Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Dienstag im Minus geschlossen. Obwohl die problemlose Auktion spanischer und italienischer Staatspapiere sowie ein starker ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen Deutschlands die Stimmung aufhellten, vermochte sich der SMI nicht bis Börsenschluss in der Gewinnzone zu halten. Vor allem die Genussscheine von Roche beeinträchtigten die Performance des Schweizer Börsenbarometers.
Wenig hilfreich waren auch die Konjunkturdaten aus Übersee: In den USA waren die Einzelhandelsumsätze im Januar schwächer gestiegen als erwartet. Zudem hatten die Lagerbestände der US-Unternehmen im Dezember weniger deutlich zugelegt als gedacht. Ansonsten richtete sich der Blick der Anleger bereits auf Mittwoch. Denn dann findet das EU-Finanzministertreffen statt, wo weiter über die Causa Griechenland konferiert wird.
Der Swiss Market Index (SMI) ging mit einem Abschlag von 0,22% bei 6’163,82 Punkten aus den Handel. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) sank um 0,27% auf 937,10 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,23% auf 5’586,78 Zähler.
Actelion litten am Dienstag unter dem höher als erwartet ausgefallenen Verlust 2011 und beendeten den Tag mit einer deutlichen Einbusse von 5,9%. Das Baselbieter Pharmaunternehmen war im zurückliegenden Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Auch der Ausblick war unter den Erwartungen ausgefallen, meinen Marktbeobachter. CEO Jean-Paul Clozel gab derweil am Nachmittag an einer Telefonkonferenz bekannt, nicht zum Kerngeschäft gehörende Produktkandidaten auszulizenzieren oder in Spin-offs auszugliedern.
Deutlichere Gewinne am Schweizer Markt wurden aber in erster Linie von Abgaben in den grosskapitalisierten Roche-Genussscheinen verhindert. Sie verbilligten sich nach einer Rückstufung durch die Citigroup von «Buy» auf «Neutral» um 1,2% auf 162,20 CHF. Der zuständige Analyst senkte seine Gewinnprognosen um bis zu 7% und kürzte das Kursziel für die Genussscheine auf 157 CHF von bisher 159 CHF. Besser schnitten Novartis (+0,1%) ab.
Nach Zahlen von L’Oréal rückten Nestlé gar um 0,5% vor. Der französische Kosmetikkonzern hatte 2011 kräftige Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn erzielt und die Erwartungen der Analysten leicht übertroffen. Nestlé ist mit rund 25% an L’Oréal beteiligt, die Franzosen steuern rund 10% zum Gewinn des Nahrungsmittelmultis bei. Der Lebensmittelriese wird ebenfalls noch diese Woche – am Donnerstag – seine Jahreszahlen vorlegen.
Finanzwerte präsentierten sich nach einem schwächeren Start uneinheitlich. Bei den Versicherern stiegen Swiss Re um 1,1% und ZFS um 0,4%. UBS verloren indes 0,2%. Die Grossbank prüft derzeit ein Programm zur Aufnahme von nicht-verwässerndem Kapital in der nahen Zukunft. Das Volumen soll über 1 Mrd USD liegen, bestätigte die UBS. CS büssten 2,0% ein.
Am Vortag der Ergebnispublikation stiegen Clariant (+1,7%) deutlich und Swisscom (-0,6%) verloren moderat. Am Donnerstag folgen ABB (-0,6%) und Givaudan (+1,4%) mit Jahreszahlen. Trotz einer Kurszielerhöhung durch HSBC verloren Transocean 2,1%.
Am breiten Markt sorgte die St.Galler Kantonalbank (Aktie +0,9%) für eine Überraschung. Wegen einer technischen Panne musste das Geldinstitut die Jahreszahlen bereits einen Tag früher als geplant veröffentlichen. Der Handel mit den Aktien wurde daraufhin zwischenzeitlich ausgesetzt. Die Bank hat 2011 einen Gewinnrückgang hinnehmen müssen. Sie konnte aber bei den Kundenausleihungen zulegen.
Ferner haben die Industriekonzerne Bobst (Aktie: +2,4%) und Lem (+3,9%) Zahlen publiziert. Der Airline-Caterer Gategroup (-2,0%) kündigte an, einen indischen Mitbewerber nun vollständig zu übernehmen. Emmi verloren 2,5% nachdem CFO Reto Conrad das Unternehmen bald verlassen wird und zu Coop wechselt.
Dem Immobilienentwickler Orascom DH (Aktie +6,5%) zufolge schreitet das Prestigeprojekt in Andermatt «zügig» voran. Gemäss dem Unternehmen wurden 2011 Verkaufs- sowie Reservierungsverträge im Umfang von 103 Mio CHF abgeschlossen. Allerdings waren die Titel nach Ausbruch der Krise in Ägypten und der arabischen Welt massiv unter Druck gekommen und büssten in den letzten zwölf Monaten fast drei Viertel ihres Wertes ein. (awp/mc/pg)