CH-Schluss: SMI erholt sich leicht – Zykliker gesucht
Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Dienstag vom schwachen Wochenauftakt etwas erholen können. Der Leitindex SMI startete zunächst kaum verändert in den an Unternehmensnews armen Handelstag, konnte dann aber zulegen und schloss am Ende gut zehn Punkte unter dem Tageshöchststand. Von der technischen Gegenbewegung profitierten vor allem konjunkturabhängige Titel, während der Finanzsektor weiter an Boden einbüsste. Die Stimmung an der Börse bleibe aber von Unsicherheiten geprägt, hiess es am Markt.
Die Sorgen um die Schuldenkrise in Europa und um eine allfällige Wachstumsabschwächung in Schwellenländern wie China hätten die Erholungstendenzen gedämpft. Ein Lichtblick seien die über Erwarten gut ausgefallenen ifo-Daten zum Geschäftsklima in Deutschland gewesen. Ausserdem hätten steigende Rohstoffpreise das Sentiment ein wenig gestützt.
Der SMI stieg bis Börsenschluss um 0,26% auf 6’454,29 (Tageshöchst: 6’467) Punkte und der 30 Titel umfassende Swiss Leader Index (SLI) um 0,20% auf 1’005,19 Zähler. Der breite Swiss Performance Index (SPI) legte derweil um 0,26% auf 5’939,98 Punkte zu.
In der Schweiz hat der Hörgerätehersteller Sonova (Aktie: +0,9%) mit Details zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 und Aussagen zum Ausblick die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Mit EBIT und Reingewinn verfehlte Sonova aufgrund unerwartet hoher Abschreibungen die Schätzungen der Analysten. Der anfänglich als «diffus» kritisierte Ausblick wurde indes an der Bilanzmedienkonferenz präzisiert. So erholte sich die Aktie im Handelsverlauf von den anfänglichen Abgaben und legte am Ende zu.
Die grössten Gewinne wurden in den Papieren des Ölbohrunternehmens Transocean (+1,9%) erzielt. Überdurchschnittlich fester schlossen aber auch einige Zykliker wie Clariant (+1,4%), ABB (+1,2%), Nobel Biocare (+1,2%) oder Geberit (+0,8%). Die Titel konnten sich damit von den deutlichen Kursabgaben des Vortages erholen. Derweil Syngenta (+1,0%) der guten Kursentwicklung des US-Konkurrenten Monsato folgten.
Holcim verteuerten sich um 0,7%. Die Papiere erhielten von einer positiven Studie der Deutschen Bank zum Bausektor Unterstützung. Swatch gewannen 0,6%. Der Uhrenfabrikant ist bei seinem langjährigen Vertriebspartner in Saudi-Arabien eingestiegen. Der Weltmarktführer übernimmt an der Alzouman General Trading ein Drittel des Aktienkapitals. Sowohl bei Holcim als auch bei Swatch dürften aber vor allem Erholungstendenzen zum Kursanstieg geführt haben.
Etwas fester gingen auch die defensiven Schwergewichte aus dem Handel. Roche (+0,3%), Novartis (+0,6%) und Nestlé (+0,2%) waren bei den Blue Chips im Mittelfeld zu finden. Nestlé hat die US-Firma Prometheus Laboratories übernommen und damit die Gesundheitssparte weiter ausgebaut. Die US-Gesellschaft mit Sitz in San Diego ist auf Diagnostik und lizenzierte Spezialmedikamente bei gastroenterologischen Erkrankungen und Krebs spezialisiert.
Auf der Gegenseite standen Logitech (-2,3%) am Ende der SMI/SLI-Rangliste. Händler verwiesen auf eine in den USA eingereichte Sammelklage wegen der Verletzung von ad-hoc-Pflichten im Vorfeld der Gewinnwarnung. Zu den Klägern gehören offenbar mehrere Logitech-Aktionäre.
Schwächer tendierten auch Finanztitel, darunter Swiss Re (-1,6%), Bâloise (-1,1%), UBS (-0,5%) oder Credit Suisse (-0,3%). Mit Blick auf die Eurokrise sorgen sich die Anleger bei den Versicherungen und Banken vor möglichen Verlusten auf Staatsanleihen. Beim Rückversicherer Swiss Re dürften die Tornado-Schäden im US-Bundesstaat Missouri zusätzlichen Druck auf die Aktien ausgeübt haben.
Am breiten Markt weiteten Swissmetal (-9,8%) die Verluste vom Montag stark aus. Der Kupferprodukte-Hersteller verschob seine Generalversammlung und kündigte gestern Kapitalmassnahmen an.
Wegen des Vulkanausbruchs in Island standen Aktien wie Dufry (-0,1%), Kuoni (+0,5%) oder Gategroup (-2,9%) unter erhöhter Beobachtung. Letztes Jahr hatte der isländische Vulkan Eyjafjallajökull Europa ins Flugchaos gestürzt.
Mit grossen Gewinnen gingen Bossard (+7,1%), Evolva (+6,1%) oder SHL Telemedicine (+4,4%) aus dem Handel, ohne dass es allerdings dazu kursrelevante Nachrichten gegeben hätte. (awp/mc/ps)