Zürich – Die Schweizer Aktienbörse hat am Donnerstag sehr fest geschlossen. Vor allem die Finanztitel haussierten geradezu, aber auch Zykliker gehörten klar zu den Gewinnern. Das vom EU-Gipfel in der Nacht beschlossene, umfassende Massnahmenpaket zur Lösung der Schuldenkrise habe zwar in etwa den Erwartungen entsprochen, sei aber vom Markt recht euphorisch aufgenommen worden, sagte ein Händler. Teile der jüngst parkierten Mittel seien wieder in Aktien investiert und es seien Short-Positionen gedeckt worden. Das Handelsvolumen lag denn auch deutlich über dem Durchschnitt der Vortage.
Die EU-Beschlüsse zur Stärkung des Rettungsfonds EFSF und die Rekapitalisierung der Banken dürften gemäss dem Händler dem Markt auch in den kommenden Tagen und Wochen noch eine Stütze bieten. Allerdings seien die Details noch weitgehend unbekannt und es brauche zudem weitere Fortschritte in der Gesundung der Staatsfinanzen der EU-Peripherieländer wie Italien, Spanien, Portugal oder Irland. Teils wurde auch kritisiert, dass der Wirtschaft keine zusätzlichen Wachstumsimpulse gegeben worden sind. So scheine in der Eurozone nach dem in den vergangenen Monaten angerichteten Schaden eine leichte Rezession wahrscheinlich.
Der SMI schloss um 2,15% höher auf 5’823,00 Punkte; das Tageshoch lag gar bei 5’857 Punkten. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann 3,43% auf 897,60 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 2,09% auf 5’286,40 Punkte.
Gute Konjunkturzahlen aus den USA hatten die Ängste vor einer Rezession in Übersee gedämpft und damit das Sentiment zusätzlich gestützt, wenn auch etwas schlechter ausgefallene Hausverkaufsdaten das Sentiment am späten Nachmittag wieder etwas drückten.
Angesichts der Ergebnisse des EU-Gipfels standen vor allem Finanztitel positiv im Rampenlicht. Im Zuge der EU-Beschlüsse haussierten die Grossbankentitel CS (+11,4%) und UBS (+8,1%). Julius Bär (+4,7%) ebenfalls deutlich. Die Assekuranzwerte Swiss Life (+7,5%), Bâloise (+7,4%), Swiss Re (+4,5%) und ZFS (+4,4%) legten überdurchschnittlich zu, wobei die in Europa verhältnismässig stärker engagierten Bâloise und Swiss Life am meisten zulegten.
Tagessieger stellten aber Logitech (Aktie +16,1%) dar. Der Konzern ist im zweiten Quartal wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, und das Management hat die Guidance für das Gesamtjahr bestätigt. Analysten fanden denn auch nur lobende Worte für den Quartalsabschluss. Darüber hinaus bleibe aber abzuwarten, ob mit dem Q2 bereits die Trendwende geschafft worden sei, hiess es.
Weitere grössere Gewinner waren konjunktursensitive Valoren wie Adecco (+6,5%), Holcim (+4,6%), SGS (+4,1%) und Clariant (+4,8%). Die Luxusgüter-Titel Richemont (+4,9%) und Swatch (+3,9%) verteuerten sich ebenfalls klar.
Ausserdem standen bei den Blue Chips ABB (+1,2%) im Fokus, welche am unteren Ende der Index-Liste schlossen. Der Technologie-Konzern lag in den ersten neun Monaten 2011 beim Auftragseingang und Umsatz leicht, auf den Gewinnebenen allerdings deutlich unter den Konsensschätzungen. Auf wenig Gefallen seien auch die Unsicherheiten im kurzfristigen Ausblick gestossen, hiess es unter Beobachtern. Allerdings hat das Management den langfristigen Ausblick bekräftigt.
Unterdurchschnittlich schlossen im risikobereiteren Umfeld auch die defensiven Schwergewichte. So gewannen Novartis (+0,1%), Nestlé (+0,4%) und Roche (+0,7%) eher wenig hinzu.
Im breiten Markt verzeichneten Bucher (+4,2%) nach Zahlen Gewinne, während Züblin (-1,1%) verloren. Insbesondere der Zwischenabschluss des Industriekonzerns Bucher wurde als «makellos» beurteilt. BKW (+1,3%) hatte den Abschluss eines Konsortialkredites über 300 Mio CHF gemeldet. Grosse Gewinne verzeichneten zudem Gategroup (+10,5%) und Mindset (+8,9%), grosse Verluste LifeWatch (-7,3%) und vor allem mondoBiotech (-11,5%). (awp/mc/ps)