Zürich – Die Schweizer Börse hat sich am Mittwoch von den Kursverlusten der vergangenen Wochen weiter erholt und deutlich fester geschlossen. Der Leitindex SMI startete nach guten Vorgaben im Plus und baute die Gewinne im Handelsverlauf kontinuierlich aus. Am Nachmittag sorgten besser als erwartet ausgefallene US-Konjunkturdaten für zusätzlichen Schwung.
In den USA sind im Juli die Aufträge für langlebige Güter überraschend stark gestiegen und auch die Häuserpreise kletterten deutlicher als erwartet in die Höhe. Die Anleger nutzten die tiefen Kurse zum Einstieg, meinten Händler. Davon profitierten vor allem Zykliker, aber auch Banken und Versicherer wurden nachgefragt.
Aufgrund fehlender Nachrichten zu wichtigen Unternehmen prägen derzeit Hinweise auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und politische Themen das Börsengeschehen. Dabei rücke das Notenbank-Treffen im amerikanischen Jackson Hole verstärkt in den Vordergrund, hiess es im Handel. US-Notenbankchef Ben Bernanke wird am Freitag eine Rede halten und dabei stelle sich die Frage, ob die Fed der schwachen US-Konjunktur abermals mit einer Liquiditätsschwemme unter die Arme greifen werde. Im vergangenen Jahr hatte Bernanke dort die zweite Runde milliardenschwerer Anleihenkäufe («QE2») eingeläutet, nun könnte er die dritte Runde der quantitativen Lockerung signalisieren.
Der SMI schloss um 1,87% höher auf 5’328,49 Punkte und hat damit die Marke von 5’300 Stellen zurückerobert. Der Leitindex hat sich somit seit dem vergangenen Freitag, als er im frühen Geschäft auf unter 5’000 Punkte abrutschte, deutlich erholt. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am Mittwoch sogar 2,31% auf 792,78 und der breite Gesamtmarkt (SPI) 1,98% auf 4’846,20 Punkte.
An der Spitze der Blue Chips standen am Ende Logitech (+7,8%). Händler führten die starken Avancen auf Schnäppchenjäger zurück, welche die tiefe Bewertung zu Käufen nutzten. Holcim verteuerten sich um 5,0%. Die Aktien des Baustoffkonzerns hatten von einer Höherstufung durch die CS auf «Outperform» von bisher «Neutral» zusätzlichen Schub erhalten.
Zu den grössten Gewinnern gehörten auch weitere Zykliker wie Kühne + Nagel (+4,4%), Clariant (+4,2%), Lonza (+4,1%) oder Swatch (+3,3%). Die Papiere des Luxusgüterherstellers profitierten nebst den guten Uhrenexport-Daten vom Vortag auch von überzeugenden Zahlen des chinesischen Uhren-Retailers Hengdeli, an welcher der Bieler Uhrenkonzern beteiligt ist.
Bei den Finanzwerten kletterten Swiss Life um 4,4% und Swiss Re um 3,5% stark in die Höhe. Die Aktien beider Unternehmen wurden von Kepler auf «Hold» von bisher «Reduce» hochgestuft. Nach eine eher verhaltenen Start arbeiteten sich auch die Bankentitel der Credit Suisse (+2,9%), der UBS (+3,4%) und von Julius Bär (+3,8%) bis Handelsschluss in der Tabelle nach vorne.
Die Schwergewichte Nestlé (+1,2%), Roche (+1,2%) und Novartis (+1,6%) konnten im Tagesverlauf ebenfalls zulegen, blieben aber dennoch hinter dem Gesamtmarkt zurück.
Im breiten Markt hatten einige Unternehmen die Zahlen präsentiert, darunter Von Roll (+11,5%). Der Industriekonzern habe vor allem mit einem starken Auftragseingang überzeugt, hiess es im Handel. Die Papiere des Edelstahlherstellers Schmolz+Bickenbach sind nach Zahlen gar um 17,0% gestiegen. Das Unternehmen hatte mit den Zahlen die Erwartungen am Markt deutlich übertroffen. Auch der Ausblick auf das Gesamtjahr sei positiv.
Um 31,2% konnten Cytos zulegen. In der Vorwoche hatte das Biotechnologieunternehmen ein drastisches Kostensenkungsprogramm angekündigt und im Anschluss daran stark an Wert eingebüsst. In der laufenden Woche befindet sich die Aktie auf Erholungskurs. Stark erholen konnten sich am Mittwoch auch Micronas (+15,3%) oder u-blox (+11,2%).
Bei den grössten Verlierern finden sich Mondobiotech, deren Titel sich um 22,5% verbilligten. Das Biotechnologieunternehmen musste für das erste Halbjahr 2011 einen Verlust von 53,6 Mio CHF ausweisen. Um die Geschäftstätigkeit zu gewährleisten, strebt Mondobiotech eine weitere Verbreiterung des Aktienkapitals an und will neue Papiere herausgeben.
Charles Vögele (-5,2%) bauten die Abgaben des Vortages noch aus. Das Bekleidungsunternehmen hatte am Vortag die Anleger mit tiefroten Zahlen im ersten Halbjahr 2011 enttäuscht. (awp/mc/pg)