Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat sich am Freitag vom Abwärtstrend der vergangenen Tage erholt und den Handel im Plus abgeschlossen. Auf die ganze Woche gesehen, blieb der Leitindex SMI dadurch nur noch knapp in der Verlustzone stecken, nachdem er in der Woche zuvor um über 1,5% nachgegeben hatte. Die Anleger hätten mit Blick auf die aktuell nicht sehr überzeugenden Konjunkturaussichten zum Quartalsende hin eine abwartende Haltung eingenommen und so sei es am Markt zu einer Konsolidierung gekommen, meinten Händler. In den nächsten Handelstagen werde sich zeigen, ob die Konjunktursorgen berechtigt seien. Vor allem die am Montag zur Publikation anstehende ISM-Umfrage mit Einkaufsmanagern in den USA und der US-Arbeitsmarktbericht am Karfreitag dürften neue Hinweise dazu liefern.
Am Freitag haben die Aktien kaum auf den Entschluss der Euro-Finanzminister zum deutlich höheren Schutzwall im Rettungsschirm reagiert. Die Firewall wird sich insgesamt auf 800 Mrd EUR belaufen. Dass sich Deutschland gegen Frankreich, das eine Ausweitung der Euro-Rettungssysteme auf insgesamt eine Billion Euro verlangt hatte, durchsetze, sei erwartet worden, hiess es. In der Steuerdebatte mit Deutschland steht die Schweiz offenbar kurz vor einem Abschluss. Ein Abschluss des Abgeltungssteuerabkommens konnte während des Handels allerdings noch nicht vermeldet werden. In den USA standen sich bessere (Michigan-Konsumklima) und weniger gute (Chicago-Einkaufsmanagerindex) Konjunkturzahlen gegenüber.
Bis Börsenschluss stand der SMI um 0,96% höher bei 6’235,51 Punkten. Im Wochenvergleich gab der Index um leichte 0,1% nach. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) gewann am letzten Handelstag des Quartals 1,10% auf 954,21 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,96% auf 5’715,79 Zähler.
Das Quartalsende habe bei einigen institutionellen Anlegern zu Portfoliobereinigungen geführt. Insbesondere in der Schlussauktion hätten wohl «Window Dressing»-Transaktionen den SMI um ein paar zusätzliche Punkte in die Höhe gehoben, hiess es von Händlerseite.
Im Spitzenfeld des SMI/SLI waren Zykliker und Finanztitel am stärksten vertreten. Dabei kletterten Julius Bär mit 3,1% in die Höhe, die Versicherer ZFS und Swiss Life legten um 1,6% respektive 1,4% zu. Die Grossbankenaktien der Credit Suisse und der UBS standen mit einem Plus von 0,4% und 0,6% im hinteren Drittel der Tabelle. Swiss Re (+0,8%) kletterten zum Schluss hin in die Gewinnzone, nachdem zuvor eine Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs belastet hatte.
Nobel Biocare (+2,1% auf 11,29 CHF) legten am Freitag erneut zu. Im Vorfeld der Generalversammlung vom Donnerstag hatte sich VR-Präsident Rolf Watter in einem Zeitungsinterview angedeutet, dass sich der Verwaltungsrat in einem Übernahmebegehren mit einem Preis von 14 oder 15 CHF je Aktie zur Wehr setzen würde. Mit dieser Diskussion seien am Markt erneut Übernahmephantasien aufgekommen, meinten Händler.
Bei den konjunktursensitiven Aktien lagen am Ende Holcim (+2,4%) weit vorne. Das Kursziel des Zementkonzerns wurde sowohl von Exane BNP als auch von HSBC angehoben. Weiter gewannen ABB 2,2%, SGS ebenfalls 2,2% oder Schindler PS 2,0%.
Die Pharma-Schwergewichte Roche (+0,1%) und Novartis (+0,4%) notieren nur leicht fester, Nestlé (+1,3%) arbeiteten sich dagegen in der zweiten Handelshälfte ins Mittelfeld vor. Einzige Verlierer waren Actelion mit minus 1,7%.
Im breiten Markt sind die Aktien des Immobilienentwicklers Orascom Development Holding (-6,7%) nach Vorlage der Jahresergebnisse unter die Räder gekommen. Besonders die angespannte Lage in Ägypten liess den Umsatz einbrechen und unter dem Strich resultierte ein grosser Verlust. Im Ausblick hielt sich das Unternehmen des ägyptischen Milliardärs Samih Sawiris vage, die geplanten Investitionen werden gekürzt.
Auch Crealogix (-4,5%) brachen am Freitag im Anschluss an die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen an der Börse ein. Das im Bereich Bankensoftware tätige Unternehmen spürte die Auswirkungen aus dem Steuerstreit mit den USA, die Euroschwäche sowie die konjunkturelle Abkühlung. Im Zuge der Verunsicherung haben die Banken Projekte gebremst oder auf Eis gelegt.
Die Titel der Chemie + Papier Holding (CPH) verteuerten sich dagegen um deutliche 5,3%. Zwar hat der Chemie- und Papierhersteller vor allem mit Blick auf den starken Franken rote Zahlen geschrieben, die Aktionäre erhalten dennoch eine Dividende. (awp/mc/ps)