Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag zum sechsten Mal in Folge Terrain eingebüsst und dabei vorübergehend den tiefsten Stand seit zwei Jahren markiert. Belastet war die Stimmung insbesondere durch die anhaltenden Streitigkeiten um die Schuldengrenze in den USA, aber auch durch eine Warnung der Ratingagentur Moody’s vor einer möglichen Abstufung Spaniens. In diesem Umfeld stieg auch der Franken weiter an, am späten Nachmittag kostete ein Euro vorübergehend nur noch 1,1298 CHF.
Die vorherrschende Unsicherheit wurde am Nachmittag noch grösser, als verschiedene enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA vorgelegt wurden. So wuchs die Wirtschaft in den USA im zweiten Quartal weit weniger schnell als erhofft und auch die BIP-Daten für das erste Quartal wurden deutlich nach unten revidiert. Gegen Handelsende baute der SMI im Anschluss an eine Rede Barack Obamas dann einen Teil der markanten Verluste wieder ab, da dieser sich zuversichtlich zeigte, bis am Dienstag eine neue Schuldenregelung unter Dach zu bringen.
Der SMI gab schliesslich 1,5% auf 5’783,35 Punkte nach, im Wochenvergleich ergab sich ein Minus von 4,1%. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) verlor 1,44% auf 894,74 Punkte und der breite Gesamtmarkt (SPI) 1,38% auf 5’315,45 Punkte.
Von den Finanztiteln büssten ZFS (-2,1%) am meisten ein, während CS (-1,2%) und UBS (-0,8%) gegen Handelsende noch markant aufholten. In der abgelaufenen Woche haben beide Grossbanken die Anleger mit Quartalszahlen enttäuscht. Nach dem gestrigen Ausweis der CS reduzierten eine Vielzahl von Analysten ihre Schätzungen für die Bank. Zudem drücken die negativen Nachrichten rund um die Staatsverschuldung auf beiden Seiten des Atlantiks auf die Kurse der Finanzwerte.
Die deutlichsten Verluste fuhren indes Nobel Biocare (-3,6%), Transocean (-3,4%) und Weatherford (-2,9%) ein, oder auch die konjunktursensitiven Adecco (-2,5%), ABB (-2,0%) und Richemont (-2,5%).
Swatch verloren 1,6%, nachdem die Titel am Vortag noch von den sehr guten Halbjahreszahlen profitiert hatten.
Auch die Schwergewichte Novartis (-1,9%) und Nestlé (-1,5%) zogen den SMI mit nach unten.
Logitech (-0,7%) hielten die Abgaben im Anschluss an die massiven Kursverluste vom Vortag in engeren Grenzen. Infolge der enttäuschenden Zahlen nahmen indes viele Research-Abteilungen Kurszielreduktionen vor.
SGS legten 0,1% zu, nachdem das Unternehmen eine kleine Übernahme im Bereich Umwelttests in Australien bekanntgegeben hat. Zusammen mit Givaudan und Swiss Re (je +0,4%) waren dies die einzigen Gewinner unter den Bluechips.
Im breiten Markt hat Autoneum nach der Abspaltung vom Rieter-Konzern erstmals Halbjahreszahlen als eigenständiges Unternehmen präsentiert, die Aktien gaben 2,4% nach.
Auch die Papiere des Online-Traders Swissquote fielen nach Zahlen um 3,4% zurück. Swissquote bekam die Unsicherheit an den Finanzmärkten deutlich zu spüren.
Calida zogen dagegen nach Zahlen um 3,6% an. Die Wäscheherstellerin hat im Vergleich mit den Vorgaben gut abgeschnitten. Der Gewinn konnte im schwierigen Währungsumfeld und trotz eines leichten Umsatzrückgangs deutlich gesteigert werden.
StarragHeckert kletterten nach starken Zahlen gar um 7,6% nach oben.
Swissmetal wiederum brachen um 37% ein. Allerdings hatten sich die Titel in den vergangenen Tagen stark zugelegt, insbesondere nachdem Le Bronze Industriel an den Schweizer Aktivitäten des krisengeschüttelten Herstellers von Kupferprodukten Interesse bekundet hat. (awp/mc/ps)