der bestehenden Bankenfinanzierung bekannt. Mit einem internationalen Bankenkonsortium sei eine Kreditfinanzierung mit einem Volumen von insgesamt 875 Mio EUR getroffen worden.
Die grössten Verluste waren in Rieter (-8,6%), Petroplus (-7.6%) und Gategroup (-6,5%) zu sehen. Goldman Sachs hat letztere Aktien von «Buy» auf «Neutral» zurückgestuft. Meyer Burger (Aktie -2,3%) litten unter Berichten, wonach chinesische Solarmodulhersteller wegen Überkapazitäten ihre Produktion zuletzt massiv reduziert haben. (awp/mc/ps)